Verbraucherschutz

Nanotechnologien: Landesregierung setzt auf mehr Transparenz

Nanotechnologien sind ein weites Feld – die Wirtschaft setzt auf die Mini-Partikel bei atmungsaktiven Sportklamotten, robusten Lacken oder wasserabweisendem Sand. Doch es gibt Wissenslücken – die will das Land mit einem Infoportal zumindest etwas füllen.

In der Diskussion um Nano-Produkte setzt sich die Landesregierung für ein Register auf EU-Ebene ein. „Wir wollen feststellen, wo überall Nano drin ist”, sagte Verbraucherschutz-Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) am Dienstag in Stuttgart. Ein Register mit Nano-Produkten sollte daher „irgendwann” auf europäischer Ebene Realität werden.

Ein solches Verzeichnis könnte ein wichtiger Schritt sein hin zu mehr Transparenz und einem besseren Verständnis in der Bevölkerung. „Das Thema wird sich weiterentwickeln”, sagte die CDU-Politikerin. „Es soll nicht so sein, dass irgendwann der Verbraucher feststellt, es gibt Nano und ich war nicht dabei – so ähnlich wie beim gentechnischen Thema.” Sie stellte eine Broschüre vor, in der das Thema erklärt ist. Das Heft ist ein Ergebnis von Treffen zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, dem „Nano-Dialog”. Auf der Webseite www.nanoportal-bw.de kann es heruntergeladen werden.

Die Nanotechnologie ist der Sammelbegriff für Anwendungen der Nano-Forschungsgebiete. Ein Nanometer ist ein milliardstel Meter. Die Partikel machen zum Beispiel Stoffe besser löslich, sie sind in Kunststoffen, Kosmetika oder Sonnencremes zu finden. Lacke werden durch die Partikel kratzfester, Textilien sollen atmungsaktiver werden.

Die noch relativ neuen Nanotechnologie sind umstritten. Umweltschützer weisen darauf hin, dass der massenhafte Partikeleinsatz Risiken für Mensch und Natur haben könnte. „Über vielfältige Wege können Nanomaterialien in den Körper gelangen und auch innerhalb des Körpers wichtige Schutzbarrieren überwinden”, heißt es bei der Umweltorganisation BUND. „Schädigungen am Erbgut, Entzündungen und Organschäden könnten die Folge sein.”

Gurr-Hirsch betont hingegen die Vorteile dieser Technologien: „Wir sind positiv eingestellt”, fasst sie die Haltung der Landesregierung zusammen. Als Beispiel nannte sie künstliche Organe, die dank Nanotechnologien verbessert würden und Leben retten könnten. Den möglichen Einsatz der Nanotechnologien bei Lebensmitteln sehe sie hingegen skeptisch, da Nahrung doch eher in ihrer ursprünglichen Form verzehrt werden sollte. Nanotechnologisch veränderte Lebensmittel gibt es laut Landesregierung aber ohnehin noch nicht auf dem Markt.

Problematisch ist nach Darstellung der CDU-Politikerin die Tatsache, dass der Nano-Hinweis auf Sonnencremes, Kosmetika und anderen Produkten kaum wahrgenommen werde. Umfragen und Studien hätten gezeigt, dass drei Viertel der Verbraucher sich „in keiner Weise dafür interessieren, was draufsteht – insofern wissen sie auch nicht, ob hier etwas nanotechnologisch verändert wurde”, sagte Gurr-Hirsch.

In Baden-Württemberg sind Nanotechnologien bereits ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, laut Landesregierung setzen etwa 400 Firmen in ihren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen auch auf Nano.

Quelle:

dpa/lsw