Naturschutz

Informationswanderung im Bereich des möglichen Nationalparks

„Die Ausweisung eines Nationalparks hier im Nordschwarzwald hielte ich für ein faszinierendes Projekt von nationaler Bedeutung. Der heutige Tag, an dem wir begeisternde Naturerlebnisse genießen konnten, bestätigt mich darin, dieses Projekt zielstrebig voranzutreiben.“ Das erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach einer zweistündigen Wanderung, die ihn am Sonntag durch Teile des möglichen Nationalparks um den Ruhestein im Nordschwarzwald führte. An der Wanderung nahm auch der für Naturschutz und Tourismus zuständige Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, teil. Begleitet wurden die Regierungsmitglieder von ihren Ehepartnerinnen, den Regierungspräsidentinnen von Karlsruhe und Freiburg, den Landräten der angrenzenden Landkreise sowie mehreren Bürgermeistern aus der Region.  

„Von einem Nationalpark erwarte ich mir vor allem eine ungestörte Entwicklung der Natur sowie Raum für bedrohte und seltene Arten“, erklärte Kretschmann weiter. „Ebenso wichtig sind mir aber auch die wirtschaftlichen Impulse, die von einem solchen Nationalpark ausgehen können. Das umfassende Gutachten, das wir diesbezüglich in Auftrag gegeben haben, soll uns hier wichtige Argumente und die Grundlage für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Vorhaben im Rahmen der Bürgerbeteiligung liefern“, betonte der Ministerpräsident. Am Ende werde jedoch der Landtag über dieses Staatswald-Projekt von nationaler Tragweite zu entscheiden haben, machte Kretschmann weiter klar.  

„Im Rahmen eines breit angelegten Diskussions- und Beteiligungsprozesses können die Menschen in der Region Nordschwarzwald seit weit über einem Jahr intensiv Einfluss nehmen auf die Diskussion über einen Nationalpark und dessen mögliche Ausgestaltung. Daher sehe ich mit besonders großem Interesse den Ergebnissen der sieben Regionalen Arbeitskreise entgegen, die wir am 5. Dezember in Freudenstadt der Öffentlichkeit vorstellen werden“, ergänzte Minister Alexander Bonde.

Mit diesen Regionalen Arbeitskreisen solle das in der Region vorhandene Wissen in das in Auftrag gegebene unabhängige Gutachten einfließen. Sie setzten sich insbesondere mit der Regionalentwicklung, dem naturschutzfachlichen Mehrwert eines Nationalparks, dem Borkenkäfer-, Auerhuhn- und Wildtiermanagement sowie der zukünftigen Zusammenarbeit der Naturpark- und Nationalparkverwaltung, aber auch mit dem Tourismus auseinander, erläuterte der Minister. Eingebunden in diese Arbeitskreise seien Experten zu den einzelnen Themen aus der Region. Der Dialog mit allen Beteiligten habe von Anfang an eine große Rolle für das Projekt gespielt. „Deshalb haben wir für alle Bürgerinnen und Bürger vielfältige Möglichkeiten geschaffen, sich mit Fragen, Anmerkungen und Bedenken in den Prozess einzubringen“, so Bonde. 

Kretschmann und Bonde wiesen erneut auf die Bedeutung eines Nationalparks für den Erhalt typischer Lebensräume und Arten hin. Demzufolge sei der im Nordschwarzwald geplante Nationalpark ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Biodiversität - damit würde endlich auch Baden-Württemberg nationalen und internationalen Verpflichtungen und Forderungen Folge leisten. So sehe die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt vor, dass bis 2020 auf fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands wieder Gebiete mit weitgehend natürlichen und ungestörten Entwicklungsabläufen entstehen. Ministerpräsident Kretschmann wörtlich: „Grüne und SPD in Baden-Württemberg haben diese Forderung deshalb auch ganz bewusst in unseren Koalitionsvertrag aufgenommen. Wenn wir mit einem Nationalpark also 0,7 Prozent der baden-württembergischen Waldfläche aus der Nutzung nehmen - mehr machen die 10.000 Hektar des möglichen Nationalparks nicht aus -, leisten wir damit einen wichtigen Beitrag, um das nationale Ziel   zu erreichen.“  

Die Sorge mancher Bürgerinnen und Bürger, mit einem Nationalpark werde die Freizeitnutzung im Schwarzwald eingeschränkt, konnte Ministerpräsident Kretschmann zerstreuen: „Umweltbildung und die Erlebbarkeit sich ungehindert entwickelnder Natur sind ganz wesentliche Ziele eines Nationalparks. Die vielzitierte Käseglocke über der schönen Schwarzwaldlandschaft ist mit mir nicht zu machen. Wenn wir diesen Nationalpark ausweisen, bleiben die gekennzeichneten Wanderwege selbstverständlich bestehen, und alle dort existierenden Einrichtungen haben natürlich Bestandsschutz.“  

Angesichts von Befürchtungen in Teilen der Bevölkerung fügte der Ministerpräsident hinzu: „Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung - dies zeigen die Erfahrungen mit allen Nationalparken in Deutschland - ist nach anfänglicher Skepsis stolz auf ihren Nationalpark. Ich bleibe Optimist und glaube, dass dies auch im Nordschwarzwald so kommen würde.“