Landentwicklung

Minister Köberle gibt Gewinner des Landentwicklungswettbewerbs 2009 bekannt

„Außergewöhnliche Leistungen erzielt man im Miteinander, die Gewinner des Landentwicklungswettbewerbs sind der beste Beweis. Die ausgezeichneten Flurneuordnungsverfahren sollen Vorbilder sein, wenn es darum geht, den Ländlichen Raum zukunftsfähig zu machen“, sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Dienstag (9. November 2010) anlässlich der Bekanntgabe der Gewinner des Landentwicklungswettbewerbes 2009 in Stuttgart.
 
„Eine Flurneuordnung stellt Eigentümer und Behörden stets vor neue Herausforderungen, denn jedes Verfahren ist einzigartig und es müssen stets eine Vielzahl von Aufgaben miteinander in Einklang gebracht werden“, so der Minister. Diese reichen von der klassischen Strukturverbesserung in Land- und Forstwirtschaft sowie dem Weinbau, dem Schutz und der Entwicklung ökologisch wertvoller Flächen und Dorfentwicklungsmaßnahmen bis zur Unterstützung kommunaler und verkehrstechnischer Infrastrukturprojekte.
 
Gewinner sollen Vorbild sein

Alle drei Jahre lobe das Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz den Landentwicklungswettbewerb aus, der von der Verwaltung für Flurneuordnung und Landentwicklung Baden-Württemberg durchgeführt wird. Aus den teilnehmenden Verfahren werden drei besonders herausragende Projekte ausgewählt, die auch für andere Regionen Beispiel sein sollen. „Mit dem Wettbewerb wollen wir die gelungensten Verfahren hervorheben und gleichzeitig unseren Dank an die Akteure richten, die oftmals viel Zeit und Mühe investieren und das häufig auch ehrenamtlich“, betonte Köberle. Das Instrument Flurneuordnung zeige immer wieder aufs Neue, dass es für die unterschiedlichsten Problemstellungen in den jeweiligen Regionen passgenaue Lösungen biete. „Die Vielfalt unseres Ländlichen Raumes spiegelt sich auch hier wider, daran wollen wir in Zukunft festhalten. Insgesamt gesehen haben Landentwicklung und Flurneuordnung einen hohen Standard in Baden-Württemberg“, so der Minister.
 
Von den zwölf Flurneuordnungen, die sich beim Landentwicklungswettbewerb 2009 beworben haben, erhalten eine gleichrangige Auszeichnung:

  • Künzelsau-Belsenberg im Hohenlohekreis,
  • Lauterach im Alb-Donau-Kreis
  • und Schriesheim (Kuhberg) im Rhein-Neckar-Kreis.

Diese drei Verfahren überzeugten durch ihre besonders gelungenen Gesamtlösungen, um die unterschiedlichen Interessen von Landwirtschaft, Naturschutz, Verkehr, Kommunen sowie Naherholung und Freizeit miteinander zu vereinbaren.

 
Zwei Sonderpreise vergeben

Da bei der aktuellen Wettbewerbsrunde die Qualität aller eingereichten Flurneuordnungen sehr hoch gewesen sei, werden durch den Minister zusätzlich zwei Sonderpreise vergeben. Diese gingen an die Verfahren: 

  • Kreßberg-Leukershausen / Mariäkappel im Landkreis Schwäbisch Hall und
  • Vogtsburg-Schelingen „Kirchberg“ im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.

Die Flurneuordnung Kreßberg-Leukershausen / Mariäkappel habe durch die Vielfalt der umgesetzten Zielsetzungen überzeugt. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ginge es im Verfahren Vogtsburg-Schelingen „Kirchberg“ um die Bewältigung eines Rebverfahrens unter schwierigsten naturschutzrechtlichen Rahmenbedingungen. „Solch beeindruckende Ergebnisse lassen sich nur erzielen, wenn alle Beteiligten vor Ort an einem Strang ziehen und die Bereitschaft vorhanden ist, sich aktiv einzubringen. Das ist in den prämierten Verfahren eindeutig der Fall", betonte der Minister.
Alle fünf Preisträger erhielten als Auszeichnung eine Erinnerungstafel, ein Luftbild des Verfahrens und eine Urkunde. Minister Köberle kündigte an, die Preise den Gewinnern persönlich zu übergeben, um sich vor Ort selbst einen Eindruck von den prämierten Flurneuordnungen zu verschaffen.
 
Gewinner des Landentwicklungswettbewerbs 2009

Künzelsau- Belsenberg , Hohenlohekreis

Das Verfahren im Hohenlohekreis ist ein sehr gelungenes Beispiel für den ganzheitlichen Ansatz eines Flurneuordnungsverfahrens mit Feld-, Wald-, Reb- und Ortslagen. Dabei wurden land- und forstwirtschaftliche Grundstücke erschlossen und zusammengelegt. Von besonderer Bedeutung war die Erschließung von Steillagen in Wäldern, die bisher kaum zu bewirtschaften waren. Zur Förderung der Biodiversität wurden Biotope miteinander vernetzt und Dolinen in öffentliches Eigentum überführt.
 
Herausragen lässt dieses Verfahren das bürgerschaftliche Engagement, das sich besonders bei der Neugestaltung des Dorfplatzes von Belsenberg zeigte. Durch unentgeltliche Eigenleistung der Bürger wurde dem Dorfplatz ein neues Gesicht gegeben. Außerdem nahmen die Anwohner den durch die Flurneuordnung ermöglichten Ausbau von Ortsstraßen zum Anlass, ihre Gebäude zu renovieren und Außenanlagen neu zu gestalten. Hier lieferte die Flurneuordnung die Initialzündung für weitere eigenständige Aktionen und Maßnahmen aus der Bevölkerung, wie zum Beispiel bei der Renovierung und Neugestaltung der „Belsenberger Kelter“.
 
 
Flurneuordnung Lauterach, Alb-Donau-Kreis

Die Flurneuordnung Lauterach ist ein Musterverfahren für die Flurneuordnung als Instrument zur Entflechtung von Interessen der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Als herausstechende Maßnahme ist die Flächenbereitstellung zur Reaktivierung eines Donaualtarmes zu nennen. Neben den zahlreichen Maßnahmen zum Zwecke des Naturschutzes wurden die überbetrieblichen Bedingungen für die Landwirte verbessert. Dazu wurden zahlreiche Gemeindeprojekte wie die Umgestaltung und Sanierung des Lautertalradweges unterstützt. Das Verfahren Lauterach zeigt somit vorbildlich, wie eine Flurneuordnung ganzheitlich umgesetzt werden kann.
 
Weitere Maßnahmen zum Zwecke des Naturschutzes waren:

  • Überführung von Flächen im Naturschutzgebiet „Flusslandschaft Donauwiesen“ ins Eigentum des Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V. (BNAN) und des Landes Baden-Württemberg
  • Renaturierungsmaßnahmen im Bereich der Donau
  • Anlage von durchgängigen Schaftriebwegen und drei Naturschutzäckern
  • Überführung von Gewässerrandstreifen in Gemeindeeigentum
  • Verlegung einer Sportanlage aus einem ökologisch sensiblen Bereich des Lautertals verbunden mit der Umnutzung des alten Sportheims zu einem Biosphäreninformationszentrum

 
Schriesheim (Kuhberg), Rhein-Neckar-Kreis

Das Rebverfahren in Schriesheim ist ein hervorragendes Beispiel für die harmonische Umsetzung ökonomischer und ökologischer Ziele in Weinbaulagen. Zur Bewirtschaftungserleichterung wurde ein Großteil des Rebberges in Kleinterrassen umgestaltet sowie neue Wege und eine Tröpfchenbewässerungsanlage gebaut. Ökologisch wertvolle Trockenmauern wurden weitest möglich erhalten, wo nötig ausgebessert und zum Teil auch komplett neu aufgebaut. Ein Drittel der Verfahrensfläche dient der Biotopvernetzung.
Der in diesem Zusammenhang neu angelegte Lehrpfad „Themenweg Kuhberg“ wertet das Naherholungsgebiet touristisch auf. Das Verfahren erhält den seit Generationen gewohnten Blick zur Strahlenburg, zu deren Füßen liebevoll gepflegte Weinberge liegen.


Sonderpreise Landentwicklungswettbewerb 2009

Flurneuordnung Kreßberg – Leukershausen / Mariäkappel , Landkreis Schwäbisch Hall

Dieses Verfahren zeigt die gesamte Bandbreite einer integralen Flurneuordnung auf. Es wurden die Situation in der Feld-, Wald- und Ortslage verbessert und Zielsetzungen zur Förderung der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der kommunalen Infrastruktur, des Freizeitangebotes und des Gemeinwesens umgesetzt oder unterstützt.
 
Nachfolgende Auflistung zeigt beeindruckend die Fülle der durchgeführten Maßnahmen:

für die Landwirtschaft

  • Verbesserung der Erschließung sowie Zusammenlegung zersplitterten Grundbesitzes in Feld und Wald
  • Aussiedlung und Aufstockung landwirtschaftlicher Betriebe
  • Anlage von Holzlagerplätzen und einer Obstverladerampe

für die Natur:

  • Wasserrückhaltung durch Gestaltung naturnaher Gewässer
  • Trollblumenprojekt
  • Maßnahmen für Biber und Storch
  • Streuobstkonzeption

für die kommunale Infrastruktur durch Flächenbereitstellung
für Ortsumfahrungen und Verlegung einer unübersichtlichen Straßeneinmündung
für den Ausbau einer Kreisstraße
für ein Gerätehaus mit Sanitäranlagen in Selgenstadt
zur Friedhofserweiterung
für eine Abwasserleitung

für das Freizeitangebot:

  • Ausweisung eines Wanderparkplatzes
  • Schaffung einer Radwegeverbindung zum Freibad Bergertshofen
  • Ausweisung von Reitwegen und einer Wasserstelle für Militaryreitübungen
  • Infotafeln „Wundergärten der Natur“
  • Anlage eines Grillplatzes und zweier Schutzhütten
  • für das Gemeinwesen
  • Schulprojekte im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens
  • Backhaus in Kreßberg
  • Gedenkstätte für den Landfeldvermesser Johann Georg Vetter
  • Arbeiten des Naturfotografen Ernst Kroll


Vogtsburg – Schelingen „Kirchberg“, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

Dieses Rebverfahren ist ein Vorzeigeverfahren, wie bei der Umgestaltung eines Rebberges zur maschinellen Bewirtschaftung es möglich ist, dies im Einklang mit den Zielsetzungen des Naturschutzes umzusetzen.
Das Verfahren liegt im FFH- und Vogelschutzgebiet Kaiserstuhl und ist Lebensraum vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Zur Kompensation des Eingriffes in Natur und Landschaft wurden außergewöhnliche Maßnahmen durchgeführt, wie die Neuanlage von Lössabsätzen und -steilwänden als Lebensraum für Wildbienen und Nistmöglichkeit für den Bienenfresser oder die Begrünung von Neuböschungen mit Wiesendruschgut aus umliegenden Naturschutzgebieten.

Ein das Verfahren begleitendes Monitoring belegt eindrücklich, dass die durchgeführten Maßnahmen den gewünschten Effekt mehr als erreichen. Alle im Vorfeld des Verfahrens festgestellten seltenen und geschützten Arten konnten durch das Monitoring bestätigt werden. Einige seltenen Arten, wie die Uferschwalbe und die Zaunammer, sind sogar hinzugekommen.

Quelle:

Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg