Ein speicherbarer Energieträger
Mit dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg, das im Februar 2023 vom Landtag verabschiedet wurde, hat sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 die Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien. In diesem Zusammenhang leistet Biogas schon heute als speicherfähiger Energieträger einen bedeutenden Beitrag zur Energieversorgung im Land. Dieses Potenzial gilt es für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu erhalten und weiterzuentwickeln, mit dem Ziel die klimafreundliche, biodiversitätsfördernde und systemdienliche Energiebereitstellung auszubauen. Zudem benötigen die Industrie und der Transportsektor erneuerbare Kohlenwasserstoffe.
Aus diesem Grund wurde im Juni 2023 die Biogasstrategie Baden-Württemberg vom Kabinett verabschiedet. Erklärtes Ziel ist die Mobilisierung regionaler biologischer Ressourcen für die naturverträgliche Bereitstellung von grünen Gasen/Kohlenwasserstoffen (Energieträger biogenen oder erneuerbaren Ursprungs, welche bei der Verbrennung nicht mehr CO2 freisetzen als zuvor der Atmosphäre entnommen wurde) in Baden-Württemberg.
Mit der Biogasstrategie soll der Transformationsprozess der rund 1000 Biogasanlagen in Baden-Württemberg unterstützt werden. Ein Baustein ist die Sektorkopplung von Biogas mit anderen erneuerbaren Energien. Durch die Vernetzung mit Wind- und Solarenergie können die spezifischen Vorteile der Biogastechnologie zur bedarfsgerechten, flexiblen Energieproduktion noch besser genutzt werden, um einen wertvollen Beitrag zur Netzstabilität zu leisten. Die Nutzung der Biogastechnologie zur Stromproduktion ermöglicht zudem die Auskopplung der anfallenden Wärme für die Nutzung in Wärmenetzen.
Weiterhin werden durch die Biogasstrategie die verstärkte Nutzung von landwirtschaftlichen, industriellen und gewerblichen Reststoffen sowie die Effizienzsteigerung bei der bedarfsgerechten Rückführung von Nährstoffen durch die Biogasstrategie adressiert. Hier leisten die Biogasanlagen bereits heute wichtige Beiträge zur Aufbereitung von Gülle und Festmist und dienen als Drehscheibe für Roh- und Nährstoffe.
Weitere Aspekte der Biogasstrategie sind die Koppelnutzung der Einsatzsubstrate und die Inwertsetzung der Gärprodukte. In diesem Zusammenhang wird erwartet, dass sich der Anlagenbestand in den nächsten Jahren stärker diversifiziert.
Dabei werden produktseitig Koppelnutzungen mit der Produktion von Nahrungsmitteln und biogenen Rohstoffen (z.B. Fasern und Plattformchemikalien für den Einsatz in Materialien) im Vordergrund stehen. Zudem bietet aufbereitetes Biomethan aus Biogas vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Industrie und im Transportsektor.
Biogasanlagen eignen sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und Kompetenzen für den Aufbau von dezentralen Bioraffinerien, insbesondere im Ländlichen Raum, und können so einen bedeutsamen Beitrag für das Bioökonomie-Konzept liefern.
Das MLR betreibt beim Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf einen Informationsdienst zum Thema Biogas.