Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft haben gemeinsam die Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg“ entwickelt, die Mitte 2019 von der Landesregierung beschlossen wurde. Mit der Landesstrategie unterstützt die Landesregierung den notwendigen Wandel zu einer auf erneuerbaren und biologischen Ressourcen beruhenden rohstoffeffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft. Im Jahr 2024 wurde die Fortschreibung der Landesstrategie veröffentlicht. Durch die Fortschreibung werden baden-württembergischen Unternehmen zukunftsfähige Diversifizierungs- und Entwicklungschancen eröffnet.
Dies dient dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen und stärkt den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.
Ziele und Schwerpunkte
- Mit innovativen biologischen Konzepten sollen erneuerbare oder recycelfähige Rohstoffquellen erschlossen werden. Dadurch soll der Einsatz fossiler Rohstoffe signifikant gesenkt und die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten dauerhaft verringert werden.
- Die Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg“ soll zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg, zur Schonung natürlicher Ressourcen und zum Erhalt der Biodiversität beitragen.
- Mit der Landesstrategie soll Baden-Württemberg zu einem Beispielland für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen und kreislauforientierten Wirtschaftsform werden.
- Die ländlichen Räume in Baden-Württemberg sollen gestärkt werden, indem die regionale Wertschöpfung durch innovative bioökonomische Lösungsansätze erhöht und attraktive zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen werden.
- Mit der Landesstrategie sollen Kommunen bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt werden.
Verlässliche und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen sollen der Wirtschaft helfen, die Potenziale robuster Wachstumsmärkte und innovativer Technologien auszuschöpfen. Hierzu gehören beispielsweise neue Produktionssysteme und Konversionsverfahren für Biomasse, Innovationen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette wie auch die Entwicklung nachhaltiger und biobasierter Chemikalien und Materialien.
In der ressort-übergreifenden Landesstrategie kooperieren das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) und das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (UM), die ihre jeweilige spezifische Expertise zu einem Gesamtansatz zusammenführen.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz verfolgt mit seinem Strang das Ziel, Rohstoffe der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft effizient und umweltgerecht zu erzeugen, zu hochwertigen Produkten zu verarbeiten und erfolgreich zu vermarkten. Aspekte der Ernährungssicherung und die Herstellung von gesunden Lebensmitteln stehen dabei an erster Stelle. Der Ländliche Raum soll mit seinen natürlichen Ressourcen und Kompetenzen umfassend genutzt und nachhaltig gestärkt werden.
Große Potenziale liegen in einer verstärkten stofflichen und energetischen Nutzung von Nebenprodukten und Reststoffen aus der Land- und Ernährungswirtschaft sowie von Holz aus nachhaltiger und heimischer Waldbewirtschaftung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung bestehender Biogasanlagen. Sie bieten günstige Schnittstellen für eine umfassende und dezentrale Biomassekonversion zu vielfältigen Produkten wie Fasern, Plattformchemikalien, Nährstoff- und Energieprodukten. Hervorzuheben sind die Möglichkeiten der Bioökonomie in peripheren Regionen außerhalb der Ballungsgebiete neue Sektoren entlang der Agrar- und Forstwertschöpfungsketten zu schaffen. Ziel ist es, einen Großteil der Schritte im ländlichen Raum zu realisieren und somit positive Effekte für die Wertschöpfung und Beschäftigung im ländlichen Raum zu generieren.
In einem zweiten Strang bearbeitet das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft das Thema Bioökonomie unter den Aspekten des Klima- und Ressourcenschutzes, der Luft- und Gewässerreinhaltung sowie der Kreislaufwirtschaft. Denn auch für die Industrie und in urbanen Räumen spielt die Bioökonomie künftig eine zunehmend wichtige Rolle. Abfälle und Abwasser beispielsweise enthalten nutzbare Rohstoffe, die wir zurückgewinnen können.
Hintergrund
Mit der Ende 2019 publizierten Strategie für den „Europäischen Grünen Deal“ verfolgt die Europäische Kommission das Ziel, dass Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden soll. Mit der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie wird Baden-Württemberg aktive Beiträge leisten und Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln, die zur Umsetzung dieser Ziele beitragen. Es wird angestrebt, Baden-Württemberg zu einer Leitregion für biobasiertes, kreislauforientiertes Wirtschaften zu machen.
Die Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg baut auf den Erfahrungen der Forschungsstrategie „Bioökonomie im System aufstellen“ auf und bringt das generierte Wissen in die Anwendung. Die Forschungsstrategie wurde bereits im Jahr 2013 durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg implementiert. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess wurden 2018 die Anspruchsgruppen an der Entwicklung der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg mitbeteiligt.