Geschichte

Minka, die Hofkatze

Liebe Kinder, heute erzähle ich euch von einem kleinen Ausflug.

Tom und Anne freuten sich schon sehr darauf. Vor ein paar Tagen hatten sie die erste kleine rote Frucht im Garten entdeckt. Seitdem tuschelten sie viel miteinander und konnten es kaum erwarten, bis auch die anderen Früchte reif werden.

Gestern war es dann soweit. Am Frühstück überlegten Mama Inge und Oma Jonna ge­meinsam, was alles mitgenommen werden musste. Sofort rannten die Kinder los. Sie suchten alles zusammen und stellten es an die Garderobe: ein Körbchen für jedes Kind, einen großen, sauberen Eimer, Sonnenhüte und Sonnencreme. Zuerst dachte ich ja, die Familie fährt zum Badesee. Aber als Mutter Inge den großen Kochtopf aus dem Keller holte und Oma Jonna viele leere Marmeladengläser auf den Küchentisch stellte, glaubte ich das nicht mehr. Oma wollte zu Hause bleiben. Sie sagte, sie müsse die Gläser spülen und alles vorbereiten. Inge und die Kinder luden die Sachen in den Fahrradanhänger ein. Dann setzten sie sich bunte Schalen auf den Kopf und fuhren mit ihren Fahrrädern los. Ich schaffte es gerade noch in letzter Sekunde, in den Anhänger zu hüpfen. Der Ausflug schien ganz wichtig zu sein und ich wollte unbedingt wissen, wo es hinging!

Es war eine schöne Fahrt. Vorbei an der Hundehütte und den Ställen ging es immer der Sonne entgegen. Der Fahrtwind kitzelte meine Nase. Der Hof hinter uns wurde immer kleiner. Auf unserem Weg fuhren wir an der Obstwiese vorbei. Die vielen Blüten waren verschwunden. Dafür waren jetzt viele grüne Blätter und kleine grüne Kugeln an den Bäumen zu sehen. Die Blumen am Wegrand hatten sich auch verändert. Die Pflanzen auf dem Feld waren schon viel größer geworden. Der Acker wirkte nicht mehr braun, sondern grün. Wir fuhren über einen kleinen Hügel. Nun sah ich noch mehr Felder. Direkt vor uns tauchte ein Schild auf. Eine schöne rote Frucht war darauf abgebildet und darunter ein Pfeil. Als ich mit meinem Blick dem Pfeil folgte, sah ich ein Feld und davor ein rundes, rotes Häuschen mit gelben Punkten drauf. Das Dach war grün und hatte eine grüne, krumme Antenne. „Lustig, das sieht aus wie die roten Früchte, die die Kinder so sehr lieben“, dachte ich.

Inge und die Kinder stellten ihre Fahrräder ab und tauschten die komischen Kopfschalen gegen die Sonnenhüte. Mit ihren Körbchen und dem Eimer gingen sie zum roten Häus­chen. Schnell kletterte ich aus dem Anhänger und schlich durch das Gras zum Feld.

Niedrige Pflanzen standen dort in langen Reihen. Ich schaute sie genau an. Sie hatten grüne geteilte Blätter. Es waren auch weiße Blüten mit gelber Mitte zu sehen. An den Pflanzen hingen herzförmige Früchte in unterschiedlichen Größen. Die kleinen Früchte waren grün, die größeren rot. Das Häuschen am Feldrand hatte die gleiche Form. Außer uns waren noch andere Menschen auf dem Feld. Alle hatten kleine Körbchen oder Schüsseln dabei. Sie standen gebückt oder knieten zwischen den Pflanzenreihen. Sie pflückten die roten Früchte und legten sie vorsichtig in ihre Körbchen. Ein Junge hockte neben seinem Vater und steckte sich eine große rote Frucht in den Mund. Der Junge lächelte zufrieden.

Plötzlich merkte ich, dass Inge und die Kinder ihre Körbe in den Anhänger geladen hatten und wegfahren wollten. Ich musste schnell mit zurück. Schließlich wollte ich nicht verpassen, was es mit dem großen Topf und den vielen Gläsern auf sich hatte, die Oma Jonna spülen wollte. Also schnell ab nach Hause! Die Fahrt machte mich schläfrig. Als ich aufwachte, fiel mir sofort wieder ein, dass ich in die Küche wollte. Ich lief direkt dorthin.

Oma Jonna stand am Spülbecken. Einige der roten Früchte schwammen bereits im Wasser, andere standen in löchrigen Schüsseln auf dem Spültisch. Geduldig half Anne ihrer Oma dabei, die grünen Blätter an den roten Früchten zu entfernen. Anschließend wurden die Früchte in einem Mixer zerkleinert. Auf dem Herd stand ein großer Topf. Inge rührte mit einem langen Kochlöffel langsam aber stetig darin. Ein süßer, fruchtiger Duft hing in der Küche. Auf einem karierten Küchentuch standen schon einige frisch gefüllte Gläser. Lustigerweise standen sie auf dem Deckel, also falsch herum. Tom saß am Tisch und strahlte. Vor ihm stand ein Teller mit einer rot bestrichenen Scheibe Brot. Begeistert biss er hinein.

Wisst ihr, um welche rote Frucht es sich hierbei handelt?

Es handelt sich um Erdbeeren.

Wisst ihr, was Tom gegessen hat?

Tom hat ein Erdbeermarmeladenbrot gegessen.

Anmerkungen

Erdbeerkonfitüre lässt sich einfach zu Hause herstellen. Die Früchte werden gewaschen, geputzt und zerkleinert. Anschließend wird die Fruchtmasse mit Zucker gekocht, in saube­re, heiß ausgespülte Schraubgläser gefüllt und die Gläser nach dem Verschließen einige Minuten auf den Deckel gestellt, damit dieser ebenfalls durch die heiße Masse keimfrei wird. Nach etwa fünf Minuten sollten die Gläser wieder zurückgedreht werden, damit die Marmelade nicht am Deckel kleben bleibt.

Die Empfehlung, die Marmeladengläser nach dem Befüllen und Verschließen zu stützen, stammt aus Zeiten, in denen die Küchenhygiene nicht immer so gut gelungen ist.

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