Mit dem weiterentwickelten Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg‘ will das Land dazu beitragen, die ständig steigende Nachfrage der Menschen nach Bio-Produkten bestmöglich mit Produkten aus heimischer Erzeugung zu bedienen. 2019 wurden 13,2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Baden-Württemberg bei der Öko-Kontrollbehörde als ökologisch bewirtschaftet gemeldet. Bis zum Jahr 2030 sollen 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Baden-Württemberg ökologisch bewirtschaftet werden.
Der weiterentwickelte Aktionsplan Bio rückt noch stärker die Wertschöpfungskette als Ganzes in den Fokus. Ein umfangreiches Bündel von Maßnahmen soll die Rahmenbedingungen für ökologisch wirtschaftende Betriebe verbessern sowie den Neueinstieg in den ökologischen Landbau sowie die ökologische Lebensmittelwirtschaft erleichtern.
Der weiterentwickelte Aktionsplan Bio aus Baden-Württemberg umfasst diese Handlungsfelder:
Erzeugen & Verarbeiten
Vielfalt, Tierwohl, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität: Der ökologische Landbau erbringt aufgrund seiner umwelt- und ressourcenschonenden Wirtschaftsweise vielfältige gesellschaftliche Leistungen, die nicht allein über den höheren Preis an der Ladentheke gedeckt werden. Nach dem Prinzip „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ schafft das Land verlässliche Förderbedingungen, um ökologisch wirtschaftenden Erzeugern mehr Planungssicherheit zu geben.
Aspekte & Maßnahmen
Das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) erleichtert zum einen den Einstieg in den Öko-Landbau mit einer Einführungsprämie für die ersten zwei Umstellungsjahre. Zum anderen bietet es mit der Beibehaltungsprämie eine verlässliche Förderung für Landwirte und einen Ausgleich, damit diese langfristig beim Öko-Landbau bleiben.
Beim Bau von besonders tiergerechten Ställen können Bauern aufgrund der umfassenderen Anforderungen von erhöhten Fördersätzen des Agrarinvestitionsförderungsprogramms (AFP) profitieren. Die Landesregierung setzt sich auf europäischer Ebene dafür ein, diese bewährte und für den Öko-Landbau wichtige Maßnahme auch in der neuen Förderperiode fortzuführen.
Um die mit dem Öko-Landbau verbundene Wertschöpfung weiter zu nutzen, sollen wertvolle Rohstoffe beispielsweise in Bäckereien, Metzgereien, Käsereien und Brauereien zu hochwertigen regionalen Bio-Erzeugnissen verarbeitet werden. Auch für diese Bereiche müssen Informations-, Beratungs- und Förderangebote entwickelt und ausgebaut werden. Geplant sind Veranstaltungen mit Akteuren der Bio-Wertschöpfungskette, speziell aus dem Lebensmittelhandwerk, wie Müllern, Bäckern, Metzgern, Milchverarbeitern, Mälzern und Brauern. Es ist wichtig, dass Bäuerinnen und Bauern mit regionalen Verarbeitern stabile Partnerschaften für regionales Bio eingehen. Dafür müssen sie miteinander ins Gespräch kommen. Erzeugergemeinschaften können das Angebot bündeln und wichtige Mittler sein.
Bildung, Beratung, Forschung & Fachinformationen
Die Herausforderungen des ökologischen Landbaus sowie der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft lassen sich nur mit fundiertem Fachwissen meistern. Daher investiert die Landesregierung verstärkt in den Bildungs-, Beratungs- und Forschungsbereich. Der weiterentwickelte Aktionsplan zielt insbesondere darauf ab, diese unterschiedlichen Bereiche noch stärker miteinander zu vernetzen. Dabei spielt vor allem der Wissenstransfer eine entscheidende Rolle.
Aspekte & Maßnahmen
Bereits während der Ausbildung zur Landwirtin oder zum Landwirt stehen Basiskenntnisse über den Öko-Landbau im Lehrplan. Auch berufsbegleitend können Landwirtinnen und Landwirte ihr Wissen im Öko-Landbau mithilfe von Fort- und Weiterbildungen vertiefen. Dafür braucht es gut ausgebildete Lehrkräfte, für die ein gezieltes Angebot entwickelt wird. Hierzu wird es Gespräche mit allen an der Aus- und Fortbildung beteiligten Akteuren geben.
Das Kompetenzzentrum ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW), welches am Standort Emmendingen-Hochburg die Bereiche Bildung, Forschung und Praxis bündelt, wird weiter ausgebaut: In Zukunft soll es noch stärker mit den Landesanstalten und dem Öko-, Versuchs-, Forschungs- und Modellbetrieb des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf vernetzt werden. So können Fragen aus der Praxis direkt in die Forschung getragen und dort bearbeitet werden. Gleichzeitig haben Praktiker und Schüler die Möglichkeit, sich von aktuellen Feldversuchen und Ergebnissen vor Ort ein Bild zu machen und mit den Wissenschaftlern zu diskutieren. Um die Forschung praxisorientiert weiterzuentwickeln und sich stärker als Partner in der Bildung und Wissensvermittlung zu positionieren, werden in den Landesanstalten Teilbetriebe auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt.
Baden-Württemberg fördert im Rahmen der Agrarpolitik mit Mitteln der Europäischen Union die Beratung landwirtschaftlicher Unternehmen. Im Förderprogramm „Beratung.Zukunft. Land.“ sind viele Beratungsmodule speziell auf den Öko-Landbau zugeschnitten – vom Einstiegsmodul Öko-Umstellung bis zum Spezialmodul Ökologischer Anbau von Beerenobst. Der Austausch zwischen Praktikern steht im Mittelpunkt der „Bauer-zu-Bauer“-Gespräche: Landwirte zeigen interessierten Kollegen ihre Betriebe, die so aus erster Hand erfahren, wie gute Öko-Landbaupraxis funktionieren kann.
Vermarkten & Anbieten
Mit „Bio aus Baden-Württemberg“ lassen sich für heimische Erzeuger erhebliche Marktpotenziale insbesondere im eigenen Land nutzen. Das erfordert die stärkere Vernetzung ökologisch wirtschaftender Betriebe, die Bildung von Kooperationen, die Integration der Betriebe in ökologisch ausgerichtete Bezugs- und Absatzkanäle sowie regionale und überregionale Vermarktungskonzepte. Dabei sind in erster Linie die Marktpartner selbst gefragt. Das Land leistet hierbei seinen Beitrag vor allem im Bereich des Wissenstransfers, der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie mit Angeboten zur Unterstützung von Maßnahmen des Gemeinschaftsmarketings – wie etwa mit der beihilferechtlichen Notifizierung des Bio-Zeichens Baden-Württemberg (BioZBW) bei der Europäischen Union.
Eine solide Basis der Entwicklung von Maßnahmen für das nächste Jahrzehnt bildet eine aktuelle Analyse des Produktions- und Marktpotenzials für die Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung ökologischer Agrarerzeugnisse und Lebensmittel aus Baden-Württemberg. Aus der Analyse werden Handlungsempfehlungen für die Land- und Ernährungswirtschaft und Politik sowie Verwaltung in Baden-Württemberg abgeleitet.
So viele Menschen wie nie zuvor essen mittlerweile außer Haus, sei es in der Kita oder Schule, am Arbeitsplatz oder in Kliniken und Heimen. Allerdings ist das sichtbare und regionale Bio-Angebot bisher sehr überschaubar. Das Land geht mit gutem Beispiel voran und setzt in den Landeskantinen verstärkt auf regionales Bio. In diesem wachsenden Marktsegment der Außer-Haus-Verpflegung liegt generell großes Potenzial für regionales Bio. In den Bio-Musterregionen und in Projekten des Landes steht dieses Thema daher im Fokus.
Die breit angelegte Regionalkampagne „Natürlich.VON DAHEIM“ unterstützt Direktvermarkter und den regionalen Absatz. Über die Hofladen-App können Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise Öko-Betriebe mit Direktvermarktung in ihrer näheren Umgebung finden. Bei der Regionalkampagne spielt auch eine stärkere Vermarktung des Bio-Zeichens Baden-Württemberg eine große Rolle: Das Bio-Zeichen Baden-Württemberg soll als Qualitäts- und Herkunftszeichen stärker kommuniziert werden. Die Aktivitäten der Wirtschaft werden mit Maßnahmen und Projekten unterstützt. Ein Beispiel ist die Vermarktung und Verarbeitung von regionalem Bio-Getreide in den Bio-Musterregionen.
Öko-Kontrolle & Recht
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen auf eines immer vertrauen können: dass nur dort Bio draufsteht, wo auch Bio drin ist. Andernfalls könnten sie nicht mit Bestimmtheit wissen, dass ein Bio-Produkt entsprechend der rechtlichen Vorgaben erzeugt wurde. Im Rahmen umfangreicher Überwachungsprogramme haben die baden-württembergischen Behörden daher alle Stufen der Wertschöpfung im Blick – vom Acker oder Stall bis ins Regal.
Aspekte & Maßnahmen
Mindestens einmal pro Jahr prüfen zertifizierte Öko-Kontrollstellen jeden Betrieb, der Bio-Produkte erzeugt, verarbeitet oder verkauft. Deswegen durchlaufen in Baden-Württemberg jährlich fast 13.000 Unternehmen aus Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung die Öko-Kontrolle. Die privaten Öko-Kontrollstellen werden durch die Öko-Kontrollbehörde beim Regierungspräsidium Karlsruhe überwacht. Das Land hat mit Blick auf die steigenden rechtlichen Anforderungen an die amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelkontrollen die Öko-Kontrolle in Baden-Württemberg weiter personell verstärkt.
Mit dem Öko-Monitoring hat das Land Baden-Württemberg ein bundesweit einmaliges Untersuchungsprogramm, mit dem die Öko-Kontrolle durch Untersuchungen unterstützt wird. Die langjährigen Ergebnisse zeigen, dass Öko-Produkte auch analytisch den bekundeten Ansprüchen gerecht werden. Teil des Öko-Monitorings sind zum Beispiel Untersuchungen von Obst und Gemüse auf Pflanzenschutzmittel sowie die Untersuchung von Mais und Soja auf gentechnische Veränderungen. Mit dem erfolgreichen Öko-Monitoring ergänzt das Land die
Prozesskontrollen des Öko-Landbaus durch entsprechende Produktkontrollen. Eine effiziente und glaubwürdige Kontrolle sowie Transparenz der Ergebnisse stärken das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel.
Informieren, Nachfragen & Genießen
In der ökologischen Landwirtschaft stehen Umweltverträglichkeit und Tierwohl in Verbindung mit wirtschaftlichem Erfolg im Vordergrund. Dies wirkt sich natürlich sowohl auf die Produktivität als auch die Preise aus: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen bereit sein, für regionale Bio-Produkte tiefer in die Tasche zu greifen. Was sie dafür erhalten? Echten Genuss und das Bewusstsein, einen Beitrag dafür zu leisten, dass die heimische Lebensmittelwirtschaft investieren kann und die Wertschöpfung in der Region bleibt – und ihr damit zugutekommt.
Aspekte & Maßnahmen:
Das Informationsportal aus Baden-Württemberg (www.bio-aus-bw.de) bündelt zielgruppenorientiert Informationen über die Produktionsweise und die Besonderheiten des ökologischen Landbaus – sowohl für Erzeuger als auch für Verbraucher.
Veranstaltungen wie die Landesaktion Gläserne Produktion (https://xn--glserne-produktion-mtb.de/) ermöglichen es Besucherinnen und Besuchern, nicht nur einen Blick hinter die Kulissen landwirtschaftlicher Betriebe zu werfen, sondern sie helfen Erzeugern, Vermarktern und Verbrauchern dabei, miteinander ins Gespräch zu kommen. Zudem bringen Produktverkostungen mit Agrarbotschafterinnen oder Öko-Aktionswochen den Menschen regionale Bio-Produkte aus Baden-Württemberg näher.
Rahmenbedingungen und Projekte für mehr Öko-Landbau, Öko-Lebensmittelwirtschaft und Nachfrage nach Öko-Produkten
Die Förderung des ökologischen Landbaus ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes und des Landes Baden-Württemberg. Der weiterentwickelte Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ legt einen besonderen Fokus darauf, die Akteure entlang der Wertschöpfungskette miteinander zu vernetzen, den Wissenstransfer im Fluss zu halten, und schafft damit gute Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau im Land.
Aspekte und Maßnahmen
Die Einrichtungen des Landes Baden-Württembergs forschen praxisorientiert an aktuellen Fragestellungen des ökologischen Landbaus. Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf hat beispielsweise die Frage bearbeitet, ob und wie sich automatische Melksysteme mit der Weidehaltung in Öko-Milchviehbetrieben kombinieren lassen. Der Versuchsbeirat der Stiftung Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB) bringt seine aktuellen Fragen zum Öko-Obstbau direkt in die dortige Facharbeit ein. Gleichzeitig fließen über den Austausch mit Praktikern neues Wissen und Erkenntnisse aus Versuchen in die Praxis ein. Die Landeseinrichtungen pflegen dazu auch einen intensiven Austausch mit Universitäten und Hochschulen.
Die Bio-Musterregionen Baden-Württemberg setzen Impulse für mehr Bio im Land. Kern der Förderung ist ein Regionalmanagement, das Landwirte, handwerkliche Verarbeiter, regionale Vermarkter und Verbraucher vor Ort miteinander ins Gespräch bringt und vernetzt. Gemeinsam sollen so Ideen und Kooperationen für nachvollziehbare regionale Wertschöpfungsketten entstehen. Die Förderung hat eine Laufzeit von drei Jahren mit der Option einer Verlängerung auf insgesamt sechs Jahre. Durch einen intensiven Austausch und gemeinsame Projekte profitieren die einzelnen Bio-Musterregionen voneinander und es entsteht ein starkes Netzwerk. Daraus ergeben sich wertvolle Impulse für mehr Bio in und aus Baden-Württemberg für das ganze Land. Mehr Informationen gibt es unter: www.biomusterregionen-bw.de