Forst

Waldnaturschutzkonzeption des Landes Baden-Württemberg

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Buchenwald

Wir müssen unsere Natur erhalten und stärken, auch im Wald. Dazu können alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer beitragen! Die bislang nur für den Staatswald verbindliche Gesamtkonzeption wird derzeit überarbeitet und soll auch für den Kommunal- und Privatwald freiwillige Maßnahmen vorschlagen, die sinnvoll sind und gefördert werden können.

Die Erhaltung von Habitatbäumen wird in Körperschafts- und Privatwäldern gefördert.

Wo kommen wir her?

Der Wald erfüllt unterschiedliche, auch rechtlich fixierte Funktionen, wie Erholung, Naturschutz und Holznutzung, die teilweise zu Zielkonflikten führen können. Um die Landesnaturschutzstrategie vor diesem Hintergrund sinnvoll umzusetzen, wurde im Jahr 2014 in Baden-Württemberg die Gesamtkonzeption Waldnaturschutz (GK WNS) als Fachkonzept entwickelt. Verbindlich für den Staatswald und als Empfehlung für den Körperschafts- und Privatwald wurde dieser Ansatz richtungsweisend für den heutigen guten Zustand der Biodiversität im Wald.

Ergänzend zu damals bereits etablierten Waldnaturschutzinstrumenten, wurden in die bisherige GK WNS zehn Ziele in unterschiedlichsten Bereichen wie z.B. naturnahe Waldgesellschaften, Lichtbaumarten, historische Waldnutzungsformen, Management und Monitoring, Prozessschutz aufgenommen.

Die Gesamtkonzeption Waldnaturschutz ForstBW mit den Waldnaturschutzzielen 2020 (pdf)

In einer Evaluierung der GK WNS durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt im Jahr 2021 wurde die Qualität und die Vielfalt des Erreichten und das hohe Engagement der an der Umsetzung beteiligten Akteure aus Praxis und Wissenschaft deutlich. Gleichzeitig wurden auch noch vorhandene Umsetzungsdefizite und Umsetzungshindernisse herausgearbeitet:

Bericht zur Gesamtkonzeption Waldnaturschutz ForstBW 2014-2020

Umsetzungshindernisse waren beispielsweise bei manchen Zielen der hohe Zeitaufwand für fachliche Voruntersuchungen, die zeitaufwändige Planung und Genehmigung, Zielkonflikte sowie der oft erhebliche finanzielle Aufwand.

Feuchte Standorte binden viel CO2 und sollen daher künftig noch mehr in den Fokus rücken.

Wo wollen wir hin?

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Fachkonzepte für den Waldbereich, die dem Naturschutz dienen. Wir wollen sie stärker miteinander verschränken für einen besitzartenübergreifenden, kohärenten Waldnaturschutz in unserem Land.

Als Ergebnis des Fortschreibungsprozesses wollen wir eine Waldnaturschutzkonzeption auf Landschaftsebene, die den Wald in Baden-Württemberg besitzübergreifend als Ganzes sieht und waldzugehörige Landschaftselemente in die Planung einschließt. Jedoch werden wir auch regionale Aspekte berücksichtigen: aus der Vogelperspektive soll sich ein großes Ganzes ergeben statt eines Flickenteppichs mit unzusammenhängenden Maßnahmen. Durch räumliche und zeitliche Priorisierung der Maßnahmen sollen die vielfältigen Waldnaturschutzziele bestmöglich umgesetzt werden können. Für Zielkonflikte zwischen Waldnaturschutzzielen und Ökosystemleistungen werden wir Lösungsvorschläge erarbeiten wie auch Kriterien für eine Wirkungskontrolle nach etwa fünf Jahren.

Für die Weiterentwicklung der GK WNS verschneiden wir hierzu die bisherigen Ziele mit Zukunftsthemen und erfolgreichen Instrumenten (z.B. Alt- und Totholzkonzept). Themen, denen künftig mehr Beachtung gilt, sind:

  • Klimawandel
  • Biotopverbund
  • Praxisbezug / Rechtsicherheit in der Praxis
  • Kommunikation (Information und Dialog)

Ein zentraler Faktor ist der Klimawandel, er bewirkt Veränderungen wie etwa Verschiebungen von potenziellen Biotop- und Artvorkommen. Entsprechend flexibel müssen wir die künftigen Ziele und daraus folgenden Maßnahmen der neuen GK WNS gestalten. Artenwanderungsmöglichkeiten werden verstärkt in die Planungen Einzug finden (Stichwort Biotopverbund).

Auch die unterschiedlichen Besitzverhältnisse der Waldflächen werden wir bei der landesübergreifenden Erstellung einer Waldnaturschutzstrategie bedenken, denn ein umfassender Biodiversitätsschutz muss auch die Privatwald- und Körperschaftswaldbesitzenden einbinden. Wir wollen ihre freiwillige Kooperation durch angemessene Information und Instrumente zur finanziellen Förderung gewinnen.

Laubmischwald ist reich an Lebensräumen und widerstandfähiger gegen Klimaschäden.

Wie gehen wir vor?

Anfang 2020 wurden die Verwaltungsaufgaben für den Wald in Baden-Württemberg zwischen Staatswald (ForstBW) sowie Privat- und Körperschaftswald (Landesforstverwaltung) aufgeteilt. Diese Aufgabenteilung wird sich auch in der Struktur der künftigen GK WNS widerspiegeln (s. Grafik).

Dreiteilige Struktur der GK WNS aus Zusammenarbeit von Landesforstverwaltung (LFV) und ForstBW, unterstützt durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA).

Ein gemeinsames Dachkonzept wird die übergreifenden strategischen Ziele, die wir über alle Waldbesitzarten hinweg anstreben, darstellen. Unter diesem Dach werden wir besitzartenspezifische Teilkonzeptionen entwickeln. ForstBW wird im Staatswald weiterhin den bisherigen und künftigen Zielen entsprechend Maßnahmen umsetzen. Die Landesforstverwaltung möchte den Waldnaturschutz durch zielgruppenangepasste Beratungen und Betreuungen, effektive Maßnahmen und Fördermöglichkeiten für Waldbesitzende des Kommunal- und Privatwaldes attraktiv machen.

Wir haben das Projekt zur Weiterentwicklung der GK WNS in 2022 gestartet und über verschiedenste Gremien (pdf) mit Beteiligung von Wissenschaft, Naturschutz, Verwaltung und Vertretungen des Körperschafts- und Privatwaldes gesteuert.

Um möglichst viele Interessensgruppen in den Prozess und die Ergebnisfindungen einzubinden, werden wir Beteiligungsformate vorbereiten, die sich sowohl an Stakeholder als auch an die breitere Öffentlichkeit richten.

Informationen finden Sie auch auf den Seiten der FVA und von Forst BW

Sie erreichen uns bei Fragen und Impulsen unter: gkwns@mlr.bwl.de

Totholz und Wurzelteller bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Arten.