Aufnahmestopp - Tierheime sind am Limit, Haustiere finden keine Zuflucht mehr
Wie jedes Jahr sind die Sommerferien die Zeit im Jahr, in der viele Tiere in Tierheimen landen. Aber dieses Jahr arbeiten deutsche Tierheime schon lange am Limit. Nun sind an vielen Orten die Grenzen überschritten und den Tierschutzvereinen bleibt als letzte Möglichkeit nur noch der Aufnahmestopp von Tieren. Immer schon arbeiteten die meist ehrenamtlichen Tierschützerinnen und Tierschützer an der Belastungsgrenze. Doch was aktuell passiert, grenzt für die Helfenden und Tiere an einer Katastrophe.
Zuletzt wurde in einem Brandbrief an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Alarm geschlagen: Die Tierschutzvereine brechen unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen. Darin heißt es, die Verträge mit den Städten und Kommunen könnten kaum noch erfüllt werden und man sehe sich konfrontiert mit einer steigenden Anzahl an Tieren, für die es einfach keine Plätze mehr gibt.
Nicht nur ausgesetzte Tiere oder abzugebende Tiere von Privatpersonen sind ein Problem. „Wir bekommen bereits Nachrichten von Veterinärämtern, die nicht wissen wohin mit den Tieren, obwohl sie dringend aus tierschutzwidrigen Umständen fortgenommen werden müssten. Auch den Behörden fehlen mittlerweile schon die notwendigen Unterbringungsmöglichkeiten“, berichtet Dr. Stubenbord für Baden-Württemberg in Stuttgart am 30. August. Ebenso können Tiere von Privatpersonen oft nicht mehr aufgenommen werden.
Tierheime sind Orte, an denen Tiere aufgefangen, versorgt, gepflegt, beherbergt und, wenn möglich, gesund weitervermittelt werden. Ohne diese zentrale Zwischenstation ist praktischer Tierschutz massiv erschwert. „Eine Grundregel bei der Vermittlung von Tieren lautet, dass gesunde Tiere an geeignete Halter vermittelt werden. Tierheime sind für diese pflegerischen Tätigkeiten und die Kommunikation mit zukünftigen Tierhalterinnen und Tierhalter ein wichtiger Zwischenschritt, der hohe Wertschätzung verdient,“ so Stubenbord.
In den letzten Jahren sind Tiere teilweise unüberlegt angeschafft worden. Es gibt eine Million Heimtiere mehr als vor Corona. Ursachen für die Überlastung sieht die Landestierschutzbeauftragte unter anderem im unkontrollierten Handel mit Hunden, insbesondere dem illegalen Welpenhandel, sowie der fehlenden Finanzmittel der Kommunen für Tierheime.
„Es ist wichtig, dass man sich vor der Anschaffung eines Lebewesens gut über dessen arteigene Bedürfnisse erkundigt. Außerdem sollte man sich unbedingt über die finanzielle Belastung und die Lebensdauer des zukünftigen Tieres informieren, damit dies nicht später zum unerwarteten Problem wird,“ rät Stubenbord.
Neben der finanziellen Unterstützung der Tierheime fordert die Landestierschutzbeauftragte daher Maßnahmen zur effektiven Eindämmung des illegalen Welpenhandels, sowie des Internethandels mit Haustieren. Auch der Tierschutzvollzug benötigt dringend vereinfachte Möglichkeiten, illegalen Tierhandel zu ahnden. Städten und Kommunen rät sie unbedingt eine Katzenschutzverordnung zu erlassen, um die unkontrollierte Fortpflanzung einzudämmen und damit Kosten und Tierleid effektiv zu reduzieren. Ebenfalls sollten die Gemeinden die Beiträge an die Tierheime erhöhen, um weiter Fundtiere in den Tierheimen unterbringen zu können.
Weitere Informationen zur Arbeit der Landesbeauftragten für Tierschutz