Biodiversität

Auswilderung von Luchsen in Baden-Württemberg beginnt

Luchs

Minister Peter Hauk MdL: „Heute startet das Projekt ‚Luchs in Baden-Württemberg‘ zur Stützung der baden-württembergischen und mitteleuropäischen Luchspopulation“

„Der Luchs ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Baden-Württemberg ausgestorben. Auf leisen Sohlen wandern seit den 1980er-Jahren immer wieder einzelne Luchse vor allem aus der Schweiz nach Baden-Württemberg ein. Bis heute sind 14 verschiedene männliche Luchse (Kuder) bekannt. Der Zuzug weiblicher Luchse (Katzen) blieb bisher aus und ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, da die Katzen in der Regel in der Nähe ihres Geburtsortes bleiben. Populationsökologische Studien zeigen, dass nur mit einer aktiven Ansiedlung von weiblichen Luchsen die Überlebenschancen für den Luchs in Baden-Württemberg sowie für die zu kleinen angrenzenden Populationen im Schweizer Jura, Pfälzerwald und den Vogesen gesichert werden können. Deshalb haben wir im Koalitionsvertrag eine Bestandesstützung vereinbart, die wir mit Auswilderung von Luchsen beginnend ab Herbst 2023 in Baden-Württemberg umsetzen werden“, sagte Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, am Freitag (03. März), anlässlich Kick-Off Veranstaltung im Haus des Waldes in Stuttgart.

Baden-Württemberg übernehme mit seinem Luchs-Auswilderungsprojekt Verantwortung, um die länderübergreifende Luchspopulation für Baden-Württemberg, Deutschland und Mitteleuropa zu verbessern und leiste damit einen wichtigen Beitrag für den Biotopverbund und die Biodiversität.

„Nach einem langen gemeinsamen Weg, freut es mich außerordentlich, heute den Start des Projektes ‚Luchs in Baden-Württemberg‘ zur Stützung der baden-württembergischen und mitteleuropäischen Luchspopulation zu verkünden“, betonte Minister Hauk MdL.

Das Projekt wird aus Haushaltsmitteln und durch Spenden von WWF und HIT-Umwelt und Naturschutzstiftung finanziert. „Mit dem neuen Projekt kommen wir dem Ziel von europaweit vernetzten Luchsvorkommen einen guten Schritt weiter. Denn für das langfristige Überleben der Art in ganz Europa und auch bei uns in Deutschland ist der Austausch der einzelnen Luchsvorkommen untereinander enorm wichtig. Mit einem zukünftig stabilen Bestand in Baden-Württemberg wird eine wichtige Lücke geschlossen“, sagte Moritz Klose vom WWF.

Die bereits im Jahr 2004 gegründete AG Luchs hat sich über die Jahre mit großer Beharrlichkeit dem zukünftigen Umgang mit dem Luchs gewidmet. Sie hat einen langen, gemeinsamen Weg beschritten und der Rückkehr des Luchses einen guten und tragfähigen Boden bereitet. Kooperationspartner im Projekt sind der Landesjagdverband sowie der WWF Deutschland, die HIT Umweltstiftung als auch der Zoo Karlsruhe.

„Biodiversität ist wichtig und richtig, aber auch hier heißt es, die Geschehnisse verantwortungsvoll zu begleiten und die Gesamtbetrachtung aller Tierarten im Blick zu haben und sich nicht zu Gunsten einer oder weniger Arten zu verrennen. Wildtierkorridore für alle Wildtiere zu sichern, mit dem Gamswild verantwortungsvoll umzugehen und von Luchsrissen Betroffene zu unterstützen, sind aus unserer Sicht wichtige Erfolgsfaktoren für das Entstehen eines Bestandes von Luchsen in Baden-Württemberg“, sagte Hans-Jürgen Schneider, Bezirksjägermeister im Regierungsbezirk Freiburg und Vertreter des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg.

„Mir ist bewusst, dass der Luchs innerhalb der Jägerschaft und anderer Landnutzern auf gemischte Gefühle stoßen kann, daher begrüße ich die Unterstützung des Landesjagdverbandes außerordentlich. Ich bin überzeugt, dass wir mit der breiten Allianz und der langjährigen Einbindung der Verbände in der AG Luchs und Wolf einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, diese faszinierende Tierart in Mitteleuropa zu erhalten“, betonte Minister Hauk.

Bis zu zehn, insbesondere weibliche Luchse, sollen in dem vierjährigen Projekt bevorzugt im Schwarzwald ausgewildert werden, um mit den vorhandenen männlichen Luchsen das Vorkommen im Land zu stützen. „Baden-Württemberg hat mit seinem hohen Anteil an naturnahen Waldflächen beste Voraussetzungen und ist durch seine zentrale Lage von besonderer Bedeutung. Der Luchs ist ein Baustein zur Sicherung der biologischen Vielfalt in unserem Land und über unsere Landesgrenzen hinaus“, erläuterte der Minister.

Wesentliche Bausteine des Projektes sind neben der Auswilderung von Luchsen der transparente Austausch und Dialog mit Jägern, Landwirten und Tierhaltern vor Ort. Es ist wichtig für eine breite Akzeptanz zu werben und die Betroffenen aktiv einzubeziehen.

„Nur gemeinsam in breiten Allianzen können wir sicherstellen, dass diese majestätischen Tiere einen Lebensraum in unseren Wäldern haben. Als Stiftung einer Unternehmerfamilie ist es eine große Freude für uns, das Luchsprojekt im Schwarzwald zu unterstützen“, sagte Felix Dresewski von der HIT Umweltstiftung. Direktor Matthias Reinschmidt erläutert zudem: „Der Zoo Karlsruhe, der sich als eine seiner Hauptaufgaben auch die Unterstützung einheimischer Artenschutzprojekte zum Ziel gesetzt hat, freut sich, sich als Kooperationspartner mit Know-how sowie tiermedizinischer Expertise in das Projekt einbringen zu dürfen.“

Dass die Auswilderung von Luchsen zu keinen Problemen für die Nutztierhalter oder zu Konflikten mit Waldbesuchern führt, belegten die Erfahrungen mit den seit über zehn Jahren in Baden-Württemberg lebenden Luchsen. Zudem ist der Luchs, im Gegensatz zum Wolf, ein Wildtier, das in der Bevölkerung durchweg auf sehr positive Resonanz stößt. Luchse sind faszinierend, leben heimlich und Begegnungen mit ihnen sind sehr selten. Daher ist es eine absolute Besonderheit Luchse in der freien Wildbahn beobachten zu können.

Hintergrundinformationen

Die Durchführung des Projektes leistet die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), die in den vergangenen Jahren bereits mit Forschungsarbeiten, dem Luchs-Monitoring und dem Akzeptanz-Management zum Luchs betraut war.

Mehr Informationen zum Luchs und dem Projekt finden Sie im Wildtierportal Baden-Württemberg unter: www.wildtierportal-bw.de

Mitschnitt der Veranstaltung vom 3. März 2023 im Haus des Waldes.

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