Vögel fliegen auf, Hunde verstecken sich unterm Sofa und Pferde scheuen im Stall. In der Silvesternacht ist das Feuerwerk verbunden mit lauten Knallgeräuschen, grellen Lichtblitzen und Rauch. Was bedeutet aber diese Art, wie wir Menschen das alte Jahr verabschieden und das neue begrüßen, für unsere Haus- und Wildtiere?
Die baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Stubenbord erklärt am 27.12.2024 in Stuttgart: „Es ist ganz einfach: Bis auf wenige Individuen empfinden Tiere Angst.“ Dies gilt sowohl für unsere Haustiere, aber auch alle landwirtschaftlich genutzten Tiere, sowie Wildtiere. „Die Besonderheit bei Tieren liegt darin, dass diese nicht abstrahieren können.“, erklärt Dr. Stubenbord. Das bedeutet, Tiere können nicht verstehen, dass die Gefahr nach einer gewissen Zeitspanne vorüber ist. Sie empfinden den Zustand als unüberwindbar ohne Aussicht auf ein Ende, was das Leid noch potenziert. „Die Folgen können dramatisch sein. Viele Tierhalter bereiten sich vor, bleiben zu Hause bei ihren Tieren um sie zu beruhigen. Einige Haustiere brauchen Beruhigungsmittel. Manche Hundebesitzer planen Silvester an einem Böller-freien Ort“, so Stubenbord.
Haustiere haben häufig Angst, können in Panik geraten, sogar traumatisiert werden oder entlaufen, was eine große Gefahr für die Tiere selbst ist, aber mitunter auch zu schweren Unfällen führen kann. Ebenso steht es um Pferde, die trotz Domestikation immer Fluchttiere bleiben werden und bei Feuerwerk die Flucht ergreifen. Tierarztpraxen für Pferde haben an Silvester alle Hände voll zu tun, die Tiere teils medikamentös zu versorgen, damit diese sich nicht in Panik selbst verletzen.
Auch unsere landwirtschaftlich genutzten Tiere sind gestresst durch Feuerwerk in ihren Haltungseinrichtungen. Hier ist es unüblich medikamentös zu beruhigen. Bei Geflügel können Massenpaniken mit schweren Verletzungen oder Erdrückungsverlusten entstehen.
Wildtiere flüchten bei Lichtblitzen und Knallgeräuschen teilweise bis zur völligen Erschöpfung mit Todesfolge. Wildvögel verlieren bei Dunkelheit zusätzlich schnell ihre Orientierung. Es trifft dabei auch viele vom Aussterben bedrohte, heimische Wildtierarten. Wildtiere im Winterschlaf oder Winterruhe, wie Igel oder Fledermäuse, können vor allem bei den aktuell warmen Temperaturen leichter durch Störungen aufwachen, was deren Stoffwechsel dann schnell überfordert. Dieses unvorhergesehene Aufwachen und der damit verbundene Energieverlust können für manche Tiere zum Tode führen.
„Danke an alle Bürgerinnen und Bürger, die sich an Silvester gegen das Böllern und für den tier- und naturfreundlichen Weg entscheiden. Diese werden erfreulicherweise immer mehr. Auch einige große Handelsunternehmen verkaufen keine Pyrotechnik mehr zu Silvester. Wer Tiere liebt und deren Empfindungen respektiert, verzichtet auf Pyrotechnik, die mit grellen Lichtblitzen oder Knallgeräuschen verbunden ist“, so die Landesbeauftragte für Tierschutz.
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