„Verbraucherinnen und Verbraucher wollen nicht nur sichere und gesunde Lebensmittel, sondern haben auch hohe Ansprüche an deren Erzeugung in Bezug auf Klima-, Umweltschutz und Tierwohl. Die gesellschaftlich gewünschten Umweltleistungen, die von baden-württembergischen Landwirtinnen und Landwirten freiwillig erbracht werden, sind vielen Verbrauchern häufig nicht bekannt. Das wollen wir ändern und mit Feldrandschildern zu verschiedene Agrarumweltmaßnahmen in der Feldflur informieren. Zu den elf Motive gehören Beispiele, wie die Anlage von Blühflächen oder die Anwendung von biologischem Pflanzenschutz. Auf den Schildern wird zudem auf die Förderung der Agrarumweltmaßnahmen mit EU-, Bundes- und Landesmitteln hingewiesen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Freitag (22. August), anlässlich der Vorstellung der neuen Feldrandschilder.
Im GAP-Strategieplan für die 2. Säule stehen in Baden-Württemberg zusätzlich 1,5 Mrd. Euro für die Jahre 2023 bis 2027 zur Verfügung – davon etwa 90 Prozent für die Landwirtschaft – und das sollen die Bürgerinnen und Bürger direkt vor Ort erkennen können.
„Die Feldrandschilder dienen nicht nur zur reinen Informationsweiterleitung. Sie zeigen den Bürgerinnen und Bürgern wofür Steuergelder eingesetzt werden, zum Beispiel für Maßnahmen zur Förderung alternativer Anbaumethoden. Sie tragen erheblich zu Transparenz der Agrarförderung bei und helfen die Akzeptanz zu verbessern“, betonte Minister Hauk bei der Präsentation der Feldrandschilder.
Direkte Info für Passanten
Mithilfe der neuen Feldrandschildererhalten die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar vor Ort Informationen über das jeweilige Projekt. Elf Tafeln zu verschiedenen Themen können Fördernehmer demnächst bei Ihrer Unteren Landwirtschaftsbehörde erhalten und bei Interesse an den geförderten Flächen aufstellen.
Michael und Tobias Schiffmann (Elztal) sowie Philipp Sack (Osterburken – Schlierstadt) sind Landwirte in Baden-Württemberg, in der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald, die mit ihrem Einsatz in der Landwirtschaft einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten und dies mit Hilfe eines Feldrandschildes sichtbar machen wollen. Die Schiffmanns wollen mit ihrem Schild ‚Wir fördern den ökologischen Anbau!‘ informieren. Neben dem Anbau von Bio-Getreide und für die Region kulturell wichtigen Bio-Linsen, wird auf den Äckern des Hofs auch Klee angebaut. Dieser trägt mit seinen bodenverbessernden Eigenschaften auch zur Erhaltung der Biodiversität bei, weil er Nahrungsquelle für viele Insekten ist.
Philipp Sack stellte auf seinem Betrieb das Schild ‚Wir bauen den biologischen Pflanzenschutz aus!‘ auf. Auf den Äckern seines Betriebes wird unter anderem Mais angebaut, der nicht selten vom Maiszünsler parasitiert wird und dann Ernteausfälle verursacht. Um dem entgegenzuwirken und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zum Schutz der Umwelt einzusparen, setzt Philipp Sack auf biologische Unterstützung: mithilfe von Schlupfwespen (Trichogramma) kann der Befall des Maiszünslers effektiv eingedämmt und der Bestand geschützt werden.
Feldrandschilder zu elf Themen
In Kürze können Landwirtinnen und Landwirte sich bei ihrer Unteren Landwirtschaftsbehörde melden, um mit kostenlosen Feldrandschildern ihre Bemühungen im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes zu dokumentieren und zu bewerben. Diese Schilder sollen die Öffentlichkeit über die vielfältigen Maßnahmen informieren, die Landwirte ergreifen, um die Umwelt zu schützen und die Artenvielfalt zu fördern.
Die neuen Feldrandschilder behandeln eine breite Palette von Themen:
- Förderung der Vielfalt von Pflanzen und Tieren
- Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel
- Extensive Grünlandbewirtschaftung
- Ökologischer Landbau
- Pflege wertvoller Streuobstwiesen
- Anbau heimischer Eiweißpflanzen
- Ausbau des biologischen Pflanzenschutzes
- Begrünung von Ackerflächen
- Brache
- Schaffung von Blühflächen
- Anbau von Getreide mit Untersaat
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten, den Boden zu schützen, die Luft- und Wassergüte zu verbessern und den Klimawandel zu bekämpfen.
Hintergrundinformationen
Die Bio-Musterregion Neckar-Odenwald wurde im Rahmen des zweiten Wettbewerbs als Bio-Musterregion ausgewählt, ist seit 2019 aktiv und wurde nach den ersten drei Förderjahren bereits zweimal um je drei weitere Jahre verlängert. Die aktuelle Förderlaufzeit der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald endet am 30.06.2028.
Die Bio-Musterregion umfasst das gesamte Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises mit allen 27 Städten und Gemeinden.
Die Bio-Musterregion wird vom Neckar-Odenwald-Kreis (Lead), dem Bauernverband Neckar Odenwald-Kreis e.V. und dem Kreisverband Neckar-Odenwald des Gemeindetags Baden-Württemberg getragen.
Die Regionalmanagerin Ruth Weniger (ruth.weniger@neckar-odenwald-kreis.de) ist am Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis angesiedelt. Dem Steuerungskreis gehören neben dem Fachdienst Landwirtschaft Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk und Vermarktung an.
Die Bio-Musterregion Neckar-Odenwald-Kreis bearbeitet unter anderem die folgenden Themen und Projekte:
- Landwirtschaftliche Erzeugung: Hofnahe Schlachtung (kLasSE Fleisch)
- Bildung und Bewusstseinsbildung: Kochworkshops, auch im Rahmen der Öko-Aktionswochen; Bio-Brotboxen für Schulanfänger
- Vermarktung: Bio-Markttag, Regionales Bio im Einzelhandel, BIO Markt Scheune, Odenwälder GenussTaschen