„Für die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel und seine Folgen spielt die Herkunft der Waldbaumarten eine oft unterschätzte aber umso wichtigere Rolle. Die hohe genetische Variabilität unserer Waldbäume verleiht den Baumarten die natürliche Fähigkeit sich an die lokalen Klimabedingungen anzupassen. Dies Fähigkeit nutzen die Waldbewirtschafter, um den Wald bei der Anpassung an das Klima zu unterstützen. So können Traubeneichen, die sich über Generationen an das wärmere und trockenere Klima beispielsweise in Südfrankreich angepasst haben, eine sinnvolle Ergänzung für die Wälder im Land sein. Die Landesforstverwaltung hat, gemeinsam mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, eine Beratungshilfe für die Forstpraxis erstellt, in der für jeden Waldstandort im Land geeignete Baumartenherkünfte empfohlen werden. Für alle forstlichen Akteure schafft dies die notwendige Klarheit in Zeiten mit unsicheren Rahmenbedingungen. Damit wird sich auch die Nachfrage bei den Forstbaumschulen nach exotischeren Herkünften verändern n“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (21. August), in Neuenstein (Hohenlohekreis).
„Mit den Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen bündeln wir das gesicherte Wissen aus angewandter Forschung der FVA und Praxiserfahrung für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und beraten sie bei der Wahl geeigneten Saat- und Pflanzgutes“, sagte Dr. Jörg Kleinschmit, Leiter der Abteilung „Waldnaturschutz“ an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).
Empfehlungen für Herkünfte der Baumarten
Försterinnen und Förster sowie die Waldbesitzer im Land können auf ein breites Repertoire an Baumarten und Maßnahmen der Waldpflege zurückgreifen, die den Wald im Klimawandel anpassungsfähiger machen. Die Landesforstverwaltung und ForstBW haben die aktuellen Empfehlungen zur Waldpflege in den Waldentwicklungstypen im Klimawandel unter anderem auf ihren Webseiten veröffentlicht.
„Es wird viel über die eine Baumart der Zukunft spekuliert, die den Wald vor den negativen Folgen des Klimawandels retten soll. Diesen Baum gibt es leider nicht. Daher benötigen wir möglichst viele geeignete und an den Standort angepasste Waldbäume, die auch in 100 und 200 Jahren noch vital genug sind, um zunehmenden extremeren Wetterlagen und deren Begleiterscheinungen standzuhalten. Das ist keine leichte aber sehr verantwortungsvolle Entscheidung, die auch von der Gesellschaft anerkannt werden muss“, betonte Minister Hauk
Dabei werde leider oft vergessen, dass die wahren Werte in der Baumartenvielfalt und in den Bäumen selbst stecke – nämlich im Erbgut. Denn in jahrhundertelangen Anpassungsprozessen haben sich die Baumpopulationen jeweils an die lokalen Bedingungen angepasst. Im Klimawandel ändern sichdie lokalen Bedingungen. Die Temperaturen steigen, die Niederschläge verschieben sich vermehrt in die Wintermonate und Trockenphasen kommen häufiger vor.. „Die Landesforstverwaltung hat daher in den aktuellen Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen für Forstliches Vermehrungsgut neben den etablierten und lokal angepassten Baumartenherkünften auch weitere sogenannte klimaplastische Herkünfte integriert. Diese klimaplastischen Herkünfte stammen aus Regionen, in den schon heute das Klima Baden-Württembergs von morgen herrscht“, unterstrich Forstminister Peter Hauk.
Hintergrundinformationen
Herkunfts- und Verwendungsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut in Baden-Württemberg (HuV)
Empfehlungen zur Waldwirtschaft im Klimawandel in den Waldentwicklungstypen im Klimawandel: