Kultureller Wandel im Ländlichen Raum‘ präsentiert einzigartige Tonbandaufnahmen.
Minister Hauk: „Zeitzeugen machen deutlich: Der Ländliche Raum Baden-Württembergs war und ist ein zukunftsfähiger Lebens-, Arbeits- und Kulturraum“
„Erstmals geben historische Tonbandaufnahmen von Dialektsprechenden aus ganz Baden-Württemberg einen unmittelbaren Einblick in die Lebenswelten vergangener Jahrzehnte und lassen uns an der baden-württembergischen Kulturgeschichte und ihrem Wandel bis in unseren heutigen Alltag teilnehmen. Der Bogen, der in die heutige Zeit gespannt wird, macht den kulturellen Wandel, vor allem in unseren ländlichen Räumen deutlich und zeigt auch, wie sich der Wandel erfolgreich vollzog“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (15. Oktober) in Stuttgart.
Bereits in den 1950er und 1960er Jahren seien diese einzigartigen Tonbandaufnahmen entstanden, so der Minister. In offenen Interviews wird aus den Bereichen des Alltagslebens ‚Leben und Arbeit‘, ‚Gesundheit und Krankheit‘ sowie ‚Freizeit und Infrastruktur‘ berichtet. „Das auf diese Art generierte Zeitzeugnis macht den kulturellen Wandel im Ländlichen Raum erstmals auditiv erlebbar“, hob Minister Hauk hervor.
Dabei werden in den Erzählungen vielfältige Themen aufgegriffen. So berichten beim Thema ‚Leben und Arbeiten‘ um 1890 geborene Interviewte über die schwere Arbeit als Kind auf dem Hof der Eltern oder über Zeiten, in denen es galt, früh morgens zum Mähen aufzustehen oder im Winter das Getreide mit dem Flegel zu dreschen. Im Kapitel ‚Gesundheit und Krankheit‘ wird bspw. berichtet, wie schwierig die medizinische Versorgung im Ländlichen Raum einst war und wie man sich mit Heilkräutern oder einem Besuch beim ‚Heiler‘ beholfen hat.
Im Kapitel ‚Freizeit und Infrastruktur‘ spannt sich der Bogen von den ‚Lichtstuben‘ bis hin zur beginnenden Mobilität, wie Motorradausfahrten, die in den 1950er Jahren ein neues Freizeitvergnügen boten.
„Das Hörbuch präsentiert Tonausschnitte aus dem ca. 800 Stunden umfassenden Arno-Ruoff-Archiv des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Uni Tübingen“, erläutert Prof. Dr. Hubert Klausmann. Diese Archivquelle sei bisher noch nicht erschlossen worden.
Ergänzt werden die historischen Aufnahmen durch Hintergrundinformationen zur Kultur- und Sachgeschichte sowie durch neueres Tonmaterial, so dass der beschriebene Wandel bis in die Gegenwart weiterverfolgt werden kann. „So entstand ein Zeitzeugnis, das eine Spanne von gut 100 Jahren umfasst“, sagte Hauk. Der Ländliche Raum in Baden-Württemberg ist attraktiv und stellt sich aktuellen Herausforderungen. Es gilt damals wie heute, den Wandel anzunehmen und erfolgreich zu gestalten. Die Landesregierung unterstützt dabei mit einer aktiven und passgenauen Strukturpolitik.
Hintergrundinformationen:
Das dem Hörbuch beiliegende Booklet enthält die verschriftlichten Interviews sowie Erläuterungen zu den wichtigsten Merkmalen der in Baden-Württemberg gesprochenen Dialekte. Es entstand im Zeitraum vom 01.08.2018 bis 31.07.2020 in Zusammenarbeit des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, der Eberhard Karls Universität Tübingen und des Fördervereins Schwäbischer Dialekt e. V. Das Land förderte das innovative Projekt mit ca. 70.000 Euro.
Das Hörbuch „Jetz isch halt alles anderscht, net? Kultureller Wandel im Ländlichen Raum“ kann ab sofort im Verlag Regionalkultur für 19,90 Euro unter der ISBN 978-3-95505-204-1 bezogen werden.