„Am Mittwoch (12. März) kam es auf der Autobahn A98 bei Binzen zu einer Kollision zwischen einem Fahrzeug und einem Luchs. Das Tier war sofort tot. Luchse kommen in Baden-Württemberg vor, sind jedoch noch extrem selten. Neben den zwei kürzlich ausgewilderten Luchsen Verena und Reinhold, sowie den neu zugewanderten Individuen B3010 und B3011, gelten aktuell nur zwei männliche Luchse im Schwarzwald als resident. Bei seltenen Tierarten wie dem Luchs, wo es letztendlich um jedes einzelne Individuum geht, ist jeder Verlust einer zu viel und besonders bitter. Daher kommt dem Bestandsstützungsprojekt ‚Luchs Baden-Württemberg‘ besondere Bedeutung zu, das wir auch in diesem Jahr fortsetzen werden“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Freitag (14. März).
Seit Oktober 2024 im Schwarzwald unterwegs
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg, die das landesweite Luchs-Monitoring durchführt, kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dem verunglückten Tier um ein bislang unbekanntes Männchen handelt. Ähnlich einem Fingerabdruck lassen sich Luchse anhand ihrer Fellzeichnung voneinander unterscheiden.
Daher konnte die FVA nun feststellen, dass dieses Tier bereits mit seiner rechten und linken Körperseite über Fotofallenbilder bekannt war, jedoch konnten die Fleckenmuster der einzelnen Körperseiten erst jetzt zu ein und demselben Tier verknüpft werden. Der Kuder war demnach erstmals im Oktober 2024 am Feldberg, im Dezember am Schluchsee und zuletzt im Februar bei Kandern nachgewiesen worden. „Immer wieder wandern männliche Luchse, sogenannte Kuder, aus dem Jura-Gebirge in den Schwarzwald ein – manche von ihnen werden sesshaft“, erläuterte Eva Klebelsberg, Luchsexpertin der FVA. Es fehle jedoch an weiblichen Tieren: „Sie wandern weniger intensiv und durchqueren den Oberrhein mit seiner dichten menschlichen Infrastruktur in der Regel nicht“, sagte Klebelsberg. Die pathologische Untersuchung des toten Luchses wird durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg vorgenommen.
Auswilderung von Luchsen im Schwarzwald zur Bestandsstützung nötig
Daher hat das Land Baden-Württemberg 2023 das Bestandsstützungsprojekt ‚Luchs Baden-Württemberg‘ ins Leben gerufen. „Durch gezielte Auswilderung von insbesondere weiblichen Luchsen im Schwarzwald soll der derzeitige Bestand unterstützt und Fortpflanzung ermöglicht werden. Zugleich soll ein zukünftiger Bestand in Baden-Württemberg gemeinsam mit den Luchsen im Pfälzer Wald, den Vogesen und dem Jura-Gebirge eine Population bilden und der Inzucht in diesen Beständen entgegenwirken. Die aktive Auswilderung von Luchsen in Baden-Württemberg ist daher für den Erhalt des Karpatenluchses in Europa unabdingbar“, betonte Minister Hauk.
Ausgewilderte Luchse Verena und Reinhold sind wohlbehalten. Die Hoffnung auf Nachwuchs steigt
Ende vergangenen Jahres waren daher Luchsweibchen Verena und Luchskuder Reinhold ausgewildert worden. „Beide Tiere haben sich schon jetzt ausgezeichnet im Nordschwarzwald etabliert und sind im Großraum des Auswilderungsortes geblieben“, sagte Minister Hauk.
Kürzlich wurde der im Nordschwarzwald seit 2020 residente Luchskuder Toni bereits in der Nähe zur ausgewilderten Luchskatze Verena gesichtet. Dies lässt auf Nachwuchs im Schwarzwald hoffen.
Hintergrundinformationen
Das Projekt ‚Luchs Baden-Württemberg – Bestandsstützung der Luchsvorkommen in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen‘ ist ein Projekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Kooperation mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg, dem WWF Deutschland und dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe. Das Projekt wird zudem durch die HIT-Umwelt- und Naturschutzstiftung sowie die Luchs-Initiative Baden-Württemberg e.V. unterstützt. Auftraggeber ist das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.
Die in Baden-Württemberg ausgewilderten Luchse stammen aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Karpatenluchse, welches durch die European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) koordiniert wird.
Das Projekt ‚Luchs Baden-Württemberg‘ wird vom Expertinnen- und Experten-Netzwerk Linking Lynx https://www.linking-lynx.org/de begleitet, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschäftigt. Langfristiges Ziel ist es, eine lebensfähige Metapopulation des Karpatenluchses in Europa zu schaffen, welche sich von den Karpaten bis hin zum Jura, den Westalpen und dem Dinarischen Gebirge erstreckt.
Mehr Informationen zum Luchs und dem Projekt ‚Luchs Baden-Württemberg‘ finden Sie im Wildtierportal Baden-Württemberg unter: www.wildtierportal-bw.de