„Der Luchs ist in Mitteleuropa stark bedroht. In Baden-Württemberg sollen die Tiere wieder eine Heimat finden, in dem ein bisher sehr kleines Vorkommen durch die Auswilderung von einzelnen vorwiegend weiblichen Tieren gestärkt werden soll. Das Luchs-Monitoring der FVA Baden-Württemberg ist für den Erfolg der Bestandsstützung des Luchses im Land ein wichtiger Baustein. Denn wir wollen dem Luchs die dauerhafte Rückkehr in seinen angestammten Lebensraum ermöglichen. Das Monitoring trägt dazu bei, dass wir transparent über das Vorhaben informieren und dessen Erfolg kontrollieren können. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg verfügt mit ihrer über 20-jährigen Erfahrung im Luchs-Monitoring und in der Luchs-Forschung über beste Expertise“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (7. August), anlässlich des Besuches des Infozentrum Kaltenbronn (Landkreis Rastatt).
Über das Monitoring werden nach internationalen Standards Daten zum Luchs erhoben. Diese geben beispielsweise Informationen zu Anzahl und Geschlecht zugewanderter und ansässiger Luchse, deren Verbreitung, zu ihrem Nahrungsspektrum, zu Mortalitätsraten, zum Gesundheitszustand oder zum genetischen Zustand des Luchsvorkommens. Monitoring und Forschung sind wichtige Pfeiler für die Konzeption, Durchführung, Erfolgskontrolle und öffentliche Akzeptanz der Bestandsstützung des Luchses im Schwarzwald.
Monitoring unter der Lupe
Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass das Projektteam ‚Luchs Baden-Württemberg‘ Luchskuder Martin im Nordschwarzwald ausgewildert hat. Jetzt steht fest: Martin hat bereits sein erstes eigenes Reh gerissen. „Das ist sehr schnell und ein wirklich guter Start für Martin“, sagt Linda Kopaniak von der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die FVA kann dies mit hoher Sicherheit sagen, da sie die Signale des Halsbandsenders von Luchs Martin auswerten und einordnen: Die gesammelten Daten fließen in das landesweite Luchs-Monitoring ein.
„Monitoringdaten und ihre wissenschaftliche Auswertung sind die Voraussetzung dafür, den Schutz von Wildtieren bestmöglich zu konzipieren und umzusetzen. Denn je besser wir verstehen, wie der Luchs seinen Lebensraum nutzt, desto gezielter können wir ihn unterstützen und auch Nutzungskonflikten vorbeugen. Dafür liefert das Luchs-Monitoring die entscheidende Datengrundlage“, betonte Minister Hauk.
Seit 2004 ist die FVA mit ihrem Wildtierinstitut durch das MLR mit dem Monitoring sowie mit verschiedenen Forschungs- und Umsetzungsprojekten zu Luchsen in Baden-Württemberg beauftragt.
FVA-Direktor Prof. Dr. Ulrich Schraml betont die langjährigen Vorbereitungsarbeiten der Luchsauswilderung. „Dank der intensiven Vorarbeit konnten wir in Baden-Württemberg sicherstellen, dass das Projekt sowohl auf eine breite Unterstützung bei unterschiedlichen Akteursgruppen stößt als auch die nötigen wissenschaftlichen Erkenntnisse vorlagen.“ Die FVA genießt dabei nationales und internationales Renommee. „An der FVA bearbeiten wir nicht nur naturwissenschaftliche Fragestellungen rund um den Luchs“, sagte Prof. Dr. Ulrich Schraml weiter, „wir haben uns auch mit sozialwissenschaftlichen Fragen befasst, um zu verstehen, worauf es bei einem gelungenen Luchsmanagement ankommt.“
Jägerschaft und Wildtierbeauftragte wichtige Partner
In das Monitoring von Luchsen fließen Sichtungen, Fotofallenbilder, Losungsfunde, Risse oder Fährten ein. Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft und den Wildtierbeauftragten ist dabei zudem zentral für das Wildtiermonitoring im Wald. Darüber hinaus werden, wann immer möglich, Luchse durch das Team der FVA mit Halsbandsendern ausgestattet. „Aktuell wissen wir dank des Monitorings von aktuell acht verschiedene Luchsen in Baden-Württemberg. Diese Informationen bieten eine zentrale Grundlage für die effektive Stützung des Luchsvorkommens in Baden-Württemberg“, erläuterte Minister Hauk.
Hintergrundinformationen
2023 wurde das Projekt „Luchs Baden-Württemberg – Bestandsstützung der Luchsvorkommen in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen“ ins Leben gerufen. Das auf vier Jahre angelegte Projekt möchte den Grundstein für ein gesundes Luchsvorkommen im Schwarzwald legen. Bis Ende 2027 sollen im Rahmen des Projekts bis zu zehn Tiere ausgewildert werden.
Die FVA setzt das Projekt federführend im Auftrag des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg um und arbeitet mit dem Zoo Karlsruhe, dem WWF Deutschland, dem Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. sowie der Luchs-Initiative Baden-Württemberg e.V. eng zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, den Luchsbestand im Land zu stützen und die notwendige Akzeptanz für den Luchs in Baden-Württemberg zu fördern.
Mehr Informationen zum Luchs in Baden-Württemberg und zum Wildtierinstitut der FVA finden Sie im Wildtierportal