„Die Landesregierung setzt sich mit verschiedenen Initiativen und Maßnahmen im Bereich des Tierschutzes ein. Hierzu gehört der Tierschutzpreis, der seit 1997 alle zwei Jahre verliehen wird und die herausragenden Leistungen von Personen und Vereinen würdigt, die sich für den Tierschutz einsetzen. In diesem Jahr haben uns wieder viele Vorschläge und Bewerbungen erreicht. Die ausgewählten sechs Preisträger bilden ein breites Spektrum des Tierschutz-Engagements in Baden-Württemberg ab.. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe und es ist unsere Verantwortung, ihren Schutz und einen artgerechten Umgang zu gewährleisten. Daher ist die Landesregierung bestrebt, die Lebensbedingungen aller Tiere im Land weiter zu verbessern“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Dienstagtag (30. September), anlässlich der Verleihung des Tierschutzpreises 2025 des Landes Baden-Württemberg.
Mit dem Tierschutzpreis werden die außergewöhnlichen Leistungen von Personen, Vereinen und Betrieben im Bereich des Tierschutzes in Baden-Württemberg anerkannt und gewürdigt.
Die Preisträger
Alexander Dreher, Schalenwildauffangstation – Bad Wurzach
Seit 2019 beteiligt sich Alexander Dreher an der drohnengestützten Jungwildrettung. Danach kam das erste Rehkitz zur Aufzucht zu ihm und das Projekt Aufzuchtstation war geboren. Nach wie vor ist er aktiv in der drohnengestützten Kitzrettung zur Setz- und Mahdzeit. Bei Todesfällen von Geißen werden die Kitze zu ihm gebracht. Die Kitze kommen aus ganz Baden-Württemberg, aber auch aus Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Kitze von Rehen, Rot-, Dam- und Muffelwild werden ausschließlich von Herr Dreher versorgt, wodurch es zu keiner Fehlprägung kommt und die Tiere problemlos wieder ausgewildert werden können. Die Auswilderung ist das Ziel für jedes aufgenommene Kitz oder Kalb und bildet die Basis der Arbeit. Die Jungtiere werden sechs bis sieben Wochen in einer eigens dafür gebauten Station untergebracht und aufgezogen. Anschließend erfolgt die Umsiedelung in ein Auswilderungsgehege in ausgewählten Revieren nach der ‚soft-release-Methode‘. Die Jungtiere können selbst entscheiden, ob sie das Gehege verlassen oder aufsuchen. Futter und Wasser werden bis in das darauffolgende Jahr zur Verfügung gestellt. Herr Dreher leistet nachhaltige Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und der Jägerschaft zum Thema Jungwildaufzucht und Lebensraumerhaltung. Auch für Kinder bietet er, im Sinne der Initiative ‚Lernort Natur‘, AGs, Wildtierstunden und Ferienprogramme an. Seit dem Projektstart im Jahr 2020 konnten schon über 100 Kitze aufgezogen und ausgewildert werden. Jungtiere konnten im vierstelligen Bereich mit der Drohne gefunden und vor dem Mahdtod bewahrt werden.
Homepage: Wildtierrettung Bad Waldsee e.V. | Rehkitzrettung mithilfe von Wärmebilddrohnen.
Thomas Bierer, Verein Toms´ Hundehilfe e.V. und Toms´ Hundewelt - Riegel am Kaiserstuhl
Thomas Bierer betreibt eine Hundepension, ist ausgebildeter Hundetrainer und betreut insbesondere sogenannte Problemhunde, wie beispielsweise Kangals. Der Verein Toms’ Hundehilfe e.V. bietet Hunden, die aus verschiedenen Gründen abgegeben werden (müssen) neue Lebensperspektiven. Dazu soll den Hunden eine sichere und artgerechte Unterbringung ermöglicht werden. Der Verein Toms’ Hundehilfe e.V. unterstützt einerseits weitere Tierschutzorganisationen finanziell, damit sie Hunde in Not unterbringen können. Andererseits werden Hunde, die bei Toms’ Hundewelt untergebracht sind, finanziert, wobei die Beteiligung an den Kosten für Unterbringung, Futter und medizinische Versorgung mitinbegriffen ist. Neben der tierschutzkonformen Unterbringung ist auch gewährleistet, dass die Hunde dort von fachkundigen Experten betreut und somit wieder der Vermittlung zugeführt werden können. Das ehrenamtliche Projekt Toms‘ & KIDS startete im Mai 2021 und bringt Kinder und Jugendliche aus dem Jugendhilfezentrum in Riegel mit ausgewählten Patenhunden zusammen. Gemeinsame Aktivitäten bringen Hund und Mensch Spaß und Bewegung. Es entwickelt sich eine positive Beziehung zwischen Kind und Hund und die teilnehmenden Kids lernen den richtigen Umgang mit dem Hund. Außerdem besuchte Herr Bierer mit einer ausgewählten Hundegruppe einmal pro Woche die JVA Freiburg. Für anderthalb Stunden können die Insassen Zeit mit den Besuchshunden verbringen und dabei unvoreingenommene Zuwendung, Freude und wertvolles Bindungsverhalten erfahren.
Homepage: Hundehilfe – Toms Hundewelt
Judith Wohlfarth, Hofgut Silva - Oberkirch
In Oberkirch- Hesselbach auf dem Hofgut Silva züchtet Frau Wohlfarth Berkshire- und Tamworth-Schweine in einer extensiven Freilandhaltung. Die Schweine leben artgerecht in weitläufigen Kastanienwäldern und Streuobstwiesen, wühlen in der Erde und wachsen in ihrem eigenen Tempo heran – ohne Stall, aber mit individuell gestalteten, isolierten Schutzhütten, die für den notwendigen Schutz vor Wind, Regen, Schnee und Sonne sorgen.
Diese Hütten bieten den Tieren sicheren Unterschlupf. Frau Wohlfarth betreibt ihre Schweinezucht auf dem Hof in der Ortenau seit 2013. Die Schweine leben unter idealen Bedingungen artgerecht das ganze Jahr auf großen doppelt eingezäunten Weideflächen. Die Tiere werden vor Ort auf dem Hof geschlachtet und verarbeitet. Die tiergerechte Schweinehaltung auf dem Hofgut Silva ist inzwischen weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt.
Alternativer Wolf- und Bärenpark Schwarzwald – Bad Rippoldsau-Schapbach
Die Stiftung für Bären betreibt seit 2010 den Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Der Park fokussiert sich auf die drei großen Beutegreifer Bär, Wolf und Luchs. Im Park leben derzeit 10 Bären, 2 Luchse und 5 Wölfe. Im Park finden gerettete Tiere ein verhaltensgerechtes neues Zuhause auf Lebenszeit, in dem sie sich vom Leid ihrer Vergangenheit erholen können. Die Tiere haben sehr viel Platz und werden gemeinschaftlich gehalten, was ihnen hilft sich zu rehabilitieren. Es gibt keine Schaufütterungen o.ä., die Tiere sollen möglichst in ihrem natürlichen Verhalten gefördert werden. Im Park gibt es verschiedene Infostationen und allgemeine und themenspezifische Führungen. Es gibt im Park eine zukunftsorientierte Freianlage für in Not geratene Tiere, die eine zweite Chance bekommen können. Abseits der Besucherwege werden die Tiere ungestört versorgt mit dem Ziel der Wiederauswilderung.
Im In- und Ausland beobachtet und dokumentiert die Stiftung Bären-, Wolf- und Luchshaltungen und hat schon über 72 Einrichtungen fachlich beraten und betreut. Der Park ist größtenteils in Eigenleistung durch die fleißigen Hände vieler ehrenamtlichen Helfer aus der örtlichen Bevölkerung entstanden.
Homepage: Alternativer Wolf- und Bärenpark Schwarzwald
Projekt AnCa (Animal Care) - Ravensburg
Das Projekt Animal Care (AnCa) in der Trägerschaft des Dornahof Ravensburg wurde zum 1. März 2022 auf Anregung des Landratsamtes Ravensburg mit verschiedenen sozial engagierten Kooperationspartnern gestartet und kümmert sich um Tiere von Menschen in Notlagen, die zum Beispiel sozial ausgegrenzt, benachteiligt, suchtkrank oder wohnungslos sind. AnCa ist ein regionales Projekt auf Spendenbasis. Es verbindet Hilfen sozialer Einrichtungen für Personen in prekären Lebenslagen mit den Zielsetzungen der Veterinärverwaltung, in gefährdeten Tierhaltungen Tierwohl, Tierschutz und Tiergesundheit zu fördern und zu verbessern. Spezielles Ziel ist, die tiermedizinische Grundversorgung für milieuspezifisch gehaltene Tiere zu ermöglichen, z.B. durch regelmäßige Untersuchungen und Gesundheitsprophylaxe. Angeboten werden sowohl Tierfutterspenden, als auch kostenfreie Tierarztsprechstunden.
Homepage: Projekt „AnCa“ nutzt den Menschen und den Tieren
David Susset, Wimmentaler Weideglück - Weinsberg
Der Nebenerwerbs-Bio-Betrieb mästet jeweils 20 bis 30 Rinder auf der Weide und schlachtet diese stressfreie auf der Weide. Die Rinder stammen von Zweinutzungsrassen, werden als Fresser direkt vom benachbarten Bio-Milchviehbetrieb bezogen.
Diese treten erst im Alter von ungefähr sechs Monaten ihre erste und einzige kurze Reise vom Geburts-Betrieb ins sieben Kilometer entfernte Wimmental an. Die Rinder leben zwischen April und November auf der Weide, wo Ihnen Witterungs- und Sonnenschutz mit eingestreuten mobilen Unterständen angeboten wird. Den Winter verbringen sie im luftigen Offenstall. Sie werden ausschließlich mit wiederkäuergerechtem Futter (Gras, Klee und Luzerne in Form von Grünfutter, Heu oder Silage) und ohne Kraftfutter gefüttert. Sobald die Tiere ausgewachsen sind, werden diese mit ungefähr 3 (statt üblicherweise 1,5) Jahren geschlachtet.
Dies geschieht nicht, wie sonst üblich, im Schlachthof, sondern in gewohnter Umgebung. Das Fleisch wird regional direkt an Endkundinnen und Endkunden vermarktet. Dabei wird auf eine vollständige Verwertung des Tierkörpers wertgelegt. Das Betriebskonzept berücksichtigt dabei die wichtigen Aspekte des Tierwohls, regionaler Wertschöpfung, naturnaher Fütterung und damit der Vermeidung von Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Mensch und Tier.
Homepage: Wimmentaler Weideglück l Bio Rindfleisch aus Weidehaltung & Weideschlachtung
Hintergrundinformationen
Der Tierschutzpreis Baden-Württemberg wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und ist mit 7.500 Euro dotiert. Der Preis ist teilbar. Es werden herausragende, nachhaltige Leistungen von Bürgerinnen und Bürgern und beispielhafte, innovative Projekte auf folgenden Gebieten gewürdigt:
- Besonders tiergerechte Haltung von Tieren (z. B. im landwirtschaftlichen Bereich, Tierheim)
- Ehrenamtliches Engagement beim Schutz von Tieren
- Öffentlichkeitsarbeit im Tierschutz
- besonders tiergerechte Ausbildung oder Beschäftigung von Tieren (z. B. von Hunden, Pferden)
- besonderes tierschützerisches Engagement im pädagogischen Bereich
- beispielhafte und innovative Projekte auf dem Gebiet des Tierschutzes
Weiter Informationen zum Tierschutzpreis auf der Webseite des MLR