„Der Stadtwald Villingen-Schwenningen geht vorbildlich in Sachen Wasserrückhalt voran. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Weiher im Wald angelegt. Die Weiher sind wahre Multitalente. Sie können einen Teil der Regenmassen nach Starkregenereignissen abpuffern, in Trockenzeiten die Wasserversorgung der Wälder sichern, einen wertvollen Lebensraum für Amphibien bieten und nicht zuletzt sind sie eine ansprechende Aufwertung des Erholungsortes Wald“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (20. August), in Villingen-Schwenningen.
Schwerpunktthema der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050
In diesem und im nächsten Jahr sollen über das ganze Land verteilt zahlreiche Maßnahmen zum Wasserrückhalt im Wald umgesetzt werden. Unter dem Dach der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 ist das Thema für dieses und das kommende Jahr als Schwerpunkt gesetzt.
Die Umsetzung wird wissenschaftlich und fachlich von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) begleitet. Die Försterinnen und Förster vor Ort werden zum Wasserrückhalt im Wald geschult. So kann das Fachwissen dieses neuen Themas landesweit verankert werden. Die Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 setzt mit diesem Schwerpunktthema einen wichtigen Impuls zur Umsetzung weiterer geeigneter Maßnahmen zum Wasserrückhalt.
„Der erfolgreiche Wasserrückhalt im Wald kann Extreme abmildern – von Dürre über Hochwasser bis Starkregen. Daher freut es mich umso mehr, dass die Landesregierung umfangreiche Mittel zur Verfügung stellt, damit wir in den kommenden zwei Jahren mit etwa 30 Gemeinden Maßnahmen umsetzen können“, erklärte Dr. Heike Puhlmann, Leiterin der Abteilung ‚Boden und Umwelt‘ der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). „Wir können ein Umdenken im Forst beobachten: Weg von ‚Wasser schnell raus aus dem Wald‘ und hin zu ‚Wasser als kostbares Gut so lange wie möglich im Wald zurückhalten.‘ Zwei Jahre lang haben wir in einem Pilotprojekt Konzepte für dezentralen Wasserrückhalt im Wald entwickelt und dabei Schulungsunterlagen erstellt und viele Beratungsgespräche vor Ort geführt. Die aktuell laufenden Maßnahmen bringen hoffentlich den Stein ins Rollen, sodass Maßnahmen zum dezentralen Wasserrückhalt künftig überall im Land umgesetzt werden können“, sagte Puhlmann.
Vielfältige Maßnahmen zum Wasserrückhalt
Die Lösung für den Wald besteht darin das Wasser möglichst lange im Wald zu halten und den Abfluss zu bremsen. Dies kann mit vier verschiedenen Maßnahmentypen erfolgreich umgesetzt werden.
- Abflussverhalten auf und in der Nähe von Waldwegen optimieren: In Abwägung mit dem Erhalt der Infrastruktur kann das Abflussverhalten von Wegebegleitgräben oder der Wegedurchlässe optimiert werden.
- Oberflächenabfluss zwischenspeichern: Dies kann durch die Anlage von Mulden umgesetzt werden.
- Entwässerungen rückgängig machen: Auf Moorböden oder in Waldbeständen können Entwässerungsgräben zurückgebaut werden.
- Gewässer entwickeln: Die Schaffung und der Erhalt möglichst naturnaher Still- und Fließgewässer im Wald verlangsamt das Abflussverhalten des Wassers und dient als Wasserspeicher.
„Ich freue mich ganz besonders, dass wir unter dem Dach der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 durch die Umsetzung von Pilotprojekten wertvolle Erfahrungen in der Umsetzung zum Wasserrückhalt gewinnen können. Die wissenschaftliche Begleitung und die Fortbildungen der Försterinnen und Förster sind wichtige Bausteine, um das notwendige Fachwissen zur Umsetzung weiterer Maßnahmen auf der Fläche zu verankern. So stärken wir die Widerstandskraft der Wälder im Klimawandel,“ stellt Forstminister Hauk MdL fest.
Hintergrundinformationen
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