Im Fachbereich Landwirtschaft werden im Jahr 2023/2024 13 Vorhaben weitergeführt und 13 neue Vorhaben gestartet.
Die meisten Vorhaben werden im Handlungsfeld Biodiversität in der Landwirtschaft umgesetzt, aber einige Vorhaben auch in den wichtigen Handlungsfeldern Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Biotopverbund. Mit Blick auf die Umsetzung des Biodiversitätsstärkungsgesetztes sollen Landwirtinnen und Landwirten Empfehlungen an die Hand gegeben werden, wie Pflanzenschutzmittel praktikabel reduziert werden können.
Neue Vorhaben 2023/2024
In diesem Projekt wird untersucht, welche Regenwurmarten in welcher Dichte und Menge auf landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg vorkommen. Dazu wird die Regenwurmfauna auf über 100 ausgewählten Flächen genau erfasst; der Fokus liegt dabei auf Ackerflächen. Ziel ist eine repräsentative Abdeckung der agrarischen Standortstypen nach Boden, Klima und Bewirtschaftung. Diese Bestandsaufnahme kann als Grundlage für ein künftiges Monitoring dienen.
Weitere Ziele sind, landwirtschaftliche Maßnahmen oder deren Modifikationen abzuleiten, die Regenwürmer möglichst wenig beeinträchtigen oder gar fördern, gerade auch mit Blick auf die Risiken des Klimawandels für die Regenwurmpopulation.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Breite und besonders in die landwirtschaftliche Praxis, zu den Landwirtinnen und Landwirten getragen werden. Erstellt werden ein praxisnaher, geländetauglicher Leitfaden für die Beurteilung der Regenwurmfauna auf den eigenen Flächen sowie Bildungsmodule für die landwirtschaftliche Fort- und Weiterbildung.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) zusammen mit dem Büro für Bodenmikromorphologie und Bodenbiologie (Dr. Otto Ehrmann)
Streuobstwiesen spielen bei der Erhaltung der Biodiversität eine wichtige Rolle. Allerdings drohen viele Bestände durch die zunehmende (wirtschaftliche) Bedeutungslosigkeit des klassischen Streuobstbaus zu verschwinden. Während sich ökonomische und ökologische Interessen bei der Nutzung von Streuobstbeständen vielerorts nicht decken, könnte durch die Verbindung von Landschaft und Gesundheit eine neue Wertschöpfungsmöglichkeit generiert werden: Die extensiv bewirtschaftete Streuobstwiese mit ihrem gesundheitsförderlichen Potenzial erhielt eine neue, zusätzliche Nutzfunktion und unterliegt nicht dem Intensivierungsdruck, der auf einem Bestand lastet, der sich ökonomisch selbst tragen soll.
Durch einen integrativen Ansatz soll in diesem Projekt herausgefunden werden, inwiefern positive Wirkungen von Streuobstwiesen in therapeutischen Konzepten von Gesundheitseinrichtungen berücksichtigt werden können und hierdurch ein neuer, Wertschöpfung schaffender Zusatznutzen generiert werden kann. Hierfür werden zunächst anhand von Befragungen mögliche Nutzungsanforderungen an Streuobstbestände in therapeutisch-klinischen Arbeitsfeldern identifiziert. Durch die fernerkundliche Bestandsanalyse von Streuobst in Kombination mit der terrestrischen Aufnahme von Bestandsmerkmalen werden darauf aufbauend die aktuelle und potenzielle Eignung für therapiebegleitende Maßnahmen beurteilt und mit Therapeuten und Streuobstpraktikern Finanzierungsmodelle erarbeitet.
Die Ergebnisse aus diesem Forschungsvorhaben werden die Biodiversität durch Generierung eines Mehrwertes für die Bewirtschaftung fördern. Außerdem werden die Ergebnisse durch Streuobst-Navi und Nutzungskonzepte direkt für die verschiedenen Akteure zugänglich gemacht und können so in die Praxis eingebunden werden.
Durchführung:
Pädagogische Hochschule Heidelberg zusammen mit Dialog N - Forschung und Kommunikation für Mensch, Umwelt und Natur Zürich und StadtLandFluss, Büro für Landschaftsplanung, Naturschutz und nachhaltige Landnutzungskonzeptionen Nürtingen
Das KleVer-Projekt entwickelt und erprobt die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen für Feldvögel im Leguminosenanbau (Luzerne und Kleegras, LKG). Die Maßnahmen sollen den erntebedingten Falleneffekt von LKG insbesondere für Feldvögel entschärfen, sich aber gleichzeitig mit vertretbarem Aufwand und Kosten in die landwirtschaftlichen Abläufe der Ökobetriebe integrieren lassen und mit den Standards ökologischer Landnutzung vereinbar sein. Aus den Befunden sollen Konzepte für wirkungsvolle betriebsintegrierte Agrarumweltmaßnahmen (z.B. über FAKT bzw. Nachfolgeprogramme) für den LKG-Anbau abgeleitet werden. Als repräsentative Feldvogelarten stehen Feldlerche, Grauammer und Rebhuhn im Fokus der Untersuchungen.
In einem semi-experimentellen Versuchsansatz werden gemeinsam mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben auf jährlich 10-15 Probeflächen im Raum Rottenburg-Tübingen erprobt
- über- oder mehrjährige Schutzstreifen
- einen hohen Schröpfschnitt mit dem Balkenmäher / Doppelmessermähwerk
- einen hohen Erstschnitt mit nachfolgender Erntepause bis 1. August.
Untersucht werden Effekte der Maßnahmen auf die Reviere, Nistplätze und Bruterfolg der genannten Feldvogelarten, die Entwicklung von Beikräutern, die Aktivität von Mäusen, die Erträge der Leguminosen, sowie betriebswirtschaftliche Parameter.
Durchführung:
Universität Tübingen (Dr. Nils Anthes, Koordination), Ernährungsrat Tübingen, Hofgut Martinsberg Rottenburg, Landschaftserhaltungsverband Tübingen Vielfalt e.V., Landschaftsökologisches Planungsbüro Geissler-Strobel.
In Deutschland werden 43% der Brutvögel nach der neuen roten Liste als gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben eingestuft. Dabei gelten europa- und deutschlandweit vor allem Vögel der Agrarlandschaft als besonders gefährdet, während der Rückgang von Vögeln anderer Habitate oft weniger drastisch verläuft. Insbesondere bodenbrütende Feldvögel sind sehr stark rückläufig, was auf eine besondere Gefährdungssituation hinweist.
Gründe hierfür liegen z. B. im Verlust von Nahrungs- und Bruthabitaten durch die Intensivierung der Landbewirtschaftung, aber teils auch an einer regional beobachteten Zunahme von Prädatoren, wie Krähenvögeln, Füchsen oder auch Katzen.
In diesem Projekt sollen verschiedene landwirtschaftliche Maßnahmen zum Bodenbrüterschutz getestet werden. Weiterhin soll untersucht werden, inwiefern deren räumliche Anordnung als Randstreifen oder als Insel im Schlag Auswirkungen auf den Prädationsdruck haben. Dabei ist ein besonderes Augenmerk auf die Bewirtschaftung von Kleegras gerichtet, da hier oft Falleneffekte durch die hohe Attraktivität bei gleichzeitig intensiver Nutzung entstehen. Darüber hinaus sollen auch Weite-Reihe-Getreide und Blühbrachen auf ihre Attraktivität und Lockwirkung für Bodenbrüter untersucht werden. Die Daten werden mittels klassischer Beobachtungen, doch auch mit neuen Verfahren wie sound-scaping-Ansätzen oder Wärmebild-Drohnen erhoben.
Das Projekt soll so Aufschluss über sinnvolle Maßnahmen und deren Umsetzung zum Schutz von Gelegen und Jungvögeln geben. Außerdem wird durch die Anlage der Maßnahmen und entsprechende Öffentlichkeitsarbeit auf diese Artengruppe und deren Schutzbedürfnis aufmerksam gemacht und für gewisse Gefährdungsfaktoren sensibilisiert. Letztendlich soll das Projekt so einen Beitrag leisten, bodenbrütende Feldvögel in Baden-Württemberg besser zu schützen und deren Populationen zu stabilisieren.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord e. V. werden rund 12.000 ha Fläche mit Wein- und Obstanbau bewirtschaftet. Zahlreiche Partner und kommunale Mitglieder des Naturparkvereins beschäftigen sich mit dem Weinbau. Die Modernisierung hin zu einem insektenverträglichen Vorgehen findet nur langsam statt.
Theoretisches Wissen zur Förderung der Biodiversität im Weinbau ist abundant und schnell zu finden. Ziel des Projektes ist es daher, das Wissen und geeignete Maßnahmen in der breiten Fläche umzusetzen, attraktiv und Praktiker freundlich zu gestalten und die Fortsetzung über die Förderlaufzeit hinaus im Blick zu halten. Beispielhafte Maßnahmen auf den Flächen können sein: das Schaffen von Trittsteinen zwischen Rebzeilen durch Einsaaten oder Einsaaten/Pflanzungen/Kleinstrukturen auf brachfallenden Flächen. Auch die Sensibilisierung der Winzerinnen und Winzer und der Bevölkerung sind ein zentrales Ziel.
In der Projektlaufzeit von zwei Jahren soll unter anderem
- eine Grundkonzeption erarbeitet werden
- Workshops mit relevanten Akteursgruppen organisiert werden
- Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung sensibilisieren
- Wissens über verschiedene Veranstaltungsformate vermittelt werden
- das Projekt wissenschaftlich begleitet werden.
Durch das Projekt Blühende Weinberge soll die Integration biodiversitätsfördernder Maßnahmen im Weinbau selbstverständlich werden. Durch die wissenschaftliche Begleitung sind handfeste Belege des positiven Effekts zu erwarten und können so verstetigt werden.
Durchführung:
Naturpark Schwarzwald Mitte Nord e.V
In diesem Projekt werden Methoden für ein ökonomisches und pflanzenbauliches Monitoring von biodiversitätsfördernden Maßnahmen im Ackerbau in den Betrieben des Demonstrationsnetzwerks BiodivNetz BW entwickelt.
Zu den tatsächlichen Kosten der Maßnahmen in der Praxis sowie pflanzenbaulichen Effekten liegen für baden-württembergische Betriebe noch keine umfänglichen Daten vor. Durch eine wissenschaftliche fundierte Erfassung der Wirtschaftlichkeit und der pflanzenbaulichen Effekte kann die langfristige ökonomische Effizienz dieser Fördermaßnahmen gesichert werden. Darüber hinaus schaffen die Daten eine fundierte Grundlage für die Optimierung der Fördermaßnahmen.
Die Zusammenarbeit mit 10-15 landwirtschaftlichen Demobetrieben wird angestrebt. Mit den Betrieben werden Erhebungsmethoden erprobt und erste Daten erhoben, die für weitere Auswertungen in der Zukunft genutzt werden können. Die Aktivitäten werden durch Expertenworkshops und gezielte Transferveranstaltungen ergänzt.
Aus den Ergebnissen wird ein Leitfaden für die Praxis entwickelt. Ziel des Projektes ist es, eine Grundlage für eine vertiefte wissenschaftliche Begleitung in den Folgejahren zu schaffen, die Regierungspräsidien bei der Betreuung des Betriebsnetzes zu unterstützen und den Praktikern eine Grundlage zu geben, Kosten und Nutzen von Biodiversitätsfördermaßnahmen für ihren Betrieb besser abschätzen zu können.
Durchführung:
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HFWU)
Ein zentraler Erfolgsfaktor für wirksame Biodiversitätsleistungen landwirtschaftlicher Betriebe sind motivierte und fachkundige Betriebsleiter. Mithilfe von Checklisten und Schulungen sollen sie als „Laien“ in die Lage versetzt werden, sicher und effizient anhand aussagekräftiger Habitatstrukturen und Indikatorarten eine belastbare Erhebung der biodiversitätsrelevanten Situation auf ihrer Hofstelle und den Betriebsflächen durchzuführen. Eine stichprobenartige Zweiterhebung durch Experten ermöglicht zum einen eine Nachschulung der Landwirte und erfolgt zum anderen für den Vergleich der Ergebnisse beider Verfahren. Sie ermöglicht eine Einschätzung zur Belastbarkeit des Laienverfahrens. Die Erfassungsergebnisse beider Verfahren werden als Grundlage für eine professionelle Zertifizierung der Biodiversitätsleistungen des landwirtschaftlichen Gesamtbetriebs herangezogen. Dafür sollen zehn Betriebe gewonnen werden, bevorzugt aus dem landesweiten Biodiversitätsnetzwerk (BiodivNetz BW). Die Aufbereitung und Verdichtung der Biodiversitätsleistungen der teilnehmenden Betriebe zu einem gesamtbetrieblichen Zertifikat ermöglicht horizontale und vertikale Betriebsvergleiche und perspektivisch auch die Steigerung des Wertschöpfungspotentials der Produkte und Dienstleistungen von Betrieben am Markt.
Durchführung:
Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL)
Agrarlandschaften stellen ein großes Potenzial an Artenvielfalt bereit, welche durch eine zunehmende Intensivierung jedoch verstärkt unter Druck geraten ist. Grundsätzliche Strategien zur Erhaltung bzw. Erhöhung von Artenvielfalt in der Agrarlandschaft sind zwar bekannt, erfolgt deren Umsetzung im Rahmen der landwirtschaftlichen Flächennutzung oft nur teilweise und zögernd. Gründe dafür sind vor allem die Komplexität der durchzuführenden Maßnahmen sowie wahrgenommene Zielkonflikte mit anderen Optimierungszielen, v.a. des Einkommenspotenzials des Betriebs. Ziel dieses Projekt ist es, eine webbasierte (gamifizierte) Simulationssoftware zu entwickeln, mit deren Hilfe biodiversitätsfördernde Maßnahmen geplant und mögliche Synergien bzw. Zielkonflikte mit der Wirtschaftlichkeit des Betriebs bzw. des Schlags transparent gemacht werden können. Zur Operationalisierung dieser Software ist zudem vorgesehen, diese an ein elektronisches Schlagkarteisystem (FMIS) anzubinden. Zusätzlich wird der Prototyp dieser Simulationssoftware in einer Fokusgruppe mit Landwirtinnen und Landwirten, Beraterinnen und Beratern und Vertreterinnen und Vertretern des Handels im Hinblick auf eine Eignung hin analysiert, Biodiversität prädiktiv als Management- und Optimierungsziel in der landwirtschaftlichen Unternehmensführung zu etablieren.
Durchführung:
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HFWU)
Das Projekt beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, Anbausysteme so zu gestalten, dass sie mit einer reduzierten Düngungs- und Pflanzenschutzintensität ökonomisch tragfähige Erträge bzw. Erlöse erzielen. Ziel ist es mit etwa 50 % des bisherigen Pflanzenschutzmitteleinsatzes, etwa 70 % der erlaubten N-Düngung etwa 90 % des Ertrages zu erreichen. Dabei werden die Fruchtarten Winterweizen, Wintergerste und Silomais in Fruchtfolge angebaut. Mit dieser Fragestellung möchte das Projekt einen Beitrag zu den politischen Zielen des Bundes und der Landesregierung Baden-Württemberg leisten, sowohl den chemischen Pflanzenschutz als auch die N-Überschüsse aus der Landwirtschaft zukünftig zu reduzieren. Dazu werden auf bisher fünf Standorten Feldversuche durchgeführt (Ettlingen bei Karlsruhe, Ladenburg, Boxberg, Tachenhausen und Böblingen). Die Standortbedingungen der teilnehmenden Versuchsanlagen unterscheiden sich stark voneinander. Neben Bodeneigenschaften, die maßgeblich das Düngemanagement beeinflussen, haben die Standorte auch einen unterschiedlichen Unkrautdruck. Dazu kommen die jährlichen Witterungsschwankungen. Daher ist für die Beantwortung der Versuchsfrage wichtig, möglichst viele verschiedene Standorte über einen möglichst langen Zeitraum untersuchen zu können, auch um die Landwirte in der Umgebung zu erreichen. Weitere Versuchsstandorte werden in den nächsten Jahren angestrebt.
Erste Ergebnisse von drei Standorten zeigen, dass es je nach Standort und Anbaujahr durchaus möglich ist, mit reduziertem Betriebsmitteleinsatz einen nur geringfügig geringeren Ertrag zu erwirtschaften. Es ist auch zu beobachten, dass die reduzierte Stickstoff-Düngung und der reduzierte Pflanzenschutz nicht immer zu geringeren Erträgen führen. Am stärksten zeichneten sich die Auswirkungen im Stickstoffgehalt im Korn und in der Pflanze ab.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Das Forschungsvorhaben soll den Datenschatz zu Landwirtschaft und Biodiversität, der in Ministerien, Umweltämtern, Beratungsnetzwerken, Hochschulen und Universitäten Baden-Württembergs bereits vorhanden, aber noch ungehoben ist, für Beratungs- und Schulungszwecke mit modernen Computermodellsystemen zusammenführen. Hierzu soll das an der Universität Hohenheim entwickelte Modellsystem MPMAS_XN verwendet werden, mit dem einzelne Betriebe und Gruppen von (Hunderten oder Tausenden von) Betrieben ökonomisch und biophysikalisch (Ertragsbildung) simuliert werden. Als konkretes Fallbeispiel sollen mechanische Beikrautregulierungsmaßnahmen zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes dienen. Mögliche Auswirkungen auf Anbauplan, Arbeits- und Maschineneinsatz sowie vor allem auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis werden mit dem Modellsystem analysiert. Um die Modellergebnisse mit der Realität abzugleichen, soll ein Austausch mit den Landwirten der Demonstrationsbetriebe und deren Beratern stattfinden. Das so validierte Modellsystem kann anschließend als Plattform für Diskussion und Schulung sowie zur Politikanalyse dienen.
Durchführung:
Universität Hohenheim
Zu den Kernzielen des 2020 in Baden-Württemberg beschlossenen Biodiversitätsstärkungsgesetzes gehört die Reduktion des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln um 40 bis 50 Prozent in der Menge. Dieses zukunftsweisende, aber auch ambitionierte Ziel zu erreichen, stellt eine große gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Durch die enorme Kulturvielfalt nimmt der Gemüsebau hinsichtlich der Biodiversität eine besondere Rolle ein. Besonders im Bereich der Sonderkulturen mit individuellen Produktionsverfahren und gleichzeitig hoher Sensibilität auf Seiten der abnehmenden Hand müssen alternative Pflanzenschutz-Verfahren betriebsindividuell entwickelt und angepasst werden.
Um die Reduktion im landwirtschaftlichen Sektor voranzubringen und zu unterstützen, wurde von der Landwirtschaftsverwaltung in Zusammenarbeit mit der Praxis bereits ein Netzwerk von Demonstrationsbetrieben mit den Produktionsschwerpunkten Acker-, Obst- und Weinbau aufgebaut. Dieses Projekt soll das Netzwerk künftig um den Gemüsebau erweitern, um auch für diesen Produktionsschwerpunkt (12.000 ha) Reduktionspotenziale zu erproben. Auf drei Demonstrationsbetrieben mit unterschiedlichen Gemüsekulturen sollen vielfältige Maßnahmen etabliert und auf Praxistauglichkeit getestet werden. Den Netzwerkbetrieben kommt dabei eine wichtige Funktion beim Wissenstransfer und als Diskussionsplattform zu: Als Multiplikatoren sollen sie helfen, die gewonnenen Erfahrungen weiter in die Praxis zu streuen.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Die Baden-Württembergischen Wiesen und Weiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sowohl die Diversität der Pflanzen wie auch der dort vorkommenden Tiere, insbesondere der Insekten, ist außerordentlich hoch. Jedoch sind gerade in den Grünlandgebieten, wie dem Allgäu, die Bestände artenreichen Grünlands durch großflächig intensive Nutzungsformen sehr stark zurückgegangen. Das mittlere Grünland, also die typischen Heuwiesen-Standorte, ist hiervon am stärksten betroffen. Gleichzeitig sehen sich die bewirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe zunehmend einer kritischen Öffentlichkeit aus Handelsunternehmen und Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber, die ökologische Verbesserungen, mehr Artenvielfalt und mehr Tierwohl einfordern. Ein Übergang von der Grünsilage- zur Heuwiesen-Wirtschaft mit mehr Raufutter für das Vieh, würde sowohl die ökologische wie auch die Tierwohl-Situation deutlich verbessern. Dies erfordert von den landwirtschaftlichen Betrieben jedoch Investitionen – nicht nur in Stall- und Gebäudestrukturen - sondern insbesondere auch in ihre landwirtschaftlichen Produktivflächen. Eine langjährige Vielschnitt-Gülle-Wiese lässt sich nicht von heute auf morgen in eine Heuwiesen-Bewirtschaftung überführen - dazu benötigt es eine komplett andere Artenausstattung. Vielfach sind jedoch die Kenntnisse und das Know-How zur Umwandlung und Aufwertung der Grünlandbestände bei den Betrieben nicht (mehr) vorhanden. Hier setzt das Projekt “Wiesenwert(s) Allgäu” an, indem es vorhandenes Wissen und Know-How zur Aufwertung und Wiederherstellung artenreicher Grünlandbestände bündelt, vermittelt, teilt und gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten weiterentwickelt. Auf Praktiker-Feldtagen werden auf konkreten Beispielflächen niederschwellige Angebote zum Know-How-Transfer angeboten. Daneben unterstützt ein umfangreiches Beratungs- und Vernetzungsangebot umstellungswillige Flächennutzerinnen und Flächennutzer, um artenreiche Wiesen und Weiden auch in der Intensivgrünland-Region des württembergischen Allgäus wieder zu etablieren.
Durchführung:
Mellifera e. V. in Zusammenarbeit mit Netzwerk Blühende Landschaft
Blühflächen sind ein wichtiges Instrument der Agrarumweltförderung. Obwohl es für landwirtschaftliche (Blüh-)Flächen (bisher) nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, lautet die naturschutzfachliche Empfehlung, dass für Blühflächen gebietsheimisches Saatgut verwendet werden sollte, also Saatgut, dass möglichst aus der Region kommt und dort vermehrt wurde. Für die FAKT II Maßnahme E8 ist eine Regionalisierung sogar vorgeschrieben. In der Praxis kommt es jedoch regelmäßig zu Engpässen bei diesem Saatgut in einigen Regionen.
Das Projekt läuft seit 2020. Im aktuellen Projekt sind die Ziele, die bekannten Fakten bezüglich gebietseigenem Wildpflanzensaatgut zusammenzutragen, aufzubereiten, auszuwerten und verfügbar zu machen, um letztendlich die Verfügbarkeit von gebietsheimischem Saatgut, auch durch das Gewinnen neuer Vermehrer, zu erhöhen. Dies geschieht durch Vorträge und die Veröffentlichung einer Broschüre für potentielle Saatgutvermehrer. Außerdem wurde ein Versuch angelegt, mit dem Ziel, die Regionalisierung bestimmter FAKT II E8 Zielarten näher zu untersuchen. Die ersten Auswertungen deuten bislang nicht auf einen „Heimvorteil“ von gebietsheimischem Saatgut bei weit verbreiteten Arten hin. Aus den Versuchsergebnissen und einer für 2023 geplanten gemeinsamen Konferenz mit Saatgutherstellerinnen und -herstellern, Vermehrerinnen und Vermehrern, sowie Behörden sollen Empfehlungen für den zukünftigen Umgang mit gebietseigenem Wildpflanzensaatgut in Baden-Württemberg, insbesondere innerhalb der FAKT II Maßnahme E8, und Ideen zur besseren Versorgung mit gebietsheimischem Saatgut entwickelt werden.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Mit der „Allianz für Niederwild" werden Grundlagen geschaffen, um eine Erhaltung und eine Verbesserung der Lebensräume von Rebhuhn, Feldhase und Fasan in der Feldflur zu ermöglichen. Das Projekt wird seit 2018 über das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt gefördert. Die Umsetzung wird über eine landesweit zu etablierende Beratung landwirtschaftlicher Betriebe erfolgen. Die „Allianz“ kommt noch weiteren Offenlandarten wie Feldlerche, Grauammer und Kiebitz, aber auch bedrohten Ackerwildkräutern und blütenbesuchenden Insekten zugute.
Bisherige Ergebnisse:
- Das Projekt Allianz für Niederwild hat in seiner Laufzeit 4 Modellregionen und dort Blühbrachen und Lichtäcker etabliert.
- Es wurde die FAKT-Maßnahme E7 durch das Projekt konzipiert und während der Förderperiode 2019 beworben und auf die Fläche gebracht.
- Neben den Modellregionen wurden 7 Lokalinitiativen beraten und in das Projekt eingebunden. Es besteht ein aktiver Austausch zu regionalen Initiativen und Projekten.
- Rebhuhntagung: am 28. und 29. November 2019 fand eine Fachtagung zum Rebhuhnschutz statt, die gemeinsam mit dem NABU durchgeführt wurde. Das Projekt Allianz für Niederwild hat sich als wichtiger Umsetzungspartner im landesweiten Rebhuhnmonitoring etabliert.
- Das Projekt stellte ein Beratungshandbuch zusammen, welches im Rahmen des neuen Wildtierportals des Landes im Sommer 2020 interaktiv zur Verfügung stehen wird.
- Das Projekt Allianz für Niederwild wurde als UN-Dekade-Projekt Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
- In 145 Vorträgen/Beiträgen bei Veranstaltungen wurden unterschiedliche Akteure (Jägerschaft, Landwirtschaft, amtlicher und ehrenamtlicher Naturschutz, allgemeine Öffentlichkeit) für den Rückgang der Offenlandarten sensibilisiert. Informationen wurden adressatengerecht in unterschiedlichen Formaten vermittelt.
Durchführung:
Im Streuobstland Baden-Württemberg gibt es auf 116.000 ha ca. 9,3 Millionen Obstbäume. Neben der Biodiversität an wild vorkommenden Tier- und Pflanzenarten tragen auch die teilweise jahrhundertealten Kulturobstsorten zur Biodiversität dieses Lebensraums bei. Aufgabe des hier vorgestellten Projekts ist die Erfassung, Erhaltung und Sicherung genetischer Ressourcen der Obstart Kirsche. Das Projekt wurde im Frühjahr 2020 begonnen und wird im Jahr 2023 abgeschlossen.
Baden-Württemberg verfügt über mehrere historische Kirschsortensammlungen, die als Sichtungspflanzungen für den Vergleich traditioneller Regionalsorten mit Sorten anderer Kirschanbaugebiete angelegt wurden, um so die für den Anbau geeignetsten Sorten auszuwählen. Die umfangreichste dieser Sammlungen existiert in Mössingen. Die nunmehr fast 60-jährigen Bäume sind größtenteils nicht mehr vital oder abgängig, viele bereits abgestorben. In Wiechs bei Lörrach ist eine Sammlung alter Brennkirschensorten vorhanden, die in Teilen bereits gerodet wurde und in der weitere Baumabgänge zu erwarten sind. In beiden Sammlungen wurden die Sorten der vorhandenen Bäume anhand von Frucht- und Baummerkmalen pomologisch verifiziert, um eine koordinierte Nachpflanzung des Sorteninventars zu ermöglichen.
Bei den Streuobsterfassungen sollen unter anderem traditionell angebaute Regionalsorten erfasst werden, die bisher nirgends dokumentiert und gesichert sind. Die Baumstandorte wurden mittels einer Kartier-App dokumentiert, die während des Projekts soweit möglich auf die notwendigen Anforderungen angepasst wurde. Alle Bäume wurden mittels der App digital erfasst.
Wichtigstes Ziel des Projektes ist es, die erfassten und neu aufgefundenen Sorten zu sichern. Hierzu werden von den Bäume Edelreiser gewonnen und Jungbäume nachgezogen. Von den in den historischen Sammlungen vorhandenen Sorten werden die baden-württembergischen Regionalsorten sowie weitere seltene, allgemein gefährdete Sorten gesichert. Die Jungbäume wurden als Hochstämme auf zwei Flächen in Mössingen aufgepflanzt.
Die aufgepflanzten Jungbäume werden in den kommenden Jahren durch die Stadt Mössingen weiter betreut. Dazu wurden Schnittworkshops veranstaltet, um das Personal entsprechend zu schulen. Schwerpunktmäßig wurde auf die Besonderheiten und Schnittempfindlichkeit der Obstart Kirsche Bezug genommen. Es wurde auch ein Konzept für weitere, zukünftige Pflegemaßnahmen wie Düngung, Mulchung der Baumscheiben und Wässerung entwickelt. An dem Workshop nahmen regionale Akteure teil, die sich mit Obstbaumschnitt und-pflege beschäftigen, unter anderem Kreisfachberater, Mitarbeiter von Fachfirmen, der Stadt Mössingen sowie Mitglieder der lokalen Obst- und Gartenbauvereine.
Durchführung:
Stadt Mössingen zusammen mit Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann
Die Birne hatte in Baden-Württemberg von alters her eine besondere Rolle, da sie für die Herstellung des wichtigsten Getränks zu diesen Zeiten, dem Most, die notwendigen Früchte lieferte. Um 1900 war in vielen Gemeinden der Anteil von Birnen in den Streuobstwiesen höher als der von Apfel. Dies ändert sich noch vor dem Zweiten Weltkrieg, ab dieser Zeit nahm der Apfel deutlich zu. Im Jahr 2015 betrug der Birnenanteil nur noch 20-25 %. Auffallend ist jedoch der hohe Anteil von alten Bäumen, denn in den letzten 40 Jahren wurden nur noch wenige Birnbäume gepflanzt. Der Zustand der Mostbirnen Bestände in Baden-Württemberg ist inzwischen aus verschiedenen Gründen in einem katastrophalen Zustand.
Mostbirnen haben im Streuobstbau eine besondere Bedeutung, weil die Bäume sehr groß und auch sehr alt werden. Birnen sind im wahrsten Sinn des Wortes landschaftsprägend. Während Apfelbäume 80 Jahre bis höchstens 100 Jahre alt werden, können Birnbäume das doppelte Alter erreichen. Diese alten Birnbäume bieten vielen Tieren einen Lebensraum. Birnbäume blühen früher als der Apfel und dienen damit vielen Insekten als Nahrungsquelle.
Es sind verschiedene Ursachen, die zu dem heutigen kritischen Zustand der Mostbirnenbestände führten. Ganz entscheidend ist dabei die Änderung der klimatischen Bedingungen. Trockenheit und Hitze setzten den alten Bäumen stark zu. Eine weitere Ursache ist die Krankheit Birnenverfall, die durch den Stress der Bäume immer öfters vorkommt.
Folgende Ziele werden im Projekt untersucht:
- Züchtung von klimaresilienten Mostbirnensorten für die regionale Verwertungsindustrie.
- Sichtung und Screening der in der Sortenerhaltungszentrale, Außenstelle Unterer Frickhof gesammelten Mostbirnensorten auf züchterisch relevante Eigenschaften.
Das Projekt wurde 2022 begonnen und soll voraussichtlich im Jahr 2024 abgeschlossen werden.
Durchführung:
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Kooperation mit dem Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten e.V., dem Bayerisches Obstbauzentrum, der Manufaktur Jörg Geiger GmbH und Dr. Walter Hartmann
Ziel des Vorhabens NEUKA.BW ist es, einen Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung von praxisgeeigneter, innovativer, nicht-chemischer Verfahren zur Unkrautregulierung als Baustein für einen modernen und nachhaltigen Pflanzenschutz im Ackerbau zu leisten, die insbesondere auf eine mechanische Wirkungsweise beruhen und ggf. digital bzw. über Sensoren gesteuert wird. Durch das Vorhaben sollen die Kenntnisse, insbesondere in der Beratung und Praxis zur Reduktion des Einsatzes von Herbiziden im Ackerbau gesteigert werden. Hierdurch kann mittelfristig eine Reduzierung des Einsatzes chemisch-synthetischer PSM (Herbizide) sowie eine Erhöhung der Biodiversität auf und an Äckern erreicht werden. Das Projekt läuft seit 2018 und leistet einen wichtigen Beitrag zur „Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie“ des Landes Baden-Württemberg.
Auf insgesamt neun Praxisbetrieben werden Onfarm-Versuche, Feldbegehungen und Versuchsbesichtigungen mit Praktikern durchgeführt.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Kooperation mit der Universität Hohenheim.
Das Projekt „Diversifizierung des Silo- und Energiemaisanbaus“ beschäftigt sich bereits seit 2018 mit potenziellen Lösungsansätzen für eine ökologische Aufwertung des Maisanbaus. In den ersten beiden Projektphasen lag der Fokus auf Untersuchungen des Mais-Gemengeanbaus mit einzelnen, großkörnigen Partnern wie Stangenbohne, Kapuzinerkresse oder Sonnenblume, die zwar eine hohe Praxistauglichkeit aufweisen, jedoch nur einen gewissen Mehrwert für die Biodiversität darstellen. In der dritten Projektphase werden nun Mais sowie alternative Energiekulturen mit artenreichen Blühmischungen kombiniert. Ziel ist es, die Attraktivität der Kultur für Insekten in der Agrarlandschaft zu erhöhen und gleichzeitig einen Beitrag zum Erosionsschutz zu leisten.
Im Jahr 2022 wurden an den Standorten Tachenhausen und Forchheim Feldversuche mit vier verschiedenen Blühmischungen als Untersaat in Mais und Hirse (Sorghum) durchgeführt. Ziel war es, eine lange Blühdauer der Untersaat, eine hohe Blütendiversität sowie eine möglichst hohe Unkrautunterdrückung bei zeitgleich geringer Konkurrenz gegenüber dem Mais zu erreichen. Die Versuche wurden mit Pflanzenbonituren und Erfassungen von Bestäuberanflügen begleitet. Bei der Hirse haben sich die Blühmischungen gut etabliert und es wurde eine hohe Anzahl an Blütenbesuchen nachgewiesen. Insbesondere Raps stellte ein beliebtes Blühangebot dar. Die spät blühende Chia, die vor allem bei Hummeln beliebt war, leistete einen großen Beitrag zur Verlängerung des Blühzeitraums. Je nach Standort wurde eine unterschiedliche Auswirkung auf die Erträge von Mais und Hirse festgestellt. Die Versuche werden in 2023 weitergeführt.
Eine der Untersaatenmischungen im Mais wurde im Jahr 2022 zusätzlich auf vier Praxisschlägen getestet. Hier wurden Erhebungen von Wildbienen (Apidae), Laufkäfern (Carabidae) und Kurzflügelkäfern (Staphylinidae) sowie Pflanzenbonituren und Ertragserfassungen durchgeführt. Es wurde ein tendenzieller Mehrwert für die Wildbienenvielfalt und -abundanz sowie ein erhöhtes Kurzflügelkäferaufkommen festgestellt. Für die Artengruppe der Laufkäfer wurden lediglich geringfügige Unterschiede in der Artenzusammensetzung beobachtet. Die Entwicklung der Untersaat sowie die Auswirkungen auf den Ertrag variierten stark zwischen den Versuchsstandorten. Im Mittel war in den Maisvarianten mit blühender Untersaat eine Reduktion des Mais-TM-Ertrages um 22 % im Vergleich zur Reinmais-Kontrolle zu verzeichnen.
Im Jahr 2023 werden diese Erhebungen auf elf weitere Praxisschläge ausgeweitet. So können die ersten Ergebnisse, die auf einen tendenziellen Mehrwert für die Insektenvielfalt hinweisen, anhand mehrjähriger Daten validiert werden. Zusätzlich wird die in den Mais integrierte, einjährige Untersaat im zweiten Untersuchungsjahr mit einer segregierenden Variante in Form von überjährigen Blühstreifen hinsichtlich der Praxistauglichkeit und des Biodiversitätsmehrwertes verglichen. In beiden Varianten wird in den Jahren 2023 und 2024 die Folgeverunkrautung dokumentiert, um Problemarten innerhalb der Blühmischungen sowie mögliche Langzeitfolgen entsprechender Maßnahmen frühzeitig zu identifizieren.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Um die Biodiversität speziell in Obstanlagen zu stärken, wurde das Projekt Obstbau-Modellanlagen zur Förderung der biologischen Vielfalt eingerichtet. Es wird seit 2018 durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, landesweit sechs Erwerbs-Obstbau-Modellanlagen in Baden-Württemberg zu etablieren und diese zu Gunsten der Biodiversität zu optimieren. Das daraus resultierende Wissen wird dann an obstbauliche und naturschutznahe Gruppen weitergegeben.
Die Obstbau-Modellanlagen für biologische Vielfalt in den Haupt-Obstbauregionen Baden-Württembergs (Bodensee, Rhein-Neckarregion) sollen vor allem als Exkursionsziel für Fortbildungen und zum fachlichen Austausch zwischen Obstbauern und -bäuerinnen (auch angehenden), sowie Naturschützerinnen und Nutzern und Verbraucherinnen und Verbrauchern dienen.
Ein weiteres Ziel ist, dass eine Auswahl der in den Modellanlagen umgesetzten und bewährten Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung mittelfristig bei jeder Neuanlage einer Niederstammobstanlage berücksichtigt werden. Zu bewährten biodiversitätsfördernden Maßnahmen gehören und anderem, die Anlage von mehrjährigen Blühstreifen und –flächen, die Einsaat von blühenden Fahrgassen, die Pflanzung von Ankerpflanzen am Anfang und am Ende der Pflanzreihen und die Heckenpflege, die Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, das Anlegen von Nisthilfen für Wildbienen, die Montage von Vogelnistkästen, Fledermausquartieren und Sitzstangen für Greifvögel, die Bereitstellung von Stein- und/oder Totholzhaufen und der Einsatz für regionale Verantwortungsarten.
Die auf den Modellflächen umgesetzten Maßnahmen werden stetig auf ihre Praxistauglichkeit bzw. mögliche Integration in den Bewirtschaftungsalltag überprüft. Voraussetzungen für eine langfristige Umsetzung ist, dass die Maßnahmen die Bewirtschaftung der Anlagen nicht einschränken.
Dass diese Maßnahmen einen positiven biodiversitätsfördernden Einfluss haben bzw. den Rückgang der Biodiversität auf den Flächen aufhalten können, zeigt das seit 2020 durchgeführte Monitoring. Betrachtet werden dabei Wildbienen, Heuschrecken, Vögel und die Vegetation der Krautschicht. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden in den Obstbau-Modellanlagen insgesamt 142 Wildbienenarten, 11 Heuschreckenarten, 48 Vogelarten und 233 Pflanzenarten erfasst. Darunter sind auch einige seltene bzw. gefährdete Arten (36 Wildbienenarten, 14 Vogelarten und 1 Heuschreckenart, 19 Pflanzenarten der Roten Liste Baden-Württembergs bzw. Deutschlands). Die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Modellanlagen bezüglich Lage, Alter, Größe und Ausstattung sowie der umgesetzten Maßnahmen spiegeln sich dabei in der Varianz der Arten- und Individuenzahlen zwischen den verschiedenen Standorten wider. Mit der Umsetzung der Maßnahmen konnte jedoch (bis auf wenige Ausnahmen) an allen Standorten eine Zunahme in den Arten- und Individuenzahlen für jede der Artengruppen erzielt werden.
Die Etablierung von Lebensräumen und dauerhaften Nahrungsquellen wie artenreichen Blühflächen und blühenden Fahrgassen verbessert maßgeblich die Habitatqualität für Insekten, wodurch die Obstbauanlagen beispielsweise auch von seltenen bzw. gefährdeten, anspruchsvolleren Wildbienenarten als Teillebensraum oder Trittsteinbiotop angenommen werden. Heuschrecken profitieren insbesondere von einem reduzierten/angepassten Mahdregime und der Erhaltung von Altgrasstreifen. Gleichzeitig kann mit reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch die Diversität von Pflanzenarten in Obstbauanlagen verbessert werden. Die zusätzlichen Nist- und Ansitzmöglichkeiten sorgen dafür, dass sich unterschiedliche Vogelarten in den Obstbauanlagen ansiedeln, die unter anderem auch bei der Bekämpfung von Schädlingen nützen können.
Das Wissen über den Einfluss der durchgeführten Maßnahmen auf diese Artengruppen wird bei den Exkursionen und Schulungen in den Modell-Obstbauanlagen an Interessierte vermittelt.
Der inhaltliche Fokus für das Projektjahr 2023 liegt in der Durchführung von weiteren Exkursionen und Führungen in den Modellanlagen, der Weiterentwicklung der Schulungs- und Informationsunterlagen sowie in der Verbreitung der Projektergebnisse durch Vorträge und Veröffentlichungen.
Weitere Informationen: www.obstbau-biodiv.de
Durchführung:
Landsiedlung Baden-Württemberg mit weiteren Kooperationspartnern
Der Lebensraum „Weinberg“ ist ein wichtiger Förderer der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft und er prägt die Kulturlandschaft in Baden-Württemberg. Insbesondere der kleinflächige Steillagenweinbau und die Terrassenlagen bieten aufgrund ihrer Struktur wertvolle Rückzugsorte für Insekten, Reptilien und Wirbeltiere zudem sind sie schützender Raum für die am Standort heimische Flora.
Gerade die Bearbeitung des Unterstock-Bereichs ist im Weinbau von besonderer Bedeutung. Hier gilt es die Konkurrenz um Nährstoffe und vor allem Wasser gering zu halten. Zudem soll das Mikroklima in der Traubenzone eine bestmögliche Trauben-, und spätere Weinqualität gewährleisten. Wurde in der Vergangenheit meist im Zuge des Unterstockbegrünungsmanagements auf den Einsatz von Glyphosat und andere Herbizide zurückgegriffen ist dies heute nicht mehr möglich. Diese Entwicklung stellt Winzer*innen vor Herausforderungen. Andere zufriedenstellende Lösungen müssen gefunden werden. Mit Hilfe des Projekts sollen Erkenntnisse über alternative Bearbeitungsvarianten, deren Erfolg und Auswirkungen auf die Biodiversität generiert werden. Diese münden in Handreichungen für die Praxis und gewährleisten wirksam und nachhaltig den Erhalt dieser biologisch wertvollen Steillagen.
Das Projekt beinhaltet zwei Hauptarbeitsfelder. Zum einen werden in einer direktzugfähigen Lage zwei unterschiedliche mechanische Lösungen in Kombination mit Zeilenbegrünungsgeräten gefahren und die direkten Auswirkungen auf die am Standort vorkommende Flora und Fauna bonitiert. Zum anderen wird in einer Terrassenlage, hier sind keine mechanischen Lösungen anwendbar, durch die Einsaat und Pflanzung von niedrigwachsenden Bodendeckern versucht den Unterstock-Bereich freizuhalten.
Das Projekt wurde 2018 begonnen und wurde seither nach erfolgreicher Durchführung zweimal verlängert.
Durchführung:
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
Erkenntnisse aus dem vorangegangenen Projekt “Floristische und faunistische Untersuchungen extensivierter Grünlandlandstreifen und Verwertbarkeit der Aufwüchse” (Projektlaufzeit 2018 bis 2022) bestätigen das Potential einer zeitweisen oder dauerhaften Extensivierung von Randstreifen im Intensivgrünland für die Stärkung der floristischen und faunistischen Vielfalt. Es zeigten sich allerdings auch Schwierigkeiten, die den Erfolg von Maßnahmen begrenzen und eine Integration artenreicher Teilflächen im Intensivgrünland in der Praxis erschweren. Diese Problematiken werden daher in dem laufenden Projekt untersucht:
- Die Etablierung eines artenreichen Grünlandbestandes auf bisher intensiv genutzten Flächen durch Ansaat blütenreicher Kräuter ist durch eine dominante Altgrasnarbe und häufig hohe Stickstoffnachlieferung aus dem Boden gefährdet.
- Die Lage der botanisch aufgewerteten Randstreifen und deren Verbindung mit bereits bestehenden Landschaftselementen sowie die Standortsvoraussetzungen müssen für einen Etablierungs- und Besiedelungserfolg berücksichtigt werden.
- Eine Umsetzung biodiversitätssteigernder Maßnahmen in der landwirtschaftlichen Praxis ist nur zu erwarten, wenn die Bewirtschaftung der Blühflächen einfach in den Betriebsablauf integriert werden kann.
Der Fokus der bisherigen Arbeiten im Projekt lag auf den Maßnahmen zur erfolgreichen Etablierung artenreicher Teilflächen. Dazu wurden an drei Grünlandstandorten mit unterschiedlichen Bodenbedingungen Feldversuche etabliert, in denen zur Begrenzung der Altbestandskonkurrenz im Frühjahr 2022 die Intensität einer vorbereitenden Bodenbearbeitung variiert wurde. Auf jeder Versuchsfläche wurde jeweils eine Standardmischung und eine standortspezifische gebietsheimische Saatmischung ausgebracht. Um die Lichtkonkurrenz durch den Altbestand für die angesäten Arten während der Etablierungsphase zu begrenzen, wird neben der üblicherweise für Extensivgrünlandflächen empfohlenen Zweischnittnutzung auch eine häufigere Nutzung untersucht.
Die Beobachtungsergebnisse der ersten Vegetationsperiode zeigten bereits deutliche Unterschiede im Etablierungserfolg in Abhängigkeit von den Saatgutmischungen sowie von der Bodenbearbeitungsintensität. Je größer der Anteil der bodenbearbeitungsbedingten Lücken im Bestand, desto höher war der Deckungsgrad der nachgesäten Wildpflanzenarten. Obwohl die Standardsaatgutmischung oft eine höhere Abundanz der einzelnen angesäten Arten aufwies, war die Artenzahl in den standortangepassten Saatgutmischungen oft höher. Genauere Analysen im Frühjahr 2023 werden zeigen, welche der zusätzlich angesäten Arten über Winter und Frühjahr im Bestand überdauern können und welche nicht. Dazu erfolgt eine Untersuchung der botanischen Zusammensetzung der Bestände zu zwei Zeitpunkten während der Vegetationsperiode. Ergänzend wird regelmäßig das Blühangebot bonitiert, um die Attraktivität der neu etablierten Flächen für Insekten bewerten zu können. Die Variation des Schnittregimes zeigte noch keine Auswirkungen, da in der Vegetationsperiode 2022 aufgrund der ausgeprägten Sommertrockenheit teilweise noch nicht genügend Biomasse auftrat, um eine höhere Schnittzahl zu rechtfertigen.
Vorbereitende Arbeiten zur Frage der Integration extensivierter Teilflächen in intensiv genutzten Grünlandgebieten wurden begonnen. Im Rahmen der weiteren Literaturauswertungen und Diskussion von möglichen Szenarien mit Stakeholdern werden konkrete Vorschläge zu Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzepten artenreicher Teilflächen und ihre Einbindung in die Landschaft entwickelt.
Durchführung:
Universität Hohenheim
Das Projekt Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung – Kommunikation und Bildung trägt zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Module Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung (GBB) von Beratung.Zukunft.Land, als auch zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung zum Thema Biodiversität bei Landwirten und Landwirtinnen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden und Biodiversitätsberaterinnen und Biodiversitätsberatern bei.
Das Projekt wurde 2018 erstmalig gefördert und zweimalig verlängert.
In der ersten Projektphase wurden Impulse für mehr Biodiversität in der landwirtschaftlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung gesetzt. Die dazugehörigen Maßnahmen wie modellhafte GBB-Beratung, Exkursionen zu biodiversitätsfördernden Betrieben, sowie theoretischen Input mit Moodle-Lehrmaterial zum Thema Biodiversität sind mittlerweile fester Bestandteil bei den teilnehmenden landwirtschaftlichen Fachschulen.
Außerdem wurden mittels Infoveranstaltungen und Onlineseminaren auf die vom Land geförderten Biodiversitätsberatungsmodule von Beratung.Zukunft.Land aufmerksam gemacht.
Darauf aufbauend wurden Biodiversitätsprojekt-Wettbewerbe für landwirtschaftliche Fachschulen ausgeschrieben, Bildungsfilme rund um das Thema Biodiversität entwickelt, sowie Infotafeln für die Maßnahmen umsetzenden Betriebe entworfen, welche den beratenen Betrieben kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, das Verständnis für die Notwendigkeit von biodiversitätssteigernden Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen zu stärken.
Mit der gesetzlichen Verpflichtung zur Umsetzung besteht aktuell jedoch nach wie vor ein hoher Beratungsbedarf, der bei den über 40.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg noch lange nicht erschöpft ist. Hier wird im aktuellen Projekt angesetzt.
Das seit Januar 2023 laufende Folgeprojekt setzt den Schwerpunkt mittels vier Bausteinen:
- Das Projekt fungiert als Koordinierungsstelle Biodiversität, welche die landesweiten Aktivitäten und das Wissen zur Erhaltung und Steigerung der biologischen Vielfalt sammelt, aufarbeitet und strukturiert, um diese den Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden, Regierungspräsidien, Ministerien, Beratern und Verbänden koordiniert zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, als Informationsdrehscheibe für Biodiversität zu fungieren, welche Informationen und Ergebnisse vom Bund, den Ländern und innerhalb des Landes verarbeitet, strukturiert und an die relevanten Stellen weitergibt.
- Erstellen einer dazugehörigen Wissensplattform digital und in Print.
- Erarbeitung von Biodiversitäts-Beraterqualifizierungsangeboten.
- Anbieten von Training-on-the-job-Angeboten sowie modellhaften Gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatungen für landwirtschaftliche Betriebe als Erwachsenenbildung.
Die in den ersten Projektphasen 2018 bis 2021 erarbeiteten Maßnahmen werden aufrechterhalten.
Weitere Informationen:
Durchführung:
Landsiedlung Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL)
Nach erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft, die z.B. bei Infrastrukturmaßnahmen regelmäßig anfallen, muss der Vorhabenträger Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (sogenannte Kompensationsmaßnahmen) durchführen, um die Funktion des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild wiederherzustellen. Bisher werden zur Durchführung dieser naturschutzfachlichen Kompensationsmaßnahmen meist landwirtschaftlich genutzte Flächen vollständig aus der Nutzung herausgenommen bzw. stark extensiviert.
Hier kann die Produktionsintegrierte Kompensation, kurz PiK, eine sinnvolle Ergänzung zur bisherigen Kompensationspraxis darstellen. PiK bezeichnet Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen, die die Bewirtschaftung der Flächen dergestalt anpassen, dass eine dauerhafte Aufwertung des Naturhaushaltes erfolgt und dennoch eine weitere landwirtschaftliche Nutzung der Kompensationsflächen sichergestellt werden kann.
Ziel des Projekts ist es, für den Standort Baden-Württemberg geeignete Kompensationsmaßnahmen und vorteilhafte Organisationsformen zur Maßnahmensicherung im Rahmen der Eingriffsregelung zu entwickeln und zu erproben, sowie wegweisende Erfolgsmodelle auf Betrieben zu schaffen.
Die Planung der Kompensation erfolgt von Anfang an im partnerschaftlichen Dialog mit den Landwirten und dem Naturschutz, dabei werden die agrarstrukturellen und betrieblichen Belange berücksichtigt. Naturschutzverwaltung, Vorhabenträger und Landwirtschaft suchen gemeinsam nach möglichen Kompensationsflächen und verständigen sich über ein Konzept, welches von Naturschutz und Landwirten gleichermaßen mitgetragen wird und den rechtlichen Anforderungen entspricht.
Das Projekt wurde im Jahr 2018 begonnen und zweimal verlängert und soll Ende 2023 abgeschlossen wedren.
Weitere Informationen www.pik-projekt-bw.de
Durchführung:
Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH.
Der städtische Raum bietet großes Potential, um als vielseitiger Lebensraum für verschiedene Arten zu dienen. Bestäuber, insbesondere Wildbienen, können von blühenden Pflanzungen in der Stadt profitieren. Um dieses Potential zu nutzen, muss die verhältnismäßig geringe Grünfläche in der Stadt multiple Funktionen erfüllen und als ganzheitliche Lebensräume, bestehend aus Nahrungspflanzen sowie Nist- und Überwinterungsstrukturen, für die Zielgruppe der Bestäuberinsekten dienen. Die Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen im größeren und damit vernetzbaren Stil scheitert jedoch oftmals an fundierten Kenntnissen zu Pflanzen, Strukturen sowie Umsetzungs- und Pflegekosten. Ziel des Projektes ist es, zu Nahrungspflanzen und Strukturvielfalt sowie zu neuartigen vertikalen Blühanlagen belastbare Daten zu erheben. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Betrieben und Kommunen sowohl auf Versuchsanlagen, als auch auf Praxisflächen. Dabei werden praxisrelevante Fragen bearbeitet und die Ergebnisse für die Zielgruppen anwendungsbezogen aufbereitet. Somit soll die Umsetzung ökologisch effektiver Pflanzflächen im städtischen Raum gefördert, die Vernetzung urbaner Grünflächen vorangetrieben und dass Potential der Stadt als Lebensraum für Bestäuber ausgeschöpft werden.
Das Projekt wurde im Jahr 2019 begonnen und wurde nach erfolgreicher Umsetzung im Jahr 2022 verlängert.
Weitere Informationen
Projekt: Sicherung und Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität im urbanen Raum
Projekt: Schutz und Förderung der biologischen Vielfalt in der Stadt und in den Gemeinden
Durchführung:
Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)
In Baden-Württemberg werden rund 46 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Eine wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft wird in der Einführung neuer oder der Wiederentdeckung alter Kulturarten gesehen, die in der Regel eine geringere Bewirtschaftungsintensität erfordern. Der Anbau von Buchweizen birgt ein großes Potenzial, diesem Trend entgegenzuwirken und zu einer regionaleren und "biodiversitätsfreundlicheren" Landwirtschaft beizutragen.
Das Projekt ist das Folgeprojekt zum Projekt „Integration von Buchweizen in heimische Fruchtfolgen“ (Laufzeit 2020 bis 2022) und zielt auf die Etablierung und Erprobung des Buchweizenanbaus in der landwirtschaftlichen Praxis in Form von On-Farm Versuchen unter Einbindung von Landwirten ab. Im Rahmen von On-Farm Versuchen sollen in verschiedenen Anbauregionen in Baden-Württemberg die Vielfalt der Bestäuber und anderer nützlicher Insekten in Buchweizenbeständen erfasst und somit der Beitrag zur Biodiversität in der Interaktion mit der jeweiligen Bewirtschaftungsweise und Umwelt ermittelt werden.
Für den Aufbau der On-Farm-Versuche werden verschiedene Landwirte an unterschiedlichen Standorten in Baden-Württemberg für zwei Jahre an den Versuchen teilnehmen. Die Auswahl, Koordination und Abstimmung des Anbaus erfolgt in enger Kooperation mit der LBV Schrozberg. Hierzu werden zum einen auf geplanten Versuchsfeldern (On-farm + Exaktversuche) die Vielfalt und Abundanz von Insekten in regelmäßigen Zeitabständen während der Blühphase in den geplanten zwei Versuchsjahren erfasst. Hier ist eine Zusammenarbeit mit dem Julius-Kühn-Institut (Leitung Fachgebiet Nützlinge und Funktionelle Biodiversität) und dem Kompetenzzentrum Biodiversität und integrative Taxonomie (KomBioTa) der Universität Hohenheim geplant.
Zum anderen werden Managementdaten sowie Daten zum Ertrag und der Kornqualität in den On-Farm-Versuchen und im wissenschaftlichen Exaktversuch durch die Universität Hohenheim erhoben und ausgewertet, um die Kriterien für eine spätere Weiterverarbeitung zu Backwaren (LBV Schrozberg) laboranalytisch zu erfassen. Durch das vorhandene Netzwerk vom Landwirt, Aufbereiter, Verarbeiter, Bäckereien und EDEKA hat die LBV eine ausgezeichnete Basis für eine durchgängige regionale Wertschöpfungskette. Dies ermöglicht des Weiteren die Prüfung der Kennzeichnung regional und „biodiversitätsfreundlich“ hergestellter Produkte sowie der Akzeptanz in der Bevölkerung.
Desweiterein wird im Rahmen des Projekts die Rentabilität des Praxisanbaus von Buchweizen im Vergleich Hauptfrucht/ Zweitfrucht ermittelt. Für die wirtschaftliche Bewertung werden neben den klassischen Aspekten einer Deckungsbeitragsrechnung zudem die direkten kurzfristigen (z. B. Unkrautunterdrückung für eine Folgekultur) und langfristigen Vorteile (z. B. Erosionsschutz oder Kohlenstoffspeicherung), die ein Landwirt aus dem Anbau von Buchweizen ziehen kann, berücksichtigt.
Weitere Informationen: Brot und Blinis aus Buchweizen: Trendlebensmittel punktet bei Geschmack und Verarbeitung
Durchführung:
Universität Hohenheim
Das Projekt "Integration von Buchweizen in heimische Fruchtfolgen" zielte auf die Entwicklung optimierter Anbausysteme mit Buchweizen und anderen kleinkörnigen Saaten ab, wobei die Auswirkungen unterschiedlicher Aussaattermine und Stickstoffdüngung auf agronomische Parameter wie Ertrag, Pflanzenwachstum, Blütezeit, sowie Qualitätsmerkmale bewertet wurden. Weiterhin wurden im Projekt in einem Sortenscreening verschiedene Buchweizensorten eingesetzt und hieraus die am besten geeigneten Sorten selektiert, die für Feldversuche und insbesondere weitere Züchtungsarbeiten empfohlen werden können. Wichtige Kennzahlen entlang der Wertschöpfungskette wurden erarbeitet: von dem Test unterschiedlicher Sorten (Züchtung), über Anbauversuche (Saatzeit, Düngung, verschiedene Anbauregionen), Inhaltsstoffanalytik (Protein, Aminosäuren, resistente Stärke) bis hin zu Backversuchen in Bäckereien und der Verarbeitung in der Gastronomie.
Projektergebnisse: Es konnte klar herausgearbeitet werden, dass eine erfolgreiche (Wieder-) Einführung einer Kulturart nicht einfach ist und nur anhand der Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette geht. So sind zentrale Punkte die Erarbeitung der Vor- und Nachteile der Kulturart für die einzelnen Glieder der Wertschöpfungskette. Zunächst gilt es, Genbankakzessionen/Sorten zu identifizieren, die für den Landwirt am einfachsten und risikoärmsten angebaut werden können. Bei Buchweizen ist hier unbedingt ein höherer Ertrag bei früher gleichmäßiger Abreife und Standfestigkeit zu sehen.
Die für heimische Landwirte verfügbaren Sorten sind eher ungeeignet, was die Bedeutung einer heimischen Züchtung untermauert. Für die Ökonomie des heimischen Buchweizenanbaus wäre der Nutzen eines Zweikulturen-Anbausystems vorteilhaft. Buchweizen selber liefert ca. 20-30dt/ha Ertrag ohne dass viel gedüngt und gespritzt werden muss. Zusätzlich ist Buchweizen eine attraktive Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten verschiedenster Arten. Die lange Blütezeit in Juni und Juli ist besonders attraktiv, da zu dieser Zeit weder in der Landwirtschaft noch der freien Natur viel blüht. Buchweizen lässt sich zu zahlreichen Produkten verarbeiten, wie Broten, Blinis oder aber auch als Beilage wie Reis und ist ernährungsphysiologisch sehr wertvoll.
Durchführung:
Landessaatzuchtanstalt Universität Hohenheim
Ziel des Projekts war es eine Bewertung verschiedener Herbizid-freier Bearbeitungssysteme bei Beerenobst im Vergleich zum aktuellen Standardverfahren, der chemischen Bekämpfung zu untersuchen. Dabei wurde die Intensität der jeweiligen Mechanisierung hinsichtlich des Bewuchses evaluiert und deren Auswirkung auf die Biodiversität quantifiziert.
Projektergebnisse: In den verschiedenen Beerenobstkulturen zeigte sich, dass eine Bewirtschaftung ohne Herbizide zwar grundsätzlich möglich ist, dies jedoch immer mit Mehraufwand und höheren Produktionskosten verbunden ist. Beerenobstarten sind Flachwurzler, deswegen ist die Regulierung über Abdeckungen in der Regel erfolgreich. Allerdings reicht die Abdeckung als alleinige Maßnahme nicht aus, eine Nachregulierung über Handarbeit oder Herbizide ist immer erforderlich. Hier stellt die Kombination aus Abdeckung und Herbizid eine gute Möglichkeit dar, um den Herbizidaufwand zu reduzieren. Insbesondere bei organischen Abdeckungen treten meist nur vereinzelt starke Wurzelbeikräuter auf. Im Hinblick auf Fortschritte in der automatisierten digitalen Erkennung von Beikräutern ist hier großes Potenzial in der selektiven Bekämpfung zu sehen. Gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Problematik der Verfügbarkeit von Arbeitskräften und den hohen Arbeitslöhnen ist jegliche Form der Handarbeit zu vermeiden und nicht wirtschaftlich. Organische Abdeckmaterialien weisen neben der Aufwuchsreduktion auch noch weitere positive Nebenaspekte für die Kulturpflanze auf. So ist der Wasserhaushalt unter der Deckschicht ausgeglichener, da die Evaporation eingeschränkt wird.
Das Projekt wurde 2018 begonnen und konnte 2022 erfolgreich abgeschlossen werden.
Durchführung:
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)
An der Modellpflanze Kohl wurde gezeigt, wie Nützlinge durch die Anlage von speziellen Blühstreifen bzw. durch das gezielte Anpflanzen attraktiver Pflanzen in der Kultur gefördert und so der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden kann. Es wurde untersucht, wie sich die Maßnahmen auf die Abundanz der Nützlinge und damit einhergehend auf das Ausmaß des Schädlingsbefalls und die Pflanzengesundheit auswirken.
Projektergebnisse: Die Anlage von Flächen mit speziellen Blühmischungen, auch Nützlingsblühstreifen genannt, als eine biologische Pflanzenschutzstrategie ist ein Baustein im Integrierten Pflanzenschutz (IPS), um vor allem spezialisierte natürliche Gegenspieler neben Bestäubern und generalistischen, räuberischen Arthropoden auf oder an die Schläge zu locken. Es zeigte sich, dass spezielle, massgeschneiderte Blühstreifen ein wichtiger Baustein im ökologischen und konventionellen Gemüsebau sind, um die funktionelle Biodiversität auf den Kulturflächen zu erhöhen und so die Regulation von Schaderregern zu verbessern. Wie diese Untersuchungen gezeigt haben, werden Nützlinge durch das zusätzliche Blühangebot an und in die Kulturflächen gezogen.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Ziel des Projektes war die Verbesserung der Beratungsempfehlungen zur Bekämpfung von Schadinsekten im Raps und die Vermeidung nicht notwendiger Insektizidanwendungen, insbesondere in der Blüte. Dadurch wurden die Bekämpfungszeitpunkte optimiert, um die höchsten Wirkungsgrade der Pflanzenschutzmittel auszunutzen und Wiederholungsbehandlungen zu vermeiden. Damit leistete das Projekt einen Beitrag zur Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittelanwendungen und somit für die Stärkung der biologischen Artenvielfalt.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Entwicklung, Erprobung und Implementierung eines multimedialen und interaktiven Selbstlernprogramms für Profi-Gärtnerinnen und -Gärtner. Ergebnisse der vorangegangenen Projekte wie zum Beispiel praxiserprobte biodiversitätsfördernde Pflanzkonzepte und Habitat-Gestaltungsmöglichkeiten wurden in ein didaktisches Konzept überführt. Ziel der Lernanwendung ist es, möglichst viele Menschen für das Thema Biodiversität zu begeistern und über das Leben der Wildbienen zu informieren, damit in Zukunft mehr Privatgärten, aber auch mehr öffentliche Flächen artenreich angelegt werden.
Die Lernanwendung wurde fertiggestellt und befindet sich aktuell noch in der Phase letzter Korrekturen. Das Lernprogramm wird dann von der LVG Heidelberg als reine e-Learning-Anwendung auf der Kollaborations- und Lernplattform OLAT angeboten. Interessierte Nutzerinnen und Nutzer erhalten auf Anfrage einen kostenfreien Zugang.
Durchführung:
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg in Kooperation mit der Landesanstalt für Bienenkunde, Universität Hohenheim
Die Modellbetriebe setzten biodiversitätsfördernde Maßnahmen in der Praxis um und fungieren als Anschauungsbeispiele, wie sich biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf Betrieben bzw. landwirtschaftlichen Flächen realisieren lassen. Biodiversitäts-Veranstaltungen zum Wissenstransfer wurden in den Betrieben durchgeführt, wodurch ein Austausch nicht nur von Berater*in zu Landwirt*in, sondern insbesondere auch von Landwirt*in zu Landwirt*in ermöglicht wird. Die Modellbetriebe werden für Exkursionen und fachpraktische Schultage für landwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen zur Verfügung stehen. Hierdurch können zukünftigen Landwirtinnen und Landwirten die Möglichkeiten der Umsetzung verschiedenster biodiversitätsfördernder Maßnahmen auf ihren eigenen Betrieben aufgezeigt werden. Die Zusammenarbeit mit den Modellbetrieben im Rahmen des Pilotprojektes war sehr erfolgreich und jeder einzelne Betrieb hat zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts beigetragen.
Durchführung:
Regierungspräsidium Freiburg
Das Projekt wurde im Zeitraum von 2018 bis 2022 durchgeführt. In diesem Projekt wurden die Kernelemente der Regenerativen Landwirtschaft (Alternative Düngung, Einsatz von Komposttee, Durchführung Flächenrotte, Einsatz von sog. „effektiven Mikroorganismen“, dauerhafte Begrünung) wissenschaftlich geprüft sowie Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung im landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Demonstrationsbetrieb des Landes in Bettenreute vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg gesammelt.
Die Düngungsempfehlungen nach Albrecht/Kinsey beruhen auf dem Prinzip von ausgewogenem Nährstoffgleichgewichten, die in einem streng definierten Verhältnis zueinanderstehen sollen (Ca, Mg, K, Na = 68:12:4:<1) um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten und als ausgewogen angesehen zu werden. Das herkömmliche System des VDLUFA stützt sich auf die Auswertung zahlreicher langjähriger Düngungsversuche. Eine Umrechnung der Analysenergebnisse zwischen den verschiedenen Labormethoden ist nicht möglich. Bodenproben, die nach den beiden Methoden untersucht wurden, zeigten gravierende Unterschiede bei den Düngungsempfehlungen für Calcium und Magnesium.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg in Kooperation mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg
Im Herbst und Winter kann neu ausgesätes Wintergetreide durch Blattläuse befallen werden. In dieser Jahreszeit fungieren die Blattläuse weniger als direkte Schädlinge, sondern als Virusüberträger. Das Simulationsmodell SIMLAUS, welches die Populationsdynamik der Getreideblattlausarten S. avenae, R. padi, und R. maidis auf der Basis einer Startpopulation berechnet, steht zur Verfügung. Allerdings wurde SIMLAUS zuletzt intensiv in den Jahren 1993-1997 in mehreren Bundesländern getestet. Eine Validierung bzw. Tests in Baden-Württemberg haben bislang nicht stattgefunden und waren daher Gegenstand des Projekts. Das Projekt wurde in den Jahren 2018 bis 2022 durchgeführt.
Ziel dieses Projekts war die Verbesserung der Beratungsempfehlung zur Bekämpfung von Virusvektoren und Vermeidung nicht notwendiger Insektizidanwendungen im Getreide im Herbst.
Die Zuckerrübenkrankheit „Syndrome basses richesses“ (SBR) wurde in Deutschland erstmals im Jahr 2009 im Landkreis Heilbronn in Baden- Württemberg nachgewiesen (Schröder et al., 2012). 2017 und 2018 trat SBR in größerem Umfang in Baden-Württemberg sowie Rheinland-Pfalz auf. SBR führt in den Befallsgebieten zu einer Verringerung des Zuckergehaltes von Zuckerrüben. Als Hauptverursacher für die Krankheit SBR wird ein pflanzenpathogenes Bakterium Candidatus arsenophonus phytopathogenicus (y-3-Proteobakterium) genannt. Dies wurde auch in den Zuckerrübenproben aus Baden-Württemberg gefunden. Als Überträger für das Bakterium sind bisher die Schilfglasflügelzikade Pentastiridius leporinus sowie die Südliche Glasflügelzikade (Cixius wagneri, China) bekannt, wobei die Letztgenannte für Baden-Württemberg noch nicht beschrieben worden ist. Die Bekämpfung der SBR-Krankheit kann nur mit einer Kombination vieler Maßnahmen erfolgen. Um eine Strategie für die Praxis zu entwickeln, ist ein verstärktes Monitoring der Zikaden sowie der Befallsgebiete mit SBR erforderlich. Im Projekt wurden weitere Erkenntnisse zum Auftreten und der Verbreitung der Schilfglasflügelzikade P. leporinus als Vektor des Krankheitserregers Candidatus arsenophonus phytopathogenicus gewonnen. Es wurden drei verschiedene Monitoring-Verfahren in Zuckerrüben getestet, mit denen eine sichere Aussage über das Auftreten der Schilfglasflügelzikade getroffen werden konnte.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Zur Stärkung der biologischen Vielfalt sind sowohl die Reduktion des Einsatzes chemischer und synthetischer Pflanzenschutzmittel als auch die Minimierung des Risikos unerwünschter Pflanzenschutzmittel-Einträge in zu Kulturflächen benachbarten Bereichen, wie Oberflächengewässern oder Saumstrukturen, von großer Bedeutung. Baden-Württemberg, landwirtschaftlich geprägt durch kleine Strukturen und eine Vielzahl an Kulturen, ist wie kaum ein anderes Bundesland von der Abdriftproblematik betroffen. Die Erarbeitung verlässlicher Daten und die Entwicklung neuer Verfahren zur Reduzierung der Emissionen bleiben eine dauerhafte Herausforderung. In der Vergangenheit wurden Abdriftstudien im Obstbau in natürlichen Anlagen durchgeführt. Häufig besteht die Schwierigkeit darin, eine Obstanlage zu finden, die die in der JKI-Richtlinie 7-1.5 zur Messung der direkten Abdrift beim Ausbringen von flüssigen Pflanzenschutzmitteln im Freiland genannten Anforderungen erfüllt.
Das Ziel des Projekts war die Entwicklung einer künstlichen Obstanlage zur Untersuchung praxisnaher Abdriftreduktionsstrategien. Eine Modellanlage bietet den Vorteil, neue abdriftmindernde Sprühgeräte, Düsen und neuartige Verfahren unter reproduzierbaren Bedingungen hinsichtlich deren Abdrifteigenschaften vergleichen zu können. Die Durchführung der Versuche kann zudem unabhängig von der Saison direkt am Standort, der LTZ-Außenstelle in Rheinstetten-Forchheim, stattfinden.
Projektergebnis: Die Modellanlage zur Durchführung von standardisierten Abdriftmessungen mit Sprühgeräten im Obstbau wurde am LTZ-Standort Rheinstetten-Forchheim errichtet. Das Abdriftverhalten der Sprühgeräte kann in der Modellanlage realistisch abgebildet werden. Die in der Modellanlage erarbeiteten Ergebnisse erweisen sich als reproduzierbar.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf, in Kooperation mit dem Julius-Kühn-Institut, der Hans Wanner GmbH, LandTechnik Sexauer (VICAR), Weber GmbH & Co. KG.
Die Internetplattform „VitiMeteo“ stellt der staatlichen Weinbauberatung und der Praxis in Baden-Württemberg seit 2003 digitale Werkzeuge für einen modernen Rebschutz zur Verfügung. Sie beinhaltet Prognosemodelle, Wetter- sowie Monitoringdaten und wird seit vielen Jahren intensiv im Weinbau genutzt. Die Software-Architektur und die verschiedenen Module von „VitiMeteo“ waren allerdings nach über 15-jähriger Nutzung veraltet. Eine Modernisierung der Plattform war deshalb dringend erforderlich, um „VitiMeteo“ an den aktuellen Stand der Informationstechnologie (IT) und die veränderten Produktionsbedingungen im Weinbau, etwa dem Klimawandel und der Ausbreitung neuer Schaderreger, anzupassen. Während der Projektlaufzeit konnten die zahlreichen verschiedenen Softwarekomponenten entscheidend weiterentwickelt werden.
Projektergebnisse: Programmierung und Testung von neuen Modellen; Verknüpfung verschiedener Modelle und persistente Speicherung von Modellergebnissen; Neuprogrammierung von „VitiMonitoring“ und Integration in „VitiMeteo“; Individualisierung und Wissenstransfer.
Weitere Informationen: Website von „VitiMeteo“
Durchführung:
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, in Kooperation mit Agroscope (Schweiz), der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim und der Firma GEOsens.
Mais-Stangenbohnen Mischanbau stellt eine konkurrenzfähige, ökologische und biodiversitätsfördernde Alternative zum reinen Maisanbau dar. In früheren Arbeiten wurde deutlich, dass die aktuellen Mais- und Stangenbohnensorten für den Reinanbau entwickelt wurden und für den Mischanbau nur bedingt geeignet sind. Das Projekt hatte das Ziel neue Bohnensorten zu züchten, welche kühletolerant, kleinkörnig, spätreif, biomasse- und proteinreich und daher an den Mais optimal angepasst sind, so dass das Mais-Bohnen System praxisreif und stark ausgeweitet werden kann.
Wie in diesem Projekt dargestellt werden konnte, sind die neuen Bohnensorten, welche speziell für dieses Anbausystem selektiert werden, kleinkörnig und phasinarm und bieten mit den richtigen Maissorten die Möglichkeit, die gleichen Biomasseerträge wie Mais mit stark erhöhten Proteinwerten zu erreichen. Wie auch gezeigt wurde, kann durch eine weiterführende Selektion der Bohnen auf den Mischanbau ein noch höheres Leistungsniveau erreicht werden. Die Bohnenzüchtung für den Gemengeanbau steht erst am Anfang, d.h. hier ist noch sehr viel Potential vorhanden.
Durchführung:
Landessaatzuchtanstalt Universität Hohenheim in Kooperation mit dem Julius-Kühn-Institut.
In Deutschland ist Mais die dominante Nutzpflanze zur Erzeugung von Biomasse und Futtermitteln. In dem hier durchgeführten Forschungsvorhaben war es das Ziel, unter praxisüblichen Bedingungen mögliche Effekte eines Gemengeanbaus im Vergleich zu Mais-Reinbeständen auf die Häufigkeit und biologische Vielfalt von Arthropoden und hier insbesondere Bienen und parasitoide Wespen zu untersuchen. In Kooperation mit Landwirten wurde auf mehreren Standorten in Deutschland ein Arthropoden-Monitoring durchgeführt.
Projektergebnisse: Es zeigte sich in der Mais-Bohnen-Kultur die Tendenz zur Förderung bestimmter Insekten (Blattläuse, Wanzen, Ameisen) und einzelner Nützlingsgruppen wie Bienen und parasitoider Wespen. Danach werden vor allem Brackwespen (Braconidae) und verschiedene Microhymenoptera durch den Gemengeanbau gefördert. Damit liefern die Projektergebnisse einen Beleg für die Empfehlung, den Maisanbau durch die Polykultur mit Leguminosen aufzuwerten.
Die Anzucht der Bohnensorten im Gewächs lieferte verschiedene Informationen zu biologischen Eigenschaften, die für die Besiedlung von Insekten bzw. der Nutzung der Bohnen für Insekten relevant sein könnten.
Durchführung:
Landessaatzuchtanstalt Universität Hohenheim in Kooperation mit dem Julius-Kühn-Institut.
Ein pestizidarmer/-freier Emmeranbau ist nur durch eine weitere Verbesserung der Standfestigkeit und eine gesteigerte Krankheitsresistenz realisierbar. Hierfür können aktuell die Sorten Roter Heidfelder und Späth’s Albjuwel herangezogen werden, es ist aber unbedingt eine weitere Züchtung auf bessere Standfestigkeit und verbesserte Krankheitsresistenz nötig.
Projektergebnisse: Eine weltweit einmalige Sammlung von ca. 150 alten Emmersorten wurde zusammen mit den Baden-Württembergischen Pflanzenzüchtungsfirmen Pflanzenzucht Oberlimpurg sowie Südwestdeutsche Saatzucht an mehreren Orten angebaut und agronomisch auf deren Eignung für die heimische Landwirtschaft geprüft. Das Projekt konnte zeigen, dass die dazu notwendige genetische Varianz im Emmer verfügbar ist und über die klassischen Züchtungsmethoden genutzt werden kann. So sind Standfestigkeit, Ertrag und Pilzresistenz auch nicht negativ miteinander korreliert.
Das Backlabor DiGeFa hat einen Standardmahl- und –backversuch für Emmer erarbeitet, der sich erheblich vom Weizen unterscheidet. Dies garantiert, dass auch Unterschiede in den Qualitäten der einzelnen Sorten sichtbar werden.
Das Projekt dient somit der Diversifizierung der heimischen Getreidewertschöpfungskette und kann zudem als Modellprojekt für Etablierungsmaßnahmen von Kulturarten herangezogen werden.
Durchführung:
Landessaatzuchtanstalt Universität Hohenheim in Kooperation mit Pflanzenzucht Oberlimpurg, Südwestdeutsche Saatzucht GmbH & Co KG und DIGeFa GmbH.
Der Bedarf an Chiasamen in Deutschland ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Die importierten Chiasamen stammen meist aus Süd- und Mittelamerika und zunehmend auch aus Afrika. Chia ist eine ausgesprochene Kurztagspflanze, erst bei Tageslängen unter 12 Stunden kommt sie zur Blüte, weshalb handelsübliche Chiapflanzen bei uns erst ab Ende September blühen und nicht zur Reife kommen. Durch das Screening von Genbank-Accessionen hat die Universität Hohenheim aus der Genbank in Gatersleben eine Chia-Accession gefunden, die im Juli zur Blüte kommt und bis Ende September abreift.
Chia in Deutschland anzubauen wäre eine Bereicherung für die Agrarlandschaft. Mit ihrem langen Blühzeitraum liefert sie über eine lange Zeit Nahrung für pollen- und nektarsuchende Insekten. Zudem lockert die Kultur die getreide- oder maislastigen Fruchtfolgen auf.
Um Chia längerfristig als Anbaualternative der deutschen Landwirtschaft zur Verfügung stellen zu können, muss eine Weiterentwicklung der sehr wenigen vorhandenen Sorten vorgenommen werden. Hierzu wurde ein kleines Zuchtprogramm aufgebaut, um Erfahrungen mit der Züchtung zu sammeln und um eine erste Materialentwicklung anzustoßen.
Durchführung:
Landessaatzuchtanstalt Universität Hohenheim
Die Beratungshilfe nimmt den Gedanken der Biodiversität im und am Acker auf. Sie dient als Nachschlagewerk für die Aus-/ Weiter- und Fortbildung von Landwirten und Landwirtinnen, Beratern und Beraterinnen sowie für eine interessierte Öffentlichkeit. Eine anschauliche Darstellung der möglichen Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen ist wichtig, um bei den auf der Fläche handelnden Landwirtinnen und Landwirten ein Bewusstsein für schutzwürdige (Un)kräuter und (Un)gräser zu schaffen:
Welche Arten können Probleme bereiten, wie sind diese mit weniger Herbiziden und möglichst kostengünstig zu bekämpfen (z.B. Bekämpfung nur auf Teilflächen)? Welche Arten sind tolerierbar oder sogar schützenswert?
Die Darstellung der vielfältigen Wildpflanzen auf dem Acker, ihr Vorkommen, ihre tierökologische Bedeutung, ihre Schadwirkung und integrierten Bekämpfungsmöglichkeit machen ein differenziertes Handeln möglich. Dieses Werk umfasst 245 Arten von (Un)kräutern und (Un)gräsern, mit farbigen Illustrationen verschiedener Entwicklungsstadien vom Samen bis zur Fruchtbildung, für eine sichere Bestimmung.
Zwei weitere Beratungshilfen zu den Themen „Zwischenfrüchte und Blühmischungen“ und „Erhaltungsmischungen“ wurden erarbeitet.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg.
Die Themen Biodiversität und Klimawandel im Zusammenhang mit der regionalen Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion spielen eine zunehmend bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft. Der Druck und die Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft, sich in Sachen Biodiversität und Klimawandel zu positionieren und entsprechend aktiv zu agieren, steigen zunehmend. In diesem Projekt wurden die Möglichkeiten und Chancen sowie bereits vorhandene Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität und zum Umweltschutz in der Landwirtschaft aufgezeigt. Dabei wurden insbesondere Schülerinnen und Schüler sowie die Landwirtschaft für das Zusammenspiel von Biodiversität, Klima und Landbewirtschaftung sensibilisiert. Kinder und Jugendliche wurden auf landwirtschaftliche Betriebe gebracht, um dort selbst zu erfahren und zu erleben, was Biodiversität bedeutet und wie sie durch die Landwirtschaft auch positiv beeinflusst werden kann. Im Fokus stand dabei auch zu vermitteln, welche Verantwortung man als Verbraucherin und Verbraucher trägt (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) und wie man selbst die regionale Biodiversität stärken kann. Als Grundlage für diese interaktive Bildungsarbeit wurden die qualifizierten Lernort Bauernhof-Betriebe durch Schulungen zum Thema Biodiversität und Klimawandel und zur pädagogischen Umsetzung des Themas unterstützt sowie durch die Bereitstellung von fachlichem Informationsmaterial.
Durchführung:
Verein zur Förderung der Schwäbischen Bauernschule in Bad Waldsee e. V., Trägerverein des Projekts Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg.
Zwei FAKT-Maßnahmen wurden mit zusätzlichen Mitteln aus dem Sonderprogramm gefördert. Die Anhebung der Flächenrestriktion der Maßnahme „E 2.1 Brachebegrünung mit Blühmischungen“ von 5 auf 7 ha pro Betrieb ab 2018 bis 2019 (ab 2020 10 ha pro Betrieb) und die neue FAKT-Maßnahme „E 7 Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen (Lebensräume für Niederwild)“ ab dem Antragsjahr 2019. Diese Maßnahme hat das Ziel, ganzjährig wertvolle Lebensräume nicht nur für Insekten, sondern auch für andere Wildtiere wie Feldhasen und Feldvögel zu schaffen.
Die Information, Weiterbildung und Beratung der Imker sowie weiterer Multiplikatoren hinsichtlich Biodiversität wurde intensiviert. In enger Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim, den Imkervereinen und Imkern, den unteren Landwirtschaftsbehörden, unteren Naturschutzbehörden und den Landschaftserhaltungsverbänden wurden beispielsweise Multiplikatorenfortbildungen durchgeführt sowie Schulungsunterlagen erarbeitet und zur Verfügung gestellt. Zielrichtung ist die Stärkung der Biodiversität (ein besonderer Fokus liegt im Projekt auf den Wildbienen) auf landwirtschaftlichen und auf kommunalen Flächen; auch das erhebliche Potenzial auf privaten Grundstücken wurde erschlossen.
Durchführung:
Regierungspräsidien Tübingen und Stuttgart
Es wurden 220 Blühflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 70 Hektar im Remstal angelegt, erfasst, mit den verfügbaren Daten dokumentiert und auf der Website www.trachtfliessband.de online gestellt. Die Blühflächen wurden von den „Flächenpaten“, das heißt Kommunen, Landwirtinnen und Landwirte, Privatleuten, Unternehmen, Vereinen, Schulen etc. angelegt und gepflegt. Der Trachtkalender der im Remstal vorkommenden Trachtpflanzen wurde weiterentwickelt und um 140 auf 240 Trachtpflanzen erweitert. Es wurde eine Android-App entwickelt zur Unterstützung der mobilen Blühflächen-/Trittsteinerfassung inkl. einer Navigationshilfe, um Blühflächen leicht (wieder) zu finden. Die App ist im Testmodus bereits verfügbar (www.bienenroute.de). Zur Markierung und Erläuterung für Gartenschaubesucher wurden an den Blühflächen insgesamt 117 Informationstafeln von Rad- oder Wanderwegen aus gut sichtbar aufgestellt und mittels QR-Code an das Trachtfließband angebunden. Dadurch können weiterführende Detailinformationen einfach via Smartphone abgerufen werden. Die „blühenden Trittsteine“ wurden unter Berücksichtigung der Netzwerkdichte zu einem Biotopverbund zusammengefasst. Die Website „Trachtfließband“ wird als digitale Daten- und Wissensbasis für Bürgerinnen und Bürger kostenlos zur Verfügung stehen und stetig weiterentwickelt, ebenso wie die Android-App zur Trittsteinerfassung.
Durchführung:
Gesellschaft zum Schutze der Natur und Umwelt durch Bienenhaltung e.V.,Landesverband Württembergischer Imker e.V.
Der Verlust von biologischer Vielfalt im aquatischen Lebensraum geschieht oftmals unbemerkt, da sich die Welt unter Wasser dem direkten Blick entzieht. Die Studie lieferte neue, tiefgehende Einblicke in die Biodiversität heimischer, besonders gefährdeter Fisch- Krebs- und Neunaugenarten, die den angewandten Artenschutz und die fischereiliche Praxis wirksam verbessern werden.
Durchführung:
Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg – Fischereiforschungsstelle.
Im Rahmen des Projektes wurde damit begonnen, die beim Apfel vorliegende Konzeption der Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg (SEZ) am „Unteren Frickhof“, dem Sortenerhaltungsgarten für Verwertungsbirnen, umzusetzen. Die Konzeption umfasst den Ausbau der Sammlung und die langfristige Erhaltung der genetischen Ressourcen bei Birne.
Durchführung:
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee.
2010 wurde der Leitfaden „Kronenpflege alter Obsthochstämme“ vom Kompetenzzentrum für Obstbau Bodensee (KOB) herausgegeben. 2016 folgte aufgrund der großen Nachfrage die überarbeitete und stark erweiterte Auflage „Naturgemäße Kronenpflege am Obsthochstamm“. Der Leitfaden wurde auch in digitaler Form herausgegeben. Nutzerinnen und Nutzer haben somit die Möglichkeit, die sich über mehrere Jahre erstreckenden Bilderserien animiert nacheinander zu betrachten.
Projektergebnisse: Inhalte des Handbuchs wurden erweitert und digitalisiert. Neben dem Baumschnitt, als wichtiges Instrument zur Erhöhung der Biodiversität auf Streuobstwiesen, wird explizit auf Naturschutz- und Biodiversitätsmaßnahmen für den Lebensraum Streuobstwiese eingegangen: Etablierung von artenreichem Grünland, Pflegekonzepte des Grünlands, Förderung von potenziellen Habitaten, etc.
Die digitale Umsetzung „Weiterbildung in der Pflege von Obsthochstämmen und Streuobstwiesen unter besonderer Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten“, hat das Ziel, zum einen Lehrende in der Obstbaum- und Streuobstwiesenpflege Schulungsmaterial für Kurse an die Hand zu geben und zum anderen interessierte Streuobstwiesenbesitzer weiter für die Pflege ihrer Streuobstwiesen zu motivieren und fortzubilden.
Durchführung:
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee.
Die „Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland“ umfasst Artengruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten, Landsorten und Varietäten, die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren. Sie sind vom Aussterben bedroht und werden zum Großteil nur noch in Genbanken erhalten (ex situ-Erhaltung). Im Rahmen des Projekts wird eine On Farm-Erhaltung für ausgewählte Kulturen aufgebaut und erforscht, welches Potential ausgewählte Sorten für eine On Farm-Erhaltung bergen.
Projektergebnisse: In der ersten Saison wurden 101 Sorten gesichtet (darunter: Artischocke, Dicke Bohne, Tomate, Schnittkohl, Paprika, Rettich, Zucchini, Kürbis, Melone, Augenbohne, Schalotte), daraus wurden 48 Sorten für die zweite Saison ausgewählt.
Durchführung:
ProSpecieRara Deutschland gGmbH.
Alte Nutztierrassen wurden über Jahrhunderte hinweg gezüchtet und kontinuierlich an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. So wurden Nutztiere früher auf landwirtschaftlichen Betrieben in vielfältiger Weise eingesetzt. Heute dominieren hingegen einige wenige Hochleistungsrassen die Viehbestände.
Das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt unterstützet Projekte zur Erhaltung alter, gefährdeter Nutztierrassen z.B. Kaninchen, Geflügel, Pferde.
Durchführung:
Landesverband Badischer Rassegeflügelzüchter e.V., Landesverband der Rassegeflügelzüchter von Württemberg und Hohenzollern e.V., Landesverband der Rassekaninchenzüchter Württemberg und Hohenzollern e.V., Pferdezuchtverband Baden-Württemberg e.V. in Kooperation mit Haupt- u. Landgestüt Marbach, Pferdegesundheitsdienst Baden-Württemberg.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt lassen den Schluss zu, dass Wildbienen der Arten Gehörnte und Rote Mauerbiene als alternative Bestäuber für Himbeerkulturen in geschützten Anlagen in Frage kommen. Allerdings ist eine künstliche Lagerung nur bis ca. Mai möglich. Individuen, die länger künstlich in „Winterruhe“ gehalten werden, besitzen scheinbar nicht genügend Energiereserven für eine erfolgreiche Bestäubung. Es empfiehlt sich, in der Nähe der Brutröhren Wasser aufzustellen und ausreichend Baumaterial bereitzustellen. Ferner konnten im Frühjahr nach der Ausbringung viele Wildbienen beobachtet werden. Scheinbar wurden neben den künstlichen auch natürliche Brutbereiche von den Insekten gefunden und belegt. Es konnte somit eine Population in den Tunnelanlagen kurzfristig etabliert werden. Ob dies auch von Dauer ist, bleibt abzuwarten und wird in den nächsten Jahren beobachtet. Allerdings wurde kein „Mehrwert“ durch die Bestäubung mit Wildbienen erzielt. Inwieweit sich Wildbienen im Bereich der Beerenkulturen in den nächsten Jahren etablieren können, bleibt abzuwarten. Im Bereich von Steinobstkulturen sind Akzeptanz und Nutzen für die Anbauer höher.
Durchführung:
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg.
Hauptproduzenten von Blütenpollen (Pollenhöschen), sind Spanien, Bulgarien und Ungarn. In Deutschland spielt die Pollenproduktion bisher eine untergeordnete Rolle, obwohl sich mittlerweile einzelne Imkereibetriebe dieser Produktionsrichtung angenommen haben und wirtschaftlich erfolgreich sind.
Ziel des Projekts war es, durch die Initiierung eines Netzwerkes an Pollensammlern, heimischen Blütenpollen zu sammeln und unterschiedliche Qualitätsparameter zu untersuchen.
Durchführung:
Landesanstalt für Bienenkunde Universität Hohenheim in Kooperation mit der LUFA Speyer.