Bioökonomie

Ideenwettbewerb Bioökonomie - Preisträger 2020

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Ministerialdirektorin Grit Puchan (l.) überreicht die Urkunde zum Innovationspreis Bioökonomie an Thomas Karle von der Agro Energie Hohenlohe GmbH (r.)
Ministerialdirektorin Grit Puchan (l.) überreicht die Urkunde zum Innovationspreis Bioökonomie an Egon Förster von der Fiber Engineering GmbH (r.)
Ministerialdirektorin Grit Puchan (l.) überreicht die Urkunde zum Innovationspreis Bioökonomie an Peter Katz von der Hermetia Baruth GmbH (r.)
Ministerialdirektorin Grit Puchan (l.) überreicht die Urkunde zum Innovationspreis Bioökonomie an Antje Ota von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (r.)
Ministerialdirektorin Grit Puchan (l.) überreicht die Urkunde zum Innovationspreis Bioökonomie an Dietmar Böhm von der OutNature GmbH (2.v.r.) und Simon Rauch vom Energiepark Hahnennest (r.)

Die Gewinner des ersten Innovationspreises Bioökonomie Baden-Württemberg wurden auf dem 5. Bioökonomietag ausgezeichnet

Im Rahmen des ersten Ideenwettbewerbes „Bioökonomie – Innovationen für den Ländlichen Raum“ wurden innovative Lösungsansätze entlang der Agrar- und Forstwertschöpfungsketten sowie im Bereich der Verarbeitung von Lebensmitteln gesucht. Aus den Bewerbungen wurden von einer Fachjury fünf Gewinner ausgewählt, die jeweils ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro erhalten.

Inunserer Mediathek können Sie die Veranstaltung noch einmal mit verfolgen.

Die Gewinner des Innovationspreises Bioökonomie Baden-Württemberg 2020 sind:

Energiepark Hahnennest GmbH & Co. KG und OutNature GmbH mit der Bewerbung „Von der Pflanze bis zum Papier – Bioökonomie bis zum Ende gedacht“

Die Betreiber einer Biogasanlage und ein Anbieter von Faserstoffen und Papieren haben gemeinsam eine neuartige Wertschöpfungskette vom Feld bis ins Regal etabliert. Durch ein innovatives biothermisches Aufschlussverfahren werden aus der Durchwachsenen Silphie hochwertige Naturfasern für die Herstellung von biobasierten und kreislauffähigen Verpackungen gewonnen. Die verbleibenden Bestandteile dieser mehrjährigen und ökologisch vorteilhaften Blühpflanze werden in einer Biogasanlage energetisch verwertet. Dieses neuartige Geschäftsmodell ermöglicht ein zusätzliches Einkommen für Landwirte, indem es wertgebende Pflanzenbestandteile zu einem marktfähigen Produkt veredelt und über die stoffliche Nutzung einer höheren Wertschöpfung zuführt.

Agro Energie Hohenlohe GmbH & Co. KG mit der Bewerbung „Effizienzsteigerung im Ackerbau in Hohenlohe durch Nährstoffrückgewinnung aus Wirtschaftsdüngern“

Bei der Agro Energie Hohenlohe GmbH wurde eine innovative Anlagenkonzeption entwickelt und aufgebaut, die sowohl die energetische als auch die stoffliche Verwertung von Gülle und Gärprodukten ermöglicht. Neben mineralischen Phosphor-, Stickstoff- und Kalidüngern werden aus den Gärprodukten auch organische Bodenverbesserer gewonnen. Die konzentrierten Düngerprodukte sind marktfähig und können entweder vor Ort zu bedarfsgerechten und effizienten Pflanzenernährung eingesetzt werden oder kostengünstig in Gebiete mit Nährstoffbedarfen transportiert werden. Somit wird ein verbessertes Nährstoffmanagement zwischen Tierhaltung und Pflanzenbau ermöglicht.

Fiber Engineering GmbH mit der Bewerbung „Heimkompostierbarer Pflanztopf aus lokalen Faserreststoffen“

Fiber Engineering hat ein Verfahren zur Produktion von biobasierten Pflanztöpfen entwickelt. Das Besondere dabei ist, dass die innovativen Pflanztöpfe vollständig heimkompostierbar sein sollen. Für die Herstellung werden Naturfasern aus regionalen Reststoffströmen eingesetzt. Der als weitere Komponente verwendete Kleber ist vollständig biologisch abbaubar. Das Abbauverhalten der Pflanztöpfe wird zudem durch die Zugabe von Wachs gesteuert. Das von Fiber-Engineering eingesetzte Wachs fällt als Nebenprodukt bei der Herstellung von fortschrittlichen Biokraftstoffen der zweiten Generation an.

Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf mit der Bewerbung „HighPerCell® Technologie: Carbonfasern aus Holzzellstoff und ionischen Flüssigkeiten“

Mit dem vom DITF entwickelten Direktlöseverfahren können Cellulosefasern durch ionische Flüssigkeiten aus Holz umweltschonend und nachhaltig hergestellt werden. Die biobasierten Cellulosefasern können zum Beispiel direkt in Verbundwerkstoffen oder als Vorstufe für die Herstellung von Carbonfasern eingesetzt werden. Herkömmliche Carbonfasern für Leichtbauanwendungen werden derzeit noch aus petrochemischen Ausgangsstoffen hergestellt. Die Verfahrenskette wurde vom DITF im Labormaßstab entwickelt und der Technologietransfer soll mit interessierten Industriepartnern sowie in Kooperation mit dem Technikum Laubholz erfolgen.

Hermetia Baruth GmbH mit der Bewerbung „Insektenbioraffinerie - Biodiesel aus Speiseresten“

Hermetia hat eine Pilotanlage für die Aufzucht von Insekten auf Basis von organischen Reststoffströmen, wie beispielsweise Speiseresten entwickelt. Das Unternehmen setzt dabei auf die Larven der schwarzen Soldatenfliege. Die Larventrockenmasse besteht aus ungefähr 40 Prozent Protein und 35 Prozent Fett. Auf diese Weise ermöglicht es die Insektenzucht aus inhomogenen Reststoff- und Abfallströmen eine relativ homogene und werthaltige Biomasse als Roh- und Nährstoff für vielfältige Anwendungen zu produzieren. Mit dieser besonderen Eigenschaft könnten Insektenbioraffinerien in Zukunft eine durchaus bedeutende Rolle in der biobasierten Kreislaufwirtschaft einnehmen.

Informationen zu den Preisträgern

Weitere Informationen erhalten Sie in der Broschüre, in der die Preisträger ihren Innovationsansatz kurz vorstellen.

Die Auszeichnung

Neben dem Preisgeld und einer Urkunde erhielten die Preisträgerinnen und Preisträger eine von der Hochschule der Medien Stuttgart gefertigte Auszeichnung.

Die Hochschule der Medien Stuttgart beschreibt die Auszeichnung folgendermaßen:

Beständig am Bioökonomiepreis des Landes Baden-Württemberg ist der Rahmen aus unbehandeltem Eschenholz sowie das integrierte Passepartout. Der Rahmen kann sowohl an der Wand aufgehängt, als auch als freistehende Skulptur eingesetzt werden und besitzt sowohl Vorder- als auch Rückseite.

Mit dem zeitaktuellen Wandel der thematischen Auseinandersetzung im Bereich der Bioökonomie ändern sich auch jährlich die Motive des Bioökonomiepreises und präsentieren in deren Gesamtschau die Vielschichtigkeit und Diversität des gesamten Themengebietes.

Das Motiv 2020 ist ein filigranes fast verletzlich wirkendes Cocon aus Naturfasern, das v.a. in seiner skulpturalen Erscheinung symbolisch die Verbindung von Biosphäre und Technosphäre verkörpert.

Hintergrund

Die Landesregierung hat die Strategie „Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg“ beschlossen, um die weitere Erschließung erneuerbarer und recycling-fähiger Rohstoffe, die Reduktion der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg, die Schonung natürlicher Ressourcen und der Umwelt sowie die Stärkung der Biodiversität voranzutreiben. Damit verbunden ist ein Systemwechsel in der Art und Weise, wie Güter nachhaltig produziert, genutzt und am Ende ihrer Lebensdauer in den Stoffkreislauf zurückgeführt bzw. auch energetisch verwertet werden können.

Der Begriff „Bioökonomie“ wird dabei definiert als „die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Prinzipien um Produkte und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren eines zukünftigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems bereitzustellen und zu nutzen“. Koppelnutzung und Kreislaufwirtschaft, die die bestmögliche Verwertung sowie Mehrfachnutzung von Rohstoffen und Stoffströmen vorsehen, sind zentrale Elemente einer nachhaltigen Bioökonomie.

Es wird angestrebt, Baden-Württemberg zu einer Leitregion für biobasiertes, kreislauforientiertes Wirtschaften zu entwickeln. Durch innovative, bioökonomische Lösungsansätze will die Landesregierung die baden-württembergische Wirtschaft auf ein klimaneutrales Fundament stellen, neue Wirtschaftsfelder besetzen und attraktive und zukunftsfähige Arbeitsplätze im Ländlichen Raum schaffen.