Die Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel produzieren, ist zu einem zentralen gesellschaftlichen Thema geworden. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen nicht nur sichere und gesunde Lebensmittel, sondern haben auch hohe Ansprüche an deren Erzeugung in Bezug auf Klima-, Umweltschutz und Tierwohl.
Der verantwortungsvolle Umgang der Landwirtinnen und Landwirte mit ihren Tieren, den Böden, dem Wasser, der Natur und der Luft muss sich deshalb neuen Herausforderungen stellen. Um die Landwirte bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen, sind wichtige Weichenstellungen in der Agrarpolitik notwendig.
Bäuerliche Landwirtschaft: Herz unserer ländlichen Räume
Vor allem kleine und mittelgroße bäuerliche Betriebe, die den weitaus größten Anteil der landwirtschaftlichen Unternehmen in Baden-Württemberg ausmachen, leisten einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige, ökologische und sozialverträgliche Landwirtschaft. Um die bäuerlichen Familienbetriebe zu stärken, hat die Agrarpolitik des Landes Baden-Württemberg eine Doppelstrategie entwickelt: Einerseits schafft sie in Zeiten der Globalisierung die Rahmenbedingungen für eine moderne Landwirtschaft. Sie hilft Bäuerinnen und Bauern, wettbewerbsfähige Betriebe aufzubauen. Ein wichtiges Element ist hierfür die Stärkung und Neuausrichtung der Beratung sowie die Anpassung der Bildungsangebote. Andererseits sorgt sie in Zeiten des Klimawandels, des Rückgangs vieler heimischer Arten und knapper werdender Ressourcen für eine umweltgerechte Bewirtschaftung. Sie zahlt den Bäuerinnen und Bauern einen Ausgleich für die vielen gesellschaftlichen Leistungen, die von ihnen erwartet, aber am Markt nur ungenügend oder gar nicht entlohnt werden. Dazu gehören Leistungen für den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, für das Tierwohl, für die Erhaltung der Kulturlandschaft sowie für den Ländlichen Raum.
Die zur Umsetzung beider Strategien notwendigen Anreize und Förderprogramme sind im Maßnahmen- und Entwicklungsplan des Landes für den Ländlichen Raum (MEPL III) zusammengefasst.
Stärkung des Ökolandbaus
Der ökologische Landbau entspricht beispielhaft den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher, da er im Einklang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen besonders ressourcenschonend wirtschaftet und dabei sowohl Boden, Wasser, Klima und Artenvielfalt schützt als auch zur artgerechten Tierhaltung beiträgt. 64 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg kaufen deshalb bereits regelmäßig Produkte aus ökologischem Anbau. Da die Nachfrage derzeit deutlich größer ist als das regionale Angebot, ist die Qualitätsproduktion im Biobereich eine große Marktchance für die hiesige Landwirtschaft. Die Landesregierung unterstützt diesen zukunftsfähigen Wachstumsmarkt mit ihrem Aktionsplan "Bio aus Baden-Württemberg", der eine breite Maßnahmenpalette in den Bereichen Forschung, Bildung, Marketing und Förderung beinhaltet.
Gentechnikfreie Landwirtschaft
Fast 90 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine Produkte kaufen, die gentechnisch verändert sind oder gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten. Denn Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt können nicht ausgeschlossen werden. Dies gilt insbesondere auch für schleichende Verunreinigungen, die durch Pollenflug gentechnisch veränderter Pflanzen in der Natur sowie durch Vermischungen mit diesen bei Transport und Verarbeitung verursacht werden. Deswegen setzt sich die Landesregierung konsequent gegen gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel ein. Im Oktober 2012 ist Baden-Württemberg dem "Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen" beigetreten. In Baden-Württemberg gibt es keinen kommerziellen und auch keinen Versuchsanbau von gentechnisch veränderten Pflanzen mehr. Dies soll so bleiben. Verbrauchern muss echte Wahlfreiheit garantiert und damit sichergestellt werden, dass niemand ungewollt ein Produkt mit gentechnisch veränderten Bestandteilen erwirbt.
Benachteiligten Gebieten helfen
Das Land unterstützt landwirtschaftliche Betriebe, die in vielen Regionen des Landes unter schwierigsten Bedingungen wirtschaften und einen wertvollen Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft und für den ländlichen Tourismus leisten. Die Ausgleichzulage für benachteiligte Gebiete des Landes trägt hier erheblich zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung dieser schwierigen Standorte bei und stärkt zudem die Milchviehbetriebe sowie die Haltung anderer Raufutterfresser in diesen Gebieten.
Grünland erhalten
Ein weiteres zentrales Ziel der Landesagrarpolitik ist der Klimaschutz. Die Landwirtschaft ist wie kein anderer Wirtschaftszweig vom Klimawandel betroffen, aber sie trägt auch selbst zum Klimawandel bei. Die naturnahe Grünlandbewirtschaftung ist nachgewiesenermaßen die klimafreundlichste Landnutzungsform überhaupt. Das Land leistet daher mit dem Grünlandumwandlungsverbot einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Ein starker und vitaler Ländlicher Raum, verbunden mit einer umwelt- und tiergerecht gestalteten wettbewerbsfähigen Landwirtschaft – das ist das Ziel der Landesagrarpolitik. Denn die Landwirtschaft ist im Sinne des Magischen Dreiecks mit Naturschutz und ländlicher Wirtschaft, insbesondere dem Tourismus, eng verbunden. Eine nachhaltige Agrarwirtschaft stärkt sowohl die dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg der Landwirtschaft als auch den Schutz und den Erhalt natürlicher und historisch gewachsener Lebensräume.