Multikopter und Spritzdrohnen im Weinbau
Im Weinbau übernehmen Multikopter die Bewertung der Pflanzengesundheit und als Spritzdrohnen die Applikation von Pflanzenschutzmitteln im Steillagenweinbau. An der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obst (LVWO) Weinsberg werden beide Anwendungsmöglichkeiten im Versuchswesen und zu Forschungszwecken eingesetzt.
Früherkennung von Pflanzenkrankheiten
Multikopter dienen im Weinbau bei der Bewertung der Pflanzengesundheit als Geräteträger für Kamerasysteme. Diese speziellen Kamerasysteme messen das von den Weinreben reflektierte Sonnenlicht im sichtbaren Lichtbereich sowie im nahen Infrarot-Bereich und ermöglichen dadurch eine Bewertung der Pflanzenvitalität, die Identifizierung und Quantifizierung von Stressfaktoren sowie die Erkennung von Krankheiten. Anhand GPS-basierter Flugpläne können mehrere Hektar Rebfläche innerhalb weniger Minuten automatisch überflogen werden. Während des Überflugs fotografieren die Kamerasysteme die Rebflächen. Softwareprogramme fügen die einzelnen Bilder zusammen und generieren Modelle der Rebflächen mit verschiedenen Informationen. Im Mittelpunkt des Einsatzes steht das frühzeitige Erkennen spezifischer Stressfaktoren wie Trockenstress oder Schädlingsbefall. So soll bereits vor dem Eintreten von sichtbaren Schäden an der Weinrebe oder Qualitätsverlusten bei der Weintraube mit Bewässerungs-, Düngungs- oder Pflanzenschutzmaßnahmen gegengesteuert werden. Der Einsatz ermöglicht die Produktion von Weinen mit unterschiedlichen Qualitäten auf einer Rebfläche bzw. die Gewinnung von besonders hervorragendem Lesegut.
Steillagen erhalten
Im Pflanzenschutzbereich ermöglichen Spritzdrohnen die Applikation von Pflanzenschutzmittel im Steillagenweinbau. Baden-Württemberg verfügt über 7.000 ha Steillagen, wovon ca. 1.200 ha als Handarbeitslagen bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung dieser nicht erschlossenen Weinbausteillagen erfolgt mit bis zu 1.500 Stunden/ha unter hoher Arbeitsbelastung. Die händische Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln macht einen erheblichen Anteil dieser Arbeitsleistung aus. Der Erhalt von Steillagenflächen ist aufgrund des hohen Arbeitsbedarfs stark gefährdet.
Die LVWO Weinsberg verwendet eine Spritzdrohne des Typs DJI Agras MG-1S mit einem zulässigen Aufstiegsgewicht von 24,8 kg. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmittel erfolgt automatisch nach einem vorgegebenen Flugplan. Mittels GPS folgt die Spritzdrohne der Flugroute. Drei Radarsensoren unterhalb des Tanks erfassen die Höhenänderungen in der Steillage und korrigieren den Abstand zum Boden, der Mauer oder Laubfläche. Der Anwender erhält in Echtzeit Informationen über Position, Geschwindigkeit und ausgebrachte Pflanzenschutzmittelmenge. Die Applikation von Pflanzenschutzmitteln mittels Spritzdrohnen kann dadurch den Zeitaufwand der Pflanzenschutzmittel-Applikation und die Arbeitsbelastung der Steillagen-Bewirtschafter deutlich verringern, sowie den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln auf Nicht-Zielflächen erheblich reduzieren.