Maschinenring digital – Überbetrieblicher Einsatz von informationsgestützter Landtechnik
Die Digitalisierung stellt die Landwirtschaft in Baden-Württemberg vor besondere organisatorische und wirtschaftliche Herausforderungen. Für die in der Regel kleineren Familienbetriebe ist der Zugang zu Innovationen der Landwirtschaft 4.0 oftmals schwierig: Eine Eigenmechanisierung ist aufgrund der hohen Kosten häufig unwirtschaftlich und deshalb würde sich ein überbetrieblicher Einsatz von innovativer Landtechnik und Sensortechnik anbieten. Aber bisher gibt es noch keine organisatorische Lösung zur Unterstützung des überbetrieblichen Einsatzes informationsgestützter herstellerunabhängiger Landtechnik.
Neben den kleinen Schlaggrößen ist die Landwirtschaft in Baden-Württemberg geprägt durch Naturschutz-, Wasserschutz- und Naherholungsgebiete. Eine besondere Herausforderung bei der Digitalisierung ist es, nachhaltige Lösungen für Wasser- und Klimaschutz und den effizienten Einsatz wertvoller Ressourcen (Energie, Wasser usw.) zu entwickeln und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der baden-württembergischen Betriebe zu erhalten.
Hier setzt das Projekt Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) des Landesverbandes der Maschinenringe in Baden-Württemberg e.V. an. Digitalisierte Prozesse in der landwirtschaftlichen Produktion sollen überbetrieblich zu Verfügung gestellt werden, damit Smart Farming oder Landwirtschaft 4.0 auch für kleinere Betriebe in Baden-Württemberg möglich wird.
Projektbeteiligte
Die Projektkoordination liegt beim Landesverband der Maschinenringe in Baden-Württemberg e.V. Weitere Projektpartner sind die Güllegemeinschaft Neckar-Odenwald GbR, die Maschinenringe Ulm-Heidenheim und Tettnang, die Universität Hohenheim mit den Instituten für Agrartechnik, für landwirtschaftliche Betriebslehre und für Kulturpflanzenwissenschaften, das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg sowie verschiedene landwirtschaftliche Unternehmen, die für das Projekt Technik, Flächen und Praxiswissen zur Verfügung stellen.
Projektinhalte
Das Projekt „MR digital“ soll jeder Betriebsform und -größe in Baden-Württemberg den Zugang zu digitalen Technologien und innovativer Technik im Pflanzenbau ermöglichen. Dabei werden u.a. folgende Innovationen in der Praxis umgesetzt:
- Aufbau einer Infrastruktur zur Auslieferung geodatengestützter Beratungs- und ggf. Steuerungsinformationen für Maschinen.
- Aufbau einer herstellerunabhängigen Plattform zur Organisation des überbetrieblichen Einsatzes von informationsgestützter Landtechnik.
- Förderung der dezentralen Datenhaltung in den Betrieben in Verbindung mit einem standardisierten Datenaustausch.
- Weiterentwicklung der (teil-)automatisierten Planung, Steuerung und Dokumentation.
Nutzen für die Praxis
Es werden für folgende fünf Bereiche Erkenntnisse und gleichzeitig Mehrnutzen für die Praxis erwartet:
1. Anwendung der Technik
Der Einsatz moderner Technik und digitaler Technologien wird durch überbetriebliche Nutzung auch in kleineren Familienbetrieben möglich. Damit und durch die Vereinfachung des Datenmanagements wird sich das in den Betrieben bereits vorhandene Potenzial noch erhöhen.
2. Pflanzenbau
Durch die genaue Erfassung von Daten im Prozess und die Zusammenführung mit vorhandenen Daten (Geodaten, Ertragsdaten, Witterung und Klima, Nährstoffbewegungen im Boden u.v.m.) lassen sich Rückschlüsse auf vorhandene Modelle ziehen und Prozesse können optimiert und somit effizienter werden. Es werden höhere Erträge oder zumindest gleiche Erträge bei geringerem Aufwand erwartet. Die Qualität der Produkte kann gezielt beeinflusst werden.
3. Umwelt
Der Gewässer- und Ressourcenschutz wird durch informationsgestützte Maschinensteuerung, durch bedarfsgerechte Aufwandmengen und zielgenaue Ausbringung bei Düngung und Pflanzenschutz sowie energieeffizienteren Verfahren verbessert. Die Nachhaltigkeit wird erhöht.
4. Ökonomie
Durch die unter 1. bis 3. genannten erwarteten Ergebnisse werden die höheren Investitionskosten bei weitem ausgeglichen, d.h. die Kosten werden reduziert bei zumindest gleichen oder höheren Erträgen mit unter Umständen höherer Qualität.
5. Resilienz und Sicherheit
Durch Aufbau einer dezentralen, herstellerunabhängigen Infrastruktur bleibt die Datenhoheit beim Landwirt und die Ausfallsicherheit der Produktion von Nahrungsmitteln wird erhöht.
Ausblick
Schon während des laufenden Projektes werden Coaches und Trainer ausgebildet. Sie helfen zum einen den beteiligten Landwirten bei der Einrichtung und Nutzung der notwendigen Anwendersoftware und zum anderen schulen sie die in Baden-Württemberg flächendeckend vorhandenen Maschinenringe. Mehr als 72 % der landwirtschaftlichen Betriebe (> 5 ha) in Baden-Württemberg sind Mitglied in einem Maschinenring.