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Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes Württemberg 2024

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Minister Peter Hauk MdL: „Das Land unterstützt die Winzerinnen und Winzer für eine betriebliche Risikovorsorge gegen die jährlich stärker werdenden Auswirkungen des Klimawandels“

„Die Weinbranche steht vor herausfordernden Zeiten: sinkender Konsum, Anpassungen an den Klimawandel und regulatorische Auflagen. Hinzu kommt, dass unsere landwirtschaftlichen Betriebe im Land aufgrund ihres hohen Anteils an Sonderkulturen, ihrer Kleinstrukturiertheit sowie ihrer betrieblichen und technischen Ausstattung überproportional von den Entscheidungen auf EU- und Bundesebene betroffen sind. Das Jahr 2024 war ebenso wie die vergangenen Jahren geprägt durch extreme Witterungsschwankungen. Neben den Frostnächten im Frühjahr bleiben auch die teilweise schweren Unwetter mit Hochwasserereignissen für dieses Jahr in Erinnerung. Die Ertrags- und Einkommensrisiken für unsere Landwirte und Winzer waren daher in diesem Jahr erneut spürbar. Gerade die extremen Witterungsschwankungen machen es unerlässlich, dass die Betriebe mit einem betrieblichen Risikomanagement vorsorgen, um sich abzusichern. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Betriebe dabei, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen und die Herausforderungen aktiv anzugehen. Zur präventiven betrieblichen Risikovorsorge gegen die Folgen des Klimawandels fördern wir Versicherungsprämien zur Deckung witterungsbedingter Risiken im Obst- und Weinbau. Damit unterstützen wir die Betriebe bei Ertragsversicherungen gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und Starkregen finanziell“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, anlässlich der Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes Württemberg am Donnerstag (5. September) in Obersulm.

Nach den Jahren 2016 und 2021 zeigte das Jahr 2024 erneut, wie wichtig eine Zulassung von Kaliumphosphonat für den ökologischen Weinbau wäre. Die zahlreichen Niederschläge während der Vegetationsperiode im Jahr 2024 sorgten für ein gutes Rebenwachstum und konnten die Wasserdefizite aus den Vorjahren abmildern. Gleichzeitig haben die zahlreichen Niederschläge in Verbindung mit hohen Temperaturen jedoch auch die schnelle Ausbreitung von Pilzkrankheiten begünstigt. In ganz Baden-Württemberg wurde Befall mit dem ,Falschem Mehltau‘ gemeldet. „Das Ausmaß der Schädigungen in den Rebanlagen ist regional wieder sehr unterschiedlich und wird teilweise zu Ertragseinbußen führen. Deshalb setze ich mich weiterhin auf verschiedenen Ebenen für eine Zulassung des Wirkstoffs für den ökologischen Weinbau ein. Aber auch im Hinblick auf das Ziel des Biodiversitätsstärkungsgesetzes, den ökologischen Landbau im Land auszudehnen, wäre diese Zulassung sinnvoll. Landwirtschaftliche Betriebe müssen auch während und nach der Umstellung unterstützt werden. Existenzen dürfen nicht wegen fehlender Behandlungsmittel aufs Spiel gesetzt werden“, betonte Minister Hauk.

Auch abseits der Herausforderungen zur Sicherung der Ernte steht die Branche vor großen Veränderungen. Die Marktsituation wird zunehmend umkämpfter, gleichzeitig sinkt der Weinkonsum insgesamt. „Unser gemeinsames Ziel mit den Weinbauverbänden ist es, die Branche am Markt zu stärken, damit sie sich im harten internationalen Wettbewerb behaupten kann. Dazu gehört auch eine strategische Ausrichtung am Markt mit der Entwicklung neuer Produkte und Marken. Ebenso aber auch eine Mengensteuerung, die sich an prognostizierten Absatzmengen dynamisch und flexibel orientieren“, so Minister Hauk.

Die angespannte Marktsituation erfordere die Erschließung neuer Weinmärkte. Eine Möglichkeit hierfür biete beispielsweise der Weinexport. Ebenso besitzen Weinbauprodukte mit niedrigen Alkoholgehalten oder keinem Alkohol ein großes Wachstumspotenzial. Es sei daher wichtig, dass auch verstärkt in diesen Segmenten Weinbauprodukte aus Baden-Württemberg angeboten werden.

„Weitere Entwicklungspotenziale bietet der Weintourismus. Hierüber können Absatzmärkte im Inland erschlossen werden. Unsere durch den Weinbau geprägte einzigartige Kulturlandschaft ist nicht nur ein Ort für die Herstellung von besonderen Weinen, sondern bietet Touristen und den Menschen vor Ort auch die Gelegenheit zur Erholung und zum Entspannen“, erläuterte Minister Hauk.

Das Weingut Erich Hirth hat mit seinem Gästehaus im Bereich des Weintourismus investiert. Das Weingut in Obersulm ist ein ambitioniertes Familienweingut mit einer klaren Philosophie des qualitätsorientierten Weinbaus. Das Weingut wurde im Jahr 1985 von Erich Hirth gegründet und wird seit 2019 von seiner Tochter Nathalie weitergeführt. Der Familienbetrieb legt besonderen Wert auf handwerkliche Weinbereitung und eine naturnahe Anbauweise. „Mit der im Jahr 2023 fertiggestellten Erweiterung des Weinguts um eine Vinothek und einem angegliederten Gästehaus hat sich das Weingut Hirth auch für die Zukunft bereits sehr gut aufgestellt“, freute sich Minister Hauk.

Hintergrundinformationen

Trotz höchstem Einsatz auf politischer wie auch auf fachlicher Ebene ist es bisher nicht gelungen, die Europäische Kommission dafür zu gewinnen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Kaliumphosphonat im Ökoweinbau wieder nutzbar ist. Dieser Wirkstoff ist hochwirksam gegen den Falschen Rebenmehltau und war bis 2013 auch im Ökoweinbau zugelassen. Trotz intensiver Forschungsarbeit ist es bisher nicht gelungen, praxistaugliche Alternativen zu Kupfer und Kaliumphosphonat für den Ökoweinbau zur Verfügung zu stellen.

Zwischenzeitlich fordert auch die AREV (Vereinigung der europäischen Weinbauregionen) die Erlaubnis, Kaliumphosphonat wieder im Ökoweinbau zuzulassen.

Darüber hinaus sind auch pilzwiderstandsfähige Rebsorten ein wichtiger Ansatzpunkt, um mit dem Pilzdruck gerade in nassen Jahren besser zurecht zu kommen. Sie bieten den Vorteil, mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Daher haben diese Sorten ein großes Potenzial bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Allerdings müssen einige dieser Rebsorten am Markt erst etabliert werden.

Seit 2024 ist ,Wein‘ ein eigenständiges Schwerpunktthema innerhalb der Tourismus Marke ,Wir sind Süden‘ und wird durch strategische Konzepte und Qualitätskriterien für weintouristische Produkte unterstützt. Das landesweite Weintourismuskonzept wurde mit zahlreichen Akteuren im Land entwickelt und setzt nun auf Qualität, Vernetzung sowie Wissenstransfer, um den Weinsüden als attraktive weintouristische Dachmarke weiter zu stärken.

Im Rahmen eines Projekts sollen die Ziele des landesweiten Weintourismuskonzeptes in zwei Musterregionen für Baden-Württemberg weiterverfolgt und Weintourismus als zweites Standbein für Weinbaubetriebe gefördert werden.

Weitere Informationen zum Weinbau in Baden-Württemberg finden Sie auf unserer Homepage.