„Für junge Erwachsene beginnt nach Abschluss der Schule eine hochmobile Lebensphase, etwa mit dem Wechsel in Ausbildung, Studium oder in einen Freiwilligendienst. Deshalb sind ihre heterogenen Interessen und Bedürfnisse nicht immer greifbar und bleiben in Planungsprozessen zur Gestaltung des Lebensumfelds leider oftmals im Hintergrund. Gleichzeitig verspüren viele junge Erwachsene eine starke Bindung an ihre Heimatregion und sind häufig bereit in ländlichen Gebieten zu bleiben, sofern die infrastrukturellen und sozialen Bedingungen stimmen. Dabei haben vor allem lokale Ehrenamtsstrukturen, ein lebendiges Vereinsleben mit kulturellen Angeboten sowie weitere Gemeinschafts- und Freizeitmöglichkeiten eine hohe Integrationswirkung, die allesamt das Leben vor Ort bereichern. Daraus ergeben sich für den Ländlichen Raum große Chancen. Wir werden deshalb weiterhin dafür arbeiten, dass der Ländliche Raum auch in Zukunft von jungen Menschen als attraktiver Wohnort wahrgenommen wird. Mit der heute veröffentlichten Studie leisten wir dafür einen wichtigen Beitrag und erhöhen die Sichtbarkeit der Bedürfnisse junger Erwachsener“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (7. Mai) anlässlich der Veröffentlichung der Studie ,Wo will ich leben? Wohnortentscheidungen junger Erwachsener in ländlichen Räumen Baden-Württembergs‘.
Durchgeführt wurde das Forschungsprojekt am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Susanne Vogl wurden unter anderem an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg Gruppendiskussionen mit jungen Erwachsenen durchgeführt, um zu verstehen, wie Wohnortentscheidungen getroffen werden und welche Faktoren dabei relevant sind. Anschließend wurden die Ergebnisse mit Stakeholdern aus Politik, Verwaltung, Bildung und Zivilgesellschaft diskutiert und praxisnahe Maßnahmen zur Erhöhung der Standortattraktivität herausgearbeitet.
„Ihrer Wunschausbildung nachgehen zu können und trotzdem im Ländlichen Raum wohnen zu bleiben, wurde von vielen jungen Erwachsenen als Ziel benannt. Damit dies langfristig praktisch umsetzbar ist, braucht es insbesondere adäquaten und bezahlbaren Wohnraum. Gerade auf dem Land stellt daher die Weiterentwicklung von untergenutzten und leerstehenden Immobilien für junge Erwachsene eine große Chance dar, wie wir bereits im Modellprojekt ,Junges Wohnen‘ erprobt haben. Dieses Potenzial kann allerdings nur gehoben werden, wenn attraktive Verkehrs- und Mobilitätsangebote es jungen Erwachsenen erlauben, ihr berufliches mit ihrem sozialen Leben zu verbinden. Zudem braucht es eine Stärkung ehrenamtlichen Engagements sowie attraktive Freizeitangebote“, erläuterte Minister Hauk.
Hintergrundinformationen
Mit der Studie ,Wo will ich leben? – Wohnortentscheidungen junger Erwachsener in ländlichen Räumen Baden-Württembergs‘ untersuchte die Universität Stuttgart im Zeitraum von 01.02.2023 bis 31.03.2025 Lebensrealitäten junger Erwachsener in ländlichen Räumen Baden-Württembergs, um ihre Wohnortentscheidungen besser zu verstehen. Hierzu wurden zwischen September 2023 und Februar 2024 acht Workshops mit jungen Erwachsenen durchgeführt, welche aktuell in ländlichen Regionen Baden-Württembergs leben. Ergebnisse und mögliche Lösungsansätze zur Erhöhung der Standortattraktivität ländlicher Räume für junge Erwachsene wurden im Sommer 2024 in drei Stakeholder-Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Bildung, Ehrenamt, Wirtschaft und Sozialarbeit diskutiert.
Die Abschlusspräsentation sowie die Studie selbst finden Sie auf unserer Internetseite.