Lebensmittelretter

Zahlen und Fakten

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Lebensmittelretter

Die Vereinten Nationen schätzen, dass entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also dem Weg vom Acker bis zum Teller – rund ein Drittel der weltweit erzeugten Nahrungsmittel im Müll landen. Deshalb haben sich alle UN-Staaten und insbesondere auch die EU-Mitgliedstaaten zur Erfüllung des SDG 12.3 (Sustainable Development Goal) der UN verpflichtet, bis 2030 die weltweite Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren sowie die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelverluste zu verringern. Die Bundesregierung hat hierzu eine Nationale Strategie zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung (pdf) verabschiedet.

Mit den überarbeiteten Vorschriften der Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie (EU) 2025/1892), die seit 16. Oktober 2025 in Kraft sind, wurden erstmalig europaweit verbindliche Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle bis 2030 festgelegt. Im Bereich der Verarbeitung und Herstellung müssen die EU-Mitgliedstaaten die Lebensmittelabfälle um 10 Prozent und im Einzelhandel, in der Außer-Haus-Verpflegung und in den privaten Haushalten um 30 Prozent pro Kopf verringern. Um die Fortschritte der Umsetzung zu überwachen, wird die Europäische Kommission bis 2027 eine umfassende Überprüfung durchführen.

Auch in Baden-Württemberg ist das Thema in der Ernährungsstrategie des Landes fest verankert. Aufgrund des hohen Einsparpotentials wurden 2018 in einem Maßnahmenplan zunächst Ansatzpunkte und Maßnahmen für die privaten Haushalte, die Außer-Haus-Verpflegung und den Lebensmitteleinzelhandel festgelegt. Im September 2025 wurde die Strategie "Lebensmittel wertschätzen für eine nachhaltige Zukunft - Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in Baden-Württemberg 2030" vom Ministerrat verabschiedet. Diese Strategie nimmt die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette in den Blick und bietet somit einen umfassenden Ansatz. Ziel ist es, das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln in der Gesellschaft zu stärken und langfristig zu festigen, Prozesse zu optimieren und so einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Gesellschaft zu leisten.

Ernährungsstrategie Baden-Württemberg 2017 (pdf)

Ernährungsstrategie Baden-Württemberg - Weiterentwicklung 2022 (pdf)

Maßnahmenplan Reduzierung von Lebensmittelverlusten 2018 - 2021 (pdf)

Lebensmittel wertschätzen für eine nachhaltige Zukunft - Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in Baden-Württemberg 2030 (pdf)

Wie viel werfen wir weg?

Der Bund ist verpflichtet, die Lebensmittelabfälle in Deutschland entlang der gesamten Wertschöpfungskette regelmäßig zu erfassen und diese Ergebnisse an die EU-Kommission zu übermitteln. Im Rahmen dieser verpflichtenden Berichterstattung ermittelten das Statistische Bundesamt und mehrere Forschungsinstitute die Lebensmittelabfälle für Deutschland. Gemäß dieser Studie wurden im Jahr 2022 ca. 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittel (Frischmasse) weggeworfen. Darunter sind sowohl vermeidbare Abfälle wie verdorbene Lebensmittel oder übrig gebliebene Speisereste als auch nicht vermeidbare Abfälle wie nicht essbare Obst- und Gemüseschalen und -strünke, Kaffeesatz oder Knochen. Lebensmittelabfälle entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der Großteil der Lebensmittelabfälle fällt jedoch mit 58 Prozent in privaten Haushalten an. Das sind im Jahr rund 75 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf (Statistisches Bundesamt, 2024).

Zusätzlich dazu hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) die Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten in Deutschland erfasst. Diese Studie wurde erstmals für den Untersuchungszeitraum 2016 / 2017 mit einer Sonderauswertung für Baden-Württemberg durchgeführt und für den Zeitraum 2020 wiederholt. Die Studie zeigt, dass im Jahr 2020 in Deutschland insgesamt 4,6 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen wurden. Das sind etwa 56 Kilogramm pro Person im Jahr. Rund 40 Prozent der Lebensmittelabfälle könnten vermieden werden. Durch die Reduzierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle könnten nach dieser Studie im Jahr durchschnittlich rund 70 Euro pro Person eingespart werden. Da die Preise für Lebensmittel seit 2021 um etwa 30 Prozent gestiegen sind, ist der Wert weggeworfener Lebensmittel inzwischen entsprechend höher.

Aktuelle Zahlen zur Höhe der Lebensmittelabfälle in Deutschland

GfK-Studie: Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten

GfK-Studie Sonderauswertung Baden-Württemberg 2017 (pdf)

Warum werfen wir so viel weg?

Es wurde zu viel eingekauft, zu viel gekocht oder einfach im Kühlschrank vergessen - Lebensmittel werden aus den unterschiedlichsten Gründen entsorgt. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der Lebensmittel für viele von uns immer und überall sowie zeitlich unbegrenzt verfügbar sind. Unsere Ansprüche sind hoch. So sollen z. B. Obst und Gemüse die perfekte Form, Farbe und Größe haben. Alles, was nicht dem Ideal entspricht oder kleine Macken aufweist, landet schneller in der Tonne. Doch leider sind darunter auch viele Lebensmittel, die häufig noch genießbar sind. Unnötige Verluste können schon durch eine bessere Planung, Lagerung oder Resteverwertung verhindert werden. Leider geht auch der Bezug zu unseren Lebensmitteln immer mehr verloren. Viele wissen oft nicht mehr, woher die Produkte kommen, wie sie produziert wurden oder wie viel Arbeit und Ressourcen darin stecken.

Welche Ressourcen verbraucht unser Essen? Und welche Auswirkungen hat dies?

Bei dem einen sind es die Reste vom Vortag, bei dem anderen eine schrumpelige Gurke, die weggeworfen wird. Zählt man alle Lebensmittel, die im Abfall landen, zusammen, entsteht ein großer Berg an Lebensmitteln. In jedem Lebensmittel stecken wertvolle Ressourcen und viel Arbeit. Wer Lebensmittel wertschätzt, tut Gutes für sich und seine Umwelt. Gerade in den letzten Jahren, in denen die Lebensmittelpreise angestiegen sind, lohnt sich das Lebensmittelretten auch für den eigenen Geldbeutel deutlich. Denn jedes Jahr landen pro Kopf Lebensmittel im Wert von etwa 350 Euro im Mülleimer (Quelle: Zahl basiert auf eigenen Hochrechnung für das Bezugsjahr 2023).

Lebensmittelretten zahlt sich aus (pdf)

Wer Lebensmittelabfälle reduziert, betreibt daneben aktiven Ressourcen- und Klimaschutz, denn die Produktion von Lebensmitteln benötigt wertvolle Ressourcen wie Ackerboden, Wasser und Dünger. Es braucht etwa 1.600 Liter Wasser, bis ein Kilogramm Brot entstanden ist. Für ein Kilogramm Käse sind es mehr als 5.000 Liter und für ein Kilogramm Rindfleisch sogar rund 15.420 Liter (BMLEH, 2020). Laut einer Studie des WWF wird eine Fläche von über 2,6 Mio. Hektar mit Agrarrohstoffen angebaut, nur um diese nach der Ernte irgendwo entlang der Wertschöpfungskette zu entsorgen. Dies entspricht fast 15 Prozent der gesamten Fläche, die für die Erzeugung der Agrarrohstoffe für unsere Ernährung benötigt wird. Genauso bedeutsam ist die große Menge an Treibhausgasen, die durch Düngung, Lagerung, Transport etc. freigesetzt werden. Der WWF schätzt die Menge an Treibhausgasen, die durch Lebensmittelverluste entstehen, auf fast 22 Mio. Tonnen: Veröffentlichung der WWF: Das große Wegschmeissen