Die Förderung von Bildung im und über den Ländlichen Raum ist ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit unserer Regionen. Es geht nicht nur darum, jungen Menschen trotz infrastruktureller Herausforderungen und begrenzter Angebote den Zugang zu Bildungsangeboten zu ermöglichen – sondern auch darum, den Ländlichen Raum selbst als Lern- und Erfahrungsort sichtbar zu machen. Bildungsinitiativen, die regionale Besonderheiten thematisieren, lokale Ressourcen einbinden und die Lebensrealitäten vor Ort reflektieren, stärken nicht nur die soziale Resilienz, sondern auch das Bewusstsein für regionale Identität und Entwicklungspotenziale. Sie fördern Teilhabe, Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn – und schaffen Perspektiven, die über den schulischen Rahmen hinauswirken. So wird Bildung zum Motor für eine lebendige, solidarische und zukunftsorientierte Entwicklung im und mit dem Ländlichen Raum.
Die Leitung der Arbeitsgruppe übernimmt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport.
Projekte im Überblick
Mit der Umfrage Jung und Engagiert wurde das ehrenamtliche Engagement junger Menschen im Ländlichen Raum von der Jugendstiftung Baden-Württemberg untersucht – mit einem besonderen Fokus auf deren Erfahrungen, Motivationen und Zukunftsperspektiven. Im Zentrum steht die Frage, wie Jugendliche zwischen Schule und Beruf aktiv zur Gestaltung ihrer Umgebung beitragen und welche Rahmenbedingungen ihr Engagement fördern oder hemmen.
Die umfassende Befragung zeigt: Mit einer Engagementquote von 45 Prozent sind junge Menschen im Ländlichen Raum überdurchschnittlich aktiv – unabhängig vom Geschlecht. Besonders gefragt sind Tätigkeiten im Sport, in kirchlichen Kontexten und in der Musik. Überraschend ist die hohe Bereitschaft zu langfristigem Engagement: Fast die Hälfte der Engagierten ist seit vier Jahren oder länger aktiv, viele investieren monatlich über zwölf Stunden in ihr Ehrenamt.
Motiviert werden Jugendliche vor allem durch Spaß und Gemeinschaft, während Zeitmangel als größtes Hindernis gilt. Die Corona-Pandemie hat das Ehrenamt zwar kurzfristig eingeschränkt, langfristig jedoch kaum verändert – digitale Tools und soziale Medien gewinnen seither an Bedeutung.
Auch die Zukunft spielt eine Rolle: Viele junge Menschen planen einen Ortswechsel für Ausbildung oder Studium. Dennoch zeigt sich eine starke Bindung ans Ehrenamt – die Hälfte der Engagierten möchte sich auch nach dem Umzug weiter engagieren. Wer sich früh einbringt, bleibt dem Ehrenamt oft auch als Erwachsene treu.
Die Ergebnisse von Jung und Engagiert (Studie „Jung & engagiert im Ländlichen Raum“ – Jugendstudie Land) liefern wertvolle Impulse für Vereine, Kommunen und Bildungseinrichtungen, um junge Menschen gezielt zu unterstützen und das Ehrenamt nachhaltig zu stärken.
Das Forschungsprojekt "Lust auf Ehrenamt wecken" knüpft an die Studie Jung und Engagiert (Jung_und_Engagiert_2023.pdf) an und bildet deren konsequente Weiterentwicklung. Während Jung und Engagiert die hohe Engagementbereitschaft junger Menschen im Ländlichen Raum sichtbar gemacht hat, widmet sich das Folgeprojekt nun der Frage, warum sich manche Jugendliche nicht engagieren – und wie sie dennoch für ein freiwilliges Engagement gewonnen werden können. Es untersucht die Perspektiven von Jugendlichen am Übergang von Schule zu Beruf – mit dem Ziel, neue Impulse für die Stärkung des Ehrenamts zu setzen.
Das Projekt beleuchtet die Motivationslagen, Hinderungsgründe und Wünsche junger Menschen bezüglich eines ehrenamtlichen Engagements. In einer breit angelegten Online-Befragung von rund 1.500 Schülerinnen und Schülern aus Gymnasien und Berufskollegs im Ländlichen Raum wurden zentrale Erkenntnisse erhoben.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf innovativen Vereinsinitiativen: Dafür werden über die Landesverbände Vereine gesucht, die auf unkonventionelle Weise junge Menschen für ein Ehrenamt begeistert haben. Diese Best Practice Beispiele fließen in die Dokumentation ein und sollen anderen Organisationen als Inspiration dienen.
Die Ergebnisse der Studie werden dann in digitalen Fachgesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunalverwaltung, Vereinen und Jugendvertretungen vorgestellt und diskutiert. Ziel ist ein praxisnaher Austausch über Handlungsempfehlungen, die das Ehrenamt zukunftsfähig machen – gerade im Ländlichen Raum.
Alle Erkenntnisse werden in einer digitalen Publikation zusammengefasst und voraussichtlich im Winter 2025 auf www.studie.land sowie auf der Website des MLR veröffentlicht. So entsteht ein fundierter Beitrag zur Weiterentwicklung des Ehrenamts – mit und für junge Menschen.
Die Themen Landwirtschaft und Ernährung gewinnen zunehmend an Bedeutung – auch im schulischen Kontext. Schülerinnen und Schüler begegnen ihnen in vielfältigen Zusammenhängen: von Tierhaltung über Konsumverhalten bis hin zur globalen Gerechtigkeit. Um Lehrkräfte gezielt auf diese Herausforderungen vorzubereiten, wurde ein landesweites Qualifizierungsprojekt für Lehramtsstudierende gestartet.
Das Konzept verbindet Theorie und Praxis: Ein digitales Lernmodul vermittelt Grundlagen zur Landwirtschaft, ein Praxistag auf dem Bauernhof vertieft das Wissen vor Ort. So erwerben Studierende fachliche Kompetenzen, um komplexe Zusammenhänge altersgerecht und fundiert im Unterricht zu vermitteln – über den außerschulischen Lernort hinaus.
Das Projekt stärkt die Lehrkräftebildung in einem gesellschaftlich hochrelevanten Bereich. Es schafft die Basis für eine nachhaltige Verankerung von Landwirtschaft und Ernährung im Schulunterricht – fachlich fundiert, praxisnah und zukunftsorientiert.
An den Agrarwissenschaftlichen Gymnasien wird der Ländliche Raum durch einen jährlich stattfindenden Seminarkurs gezielt in den Fokus gerückt. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich dabei intensiv mit den vielfältigen Herausforderungen und Chancen ländlicher Regionen auseinander und entwickeln eigene Projekte und wissenschaftliche Arbeiten zu relevanten Themen. Im Rahmen eines regelmäßig stattfindenden Fachforums erhalten sie die Möglichkeit, ihre Ergebnisse zu präsentieren, sich schulübergreifend zu vernetzen und voneinander zu lernen. Die Leistungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in einer feierlichen Veranstaltung gewürdigt – unter Beteiligung der Hausspitzen des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport sowie in Kooperation mit der Universität Hohenheim.
Das Bildungsprojekt Garten³ bringt seit 2018 die Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und regionale Wertschöpfung direkt in die Klassenzimmer und Schulgärten Baden-Württembergs. Gefördert durch den Kabinettsausschuss Ländlicher Raum und getragen von den Volksbanken Raiffeisenbanken, verfolgt das Projekt das Ziel, bei Kindern frühzeitig ein Bewusstsein für gesunde Ernährung, ökologische Zusammenhänge und soziale Verantwortung zu schaffen. Die Hausspitzen des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie des Kultusministeriums haben die Schirmherrschaft übernommen – ein starkes Zeichen für die bildungspolitische Relevanz des Projekts.
Garten³ steht symbolisch für die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. In mehreren aufeinander aufbauenden Bausteinen erleben Schülerinnen und Schüler die Natur mit allen Sinnen – vom Hochbeet über das Insektenhotel bis hin zum digitalen Nistkasten mit Live-Einblicken in die Vogelwelt. Der neueste Baustein ergänzt das bestehende Angebot um ein ressourcenschonendes Bewässerungssystem für einen „klimafreundlichen Garten“ und thematisiert die Bedeutung von Wasser als kostbare Ressource.
Die Resonanz ist beeindruckend: Über 4.000 Hochbeete, mehr als 1.600 Insektenhotels und rund 800 Nistkästen wurden bereits an Schulen verteilt. Das Projekt wurde 2021 mit dem Deutschen Demografie Preis ausgezeichnet und erfreut sich landesweit großer Beliebtheit.
Begleitmaterialien wie Handreichungen und Unterrichtsmaterialien werden in enger Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen Heidelberg und Weingarten, den beteiligten Ministerien sowie den Raiffeisen-Märkten entwickelt. So wird sichergestellt, dass die Inhalte fachlich fundiert, praxisnah und altersgerecht vermittelt werden – für eine Bildung, die Zukunft gestaltet und den Ländlichen Raum stärkt.