Die Förderung von Kultur im Ländlichen Raum ist Ausdruck von Identität, Gemeinschaft und gelebter Vielfalt. Gerade dort, wo kulturelle Angebote oft rar und Wege weit sind, entfalten lokale Initiativen, Vereine und kreative Projekte eine besondere Strahlkraft. Sie schaffen Räume für Begegnung, Dialog und Teilhabe – unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Hintergrund. Kultur im Ländlichen Raum verbindet Tradition mit Innovation, stärkt das Miteinander und eröffnet neue Perspektiven für regionale Entwicklung. Ob Dorftheater, Musikfestival oder Kunst im öffentlichen Raum: kulturelles Engagement macht Regionen lebendig, attraktiv und zukunftsfähig.
Die Leitung der Arbeitsgruppe übernimmt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Projekte im Überblick
In vielen ländlichen Gemeinden besteht ein wachsender Bedarf an Räumen für gemeinschaftliches Engagement. Vereine, Initiativen und Bürgergruppen suchen Orte, um Traditionen zu pflegen, Aktivitäten zu entfalten und das soziale Miteinander zu stärken. Gleichzeitig stehen zahlreiche kirchliche Gebäude – sakrale wie nicht-sakrale – leer oder sind von Umnutzung betroffen.
In fünf ausgewählten Modellgemeinden Baden-Württembergs werden kirchliche Gebäude zu offenen, multifunktionalen Begegnungsräumen weiterentwickelt. Diese sogenannten Dritten Orte sind für alle Generationen und Bevölkerungsgruppen zugänglich und bieten Raum für selbstorganisierte, gemeinnützige Angebote – von Co-Working und Werkstätten über Dorfcafés bis hin zu kulturellen Veranstaltungen.
Im Rahmen des Projekts werden sowohl sakrale als auch nicht-sakrale Gebäude in einem moderierten Beteiligungsprozess neu gedacht. Eigentümer, kommunale Vertreter, Vereine und potenzielle Nutzerinnen und Nutzer entwickeln gemeinsam tragfähige Nutzungskonzepte. Ergänzend wird der Bedarf nach weiteren infrastrukturellen Angeboten wie Wohnraum, Nahversorgung oder Gastronomie erhoben.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als praxisnahe Impulse für eine gemeinwohlorientierte (Um-)Nutzung kirchlicher Gebäude. Dabei wird auch die Möglichkeit der Übergabe ganzer Liegenschaften in neue Trägerschaften mitgedacht – als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Ländlichen Raums und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts.
Kulturelle Teilhabe im Ländlichen Raum braucht neue Impulse – und Räume, die sie ermöglichen. Mit dem Projekt „Leerstand vor Ort als Chance für Kultur“ entsteht ein innovatives Format, das leerstehende Gebäude in ländlichen Gemeinden Baden-Württembergs temporär in lebendige Kulturorte verwandelt.
Im Zentrum stehen Kinovorführungen des Kinomobil e.V., die in enger Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen, Vereinen und der Bevölkerung organisiert werden. Die Veranstaltungen finden in leerstehenden Gebäuden statt und zeigen exemplarisch, wie durch gemeinschaftliches Engagement neue kulturelle Spielräume entstehen können.
Begleitet wird jede Veranstaltung von einer Patenkommune, die eigene Erfahrungen und Ressourcen aus der Kulturarbeit einbringt. Ziel ist der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks aus Kultur- und Kreativschaffenden im Ländlichen Raum. Dieses Netzwerk fördert den Wissenstransfer, stärkt das bürgerschaftliche Engagement und macht Leuchtturmprojekte sichtbar – über kommunale Grenzen hinweg.
Die regionale Sprachvielfalt ist ein wertvoller Teil unseres kulturellen Erbes. Mit dem Projekt „Dialektpflege an Grundschulen" erhalten Kinder der Klassenstufen drei und vier in Workshops einen lebendigen Zugang zum Thema Mundart.
Im Mittelpunkt steht die Begegnung mit einem echten Mundartsprecher oder einer Mundartsprecherin aus dem eigenen Dorf. Durch Audiobeispiele, Mitmachspiele und interaktive Übungen erfahren die Kinder, was Dialekt ist, wo er sprachhistorisch herkommt und wie ihr eigener Dialekt in der deutschen Sprachlandschaft verortet ist. So wird Sprache nicht nur gehört, sondern erlebt.
Das Projekt stärkt die positive Einstellung der Kinder zu ihrer eigenen Mundart und fördert ein nachhaltiges Interesse an regionaler Sprachkultur. Es schafft Bewusstsein für sprachliche Identität und trägt aktiv zur Erhaltung des Dialekts bei – als lebendige Ausdrucksform und als Brücke zwischen Generationen.