Die Sicherstellung einer hochwertigen Gesundheits- und Pflegeversorgung stellt ländliche Regionen in Baden-Württemberg vor besondere Herausforderungen: lange Wege, Fachkräftemangel und eine alternde Bevölkerung erfordern kreative und nachhaltige Lösungen. Mit innovativen Konzepten – von interkommunalen Kooperationen über digitale Gesundheitsanwendungen bis hin zur Etablierung von Caring Communities verbessern wir die Versorgung vor Ort und stärken die Lebensqualität der Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei stets der Mensch: mit individuellen Angeboten, regionaler Vernetzung und einem starken Fokus auf Prävention und Teilhabe.
Die Leitung der Arbeitsgruppe übernimmt das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit.
Projekte im Überblick
Die hausärztliche Versorgung steht unter Druck – besonders im Ländlichen Raum. Steigende Patientenzahlen, komplexere Krankheitsverläufe und eine alternde Ärzteschaft stellen Praxen vor große Herausforderungen. Um diesen Entwicklungen aktiv zu begegnen, wurde das HÄPPI-Konzept ins Leben gerufen und erfolgreich in zehn Pilotpraxen in Baden-Württemberg umgesetzt.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Durch gezielte Delegation, digitale Unterstützung und interprofessionelle Zusammenarbeit konnten die teilnehmenden Praxen ihre Versorgungsqualität deutlich verbessern. Patiententerminals, Patientenbefragungen und Coaching zur Teamentwicklung haben gezeigt, wie moderne Praxisorganisation funktionieren kann – effizient, menschlich und zukunftsorientiert.
Das HÄPPI liefert ein praxiserprobtes Modell, das Hausärztinnen und Hausärzten neue Freiräume schafft und gleichzeitig die Versorgungssicherheit stärkt. Das daraus entstandene Best-Practice-Handbuch (Schritt für Schritt zum HÄPPI) bietet konkrete Impulse für den Rollout in weiteren Regionen – für eine resiliente, patientenzentrierte und digital unterstützte Primärversorgung.
Weitere Informationen finden Sie beim Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg (HÄPPI: Neues Versorgungskonzept für Hausärzt:innen | HÄVBW
Die Gemeinde Waldstetten geht neue Wege in der kommunalen Daseinsvorsorge. In Kooperation mit dem Ostalbkreis und der Stiftung Haus Lindenhof wird im Rahmen des Modellprojekts „Kommunale Gemeinwesen- und Pflegekoordination“ die Etablierung einer Caring Community erprobt. Ziel ist es, ältere Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu stärken und den Übergang in stationäre Pflege möglichst lange hinauszuzögern.
Im Mittelpunkt steht die Einrichtung einer zentralen Vernetzungsstelle, die lokale Akteure zusammenbringt, professionelle Strukturen aufbaut und Alltagshilfen sowie Pflegeangebote koordiniert. So entsteht ein Netzwerk, das Unterstützung dort bietet, wo sie gebraucht wird – direkt vor Ort und nah am Menschen.
Die Umsetzung erfolgt entlang vier zentraler Bausteine, die das Fundament der Caring Community bilden:
Präventive Hausbesuche
Seniorinnen und Senioren werden frühzeitig besucht, um ihre Lebenssituation zu erfassen und gezielt über Unterstützungsangebote zu informieren. So können Bedarfe rechtzeitig erkannt und Verschlechterungen vermieden werden – mit dem Ziel, Selbstständigkeit zu erhalten und Vertrauen aufzubauen.
Nachbarschaftsgespräche
Menschen aus dem direkten Wohnumfeld werden eingeladen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese Begegnungen fördern soziale Nähe, stärken das Gemeinschaftsgefühl und wirken Einsamkeit entgegen. Die Devise lautet: „Alt hilft Jung und Jung hilft Alt“.
Hilfe-Mix aus professionellen und ehrenamtlichen Angeboten
Ein abgestimmtes Zusammenspiel aus professionellen Dienstleistungen und ehrenamtlichem Engagement sorgt für eine bedarfsgerechte Versorgung. Bestehende Strukturen werden weiterentwickelt und durch neue Kooperationen ergänzt – für eine nachhaltige und flexible Unterstützung im Alltag.
Begegnungsorte in den Teilorten
Bestehende Treffpunkte wie Dorftreffs und Begegnungsräume werden gestärkt und weiterentwickelt. Neue Bürgertreffs können entstehen – gemeinsam mit und durch die Bürgerinnen und Bürger. Ziel ist es, lebendige soziale Räume zu schaffen, die zur aktiven Teilhabe und Vernetzung einladen.
Die Caring Community in Waldstetten fördert Teilhabe, Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter. Das Projekt liefert wertvolle Impulse für eine zukunftsfähige, solidarische und lokal verankerte Pflege- und Gemeinwesenarbeit – und zeigt, wie kommunale Verantwortung aktiv gelebt werden kann.
Wie kann die gesundheitliche Versorgung im Ländlichen Raum zukunftsfähig aufgestellt werden? Die interkommunale Zukunftswerkstatt bietet regionalen Verbünden von Kommunen in Baden-Württemberg einen strukturierten, neutral begleiteten Prozess zur strategischen Weiterentwicklung ihrer Versorgungslandschaft.
Der bis zu 12 Monate umfassende Prozess startet mit einer gemeinsamen Zielklärung und einem Standort-Check. In zwei ganztägigen Werkstätten werden mit allen relevanten Akteuren konkrete Zielbilder und Umsetzungsschritte für die nächsten 5 bis 10 Jahre entwickelt. Optional kann eine digitale Begleitung des Umsetzungsprozesses erfolgen.
Die Zukunftswerkstatt schafft Raum für regionale Lösungen, stärkt die Zusammenarbeit vor Ort und liefert Impulse für eine langfristige Strategie. Erfahrungen aus den Pilotregionen fließen in übergreifende Erkenntnisse ein – mit dem Ziel, Gesundheitskonferenzen künftig systematisch in die regionale Planung einzubinden und die Eigenverantwortung der Kommunen zu fördern.
Das Projekt „Gesund und digital im Ländlichen Raum“ stärkt die digitale Gesundheitskompetenz älterer Menschen und fördert ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. In vier Modellregionen wurden von Juli 2022 bis Dezember 2023 passgenaue Informations- und Qualifizierungsangebote entwickelt – mit Fokus auf Telemedizin, die elektronische Patientenakte (ePA), digitale Gesundheitsplattformen und die Nutzung digitaler Dienstleistungen.
Ältere Menschen im Ländlichen Raum erhalten praxisnahe Unterstützung, um digitale Gesundheitsangebote sicher und selbstbestimmt zu nutzen. Die Maßnahmen helfen, Mobilitätseinschränkungen zu überwinden und den Alltag zu erleichtern. Die große Nachfrage zeigt: Der Bedarf ist da. Deshalb wurde das erfolgreiche Modellprojekt auf alle ländlich geprägten Landkreise in Baden-Württemberg ausgeweitet – ein wichtiger Schritt für mehr digitale Teilhabe und regionale Zukunftsfähigkeit.
Weitere Informationen finde Sie bei der Landesanstalt für Kommunikation (LFK – Die Medienanstalt für Baden-Württemberg: Gesund und digital im Ländlichen Raum)
Im Rahmen des Projekts wurde die Online-Vortragsreihe „Digitalisierung im Gesundheitswesen – digitale Angebote, neue Möglichkeiten“ entwickelt. Monatlich widmen sich Expertinnen und Experten aktuellen Themen des digitalen Gesundheitswesens. Hier kommen Sie zur Vortragsreihe.
Die ärztliche Versorgung im Ländlichen Raum ist eine zentrale Herausforderung für viele Kommunen. Mit dem Projekt „Standortanalyse zur ärztlichen Versorgung im Ländlichen Raum“ wurde ein wirkungsvolles Instrument entwickelt, um Gemeinden gezielt bei der Entwicklung nachhaltiger Strategien zur Ärztegewinnung zu unterstützen.
Im Mittelpunkt steht eine individuelle Analyse der lokalen Versorgungssituation. In 23 Gemeinden wurden konkrete Handlungsoptionen erarbeitet – von der Nachfolgesuche über neue Kooperationsformen bis hin zu kommunalen Beteiligungsmodellen. Die Besonderheit: Jede Analyse wurde passgenau auf die Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten und gemeinsam mit den relevanten Akteuren entwickelt.
Aufgrund des großen Erfolgs wird das Projekt nun dauerhaft von der Gt-service Dienstleistungsgesellschaft mbH des Gemeindetags Baden-Württemberg weitergeführt. Kommunen in ganz Baden-Württemberg können ab sofort Standortanalysen beauftragen und erhalten eine praxisnahe, individuelle Beratung zur Sicherung ihrer ärztlichen Versorgung. Damit entsteht ein dauerhaftes Unterstützungsangebot, das die kommunale Handlungsfähigkeit stärkt und die Lebensqualität im Ländlichen Raum nachhaltig sichert.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Gt-service.