Algorithmen und Coronaviren haben manches gemeinsam: Sie sind nicht greifbar aber beeinflussen unseren Alltag ganz entscheidend. Algorithmen werden in digitalen Anwendungen zurzeit auch zur Unterstützung der Bekämpfung des Corona-Virus eingesetzt. Im Alltag als Verbraucher können wir uns sowohl vor unerwünschten Algorithmen als auch vor dem Coronavirus schützen, wenn wir bestimmte Regeln beachten.
Das gilt für die Nutzung der digitalen Medien, um auf dem Laufenden zu bleiben ebenso wie für den Online-Einkauf. Häufig geben wir unbewusst preis, was uns interessiert, was wir kaufen und welchen Preis wir bereit sind, für die Produkte zu bezahlen. Algorithmen bündeln diese Daten und machen die Verbraucher durchschaubar.
Schützen Sie sich vor einem Reinfall beim Online-Einkauf, indem Sie die Hinweise zum Erkennen eines Fake-Shops auf dem Verbraucherportal Baden-Württemberg nutzen. Zum Beispiel werden derzeit knappe Güter wie Schutzmasken und Desinfektionsmittel immer mal wieder in betrügerischer Absicht in Fake-Shops angeboten.
Freizeitsport findet in Zeiten von Corona häufig im Wald oder im Wohnzimmer statt. Eine Fitnessuhr zeigt an, ob das selbst auferlegte Training ausreichend ist und genügend Kalorien verbraucht wurden. Aus den gesammelten Daten lässt sich nicht nur die körperliche Fitness ablesen, Algorithmen erstellen auch ein individuelles Gesundheitsprofil des Nutzers. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Auch die Sozialen Netzwerke werden derzeit vermehrt genutzt, um sich zu informieren und Kontakt zu halten mit der Familie und mit Freunden, da persönliche Treffen nur noch sehr eingeschränkt möglich sind. Soziale Netzwerke bilden mit Hilfe von Algorithmen menschliche Beziehungen digital ab und beeinflussen, wer welche Informationen und Werbung angezeigt bekommt.
Apps und Corona
Zur Bekämpfung des Coronavirus werden eine Vielzahl an digitalen Anwendungen eingesetzt, die mit Algorithmen arbeiten. Bereits seit einigen Wochen sind verschiedene App-Anwendungen im Einsatz. Nachfolgend werden einige Beispiele vorgestellt. Weitere Apps wie beispielsweise die sogenannte Corona-App, werden derzeit entwickelt.
Eine Datenspende-App gibt es beispielsweise vom Robert Koch-Institut (RKI). Mit der App „Corona-Datenspende“ können Gesundheitsdaten aus Smartwatches oder Fitness-Trackern an die Gesundheitsbehörde übermittelt werden. Das RKI hofft, dass Veränderungen bei den Vitalwerten der Nutzer Rückschlüsse auf regional gehäufte Infektionen zulassen, um damit lokalen Ausbrüchen besser begegnen zu können. Diese App können Sie in den bekannten App-Stores kostenlos herunterladen und auf Ihren Smartphones installieren. Beachten Sie, dass eine Installation nur möglich ist, wenn Sie eine Smartwatch oder einen Fitness-Tracker tragen.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Diagnose-Tool „CovApp“, das vom Bundesgesundheitsministerium (BMG), dem RKI, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie der Berliner Charité unterstützt wird (/). Auch hier erhofft man sich Rückschlüsse auf gehäufte Infektionen in Regionen durch die freiwillige Eingabe der Postleitzahlen durch die Nutzer. Der Name ist irreführend, die Anwendung ist keine App sondern ein webbasierter Online-Fragebogen, der mobil optimiert ist und auf der Website https://covapp.charite.de/ genutzt werden kann.
In kurzer Zeit lassen sich die Fragen nach aktuellen Symptomen und möglichen Kontakten beantworten. Im Anschluss daran erhält der Nutzer spezifische Handlungsempfehlungen, Ansprechpartner und Kontakte sowie eine Zusammenfassung der Antworten mit Hinweisen zu den verschiedenen Angeboten der Gesundheitsversorgung.
Auch die Universität Tübingen hat gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und mit Hilfe des Universitätsklinikums Tübingen die App CoroNotes entwickelt, die bei ihren Nutzern Symptome abfragt (https://coronotes.de/de/). Ziel ist es, mit Hilfe der Daten möglichst früh Covid-19-Infektionen zu erkennen und das Risiko für schwere Krankheitsverläufe abzuschätzen. Die Entwickler weisen ausdrücklich darauf hin, dass bei der Nutzung der App keine Bewegungsprofile, keine Namen, keine Telefonnummern, keine E-Mail-Adressen und keine Geräteinformationen erfasst und gesammelt werden. Die Daten sollen auch jederzeit gelöscht werden können.
Die freiwilligen und anonymen bzw. pseudonymen Angaben zu diesen digitalen Anwendungen können möglicherweise medizinische und wissenschaftliche Studien unterstützen.
Große Hoffnung setzt die Bundesregierung in die sogenannte Corona-Warn-App. Mithilfe der App sollen Ansteckungen mit dem Coronavirus und Infektionsketten nachverfolgt und durchbrochen werden. Nutzer sollen über die App gewarnt werden, wenn sie sich in der unmittelbaren Nähe von Infizierten aufgehalten haben, und darüber informiert werden, sich in Selbstisolation zu begeben und Kontakt zu den Gesundheitsbehörden aufzunehmen. Auch bei dieser App sind Algorithmen im Einsatz. Sie prüfen beispielsweise, wie lange und wie nah sich zwei Nutzer gekommen sind und ob der Kontakt für eine potenzielle Infektion ausreicht. Die Algorithmen werden dabei ständig an aktuelle Entwicklungen angepasst. Die Corona-Warn-App ist derzeit noch nicht auf dem Markt, ihre Anwendung soll freiwillig sein.
Alle diese Anwendungen, ob als App oder Webseite, sammeln Daten und werten diese mit Hilfe von Algorithmen aus. Die freiwilligen Daten der Verbraucher und Patienten werden genutzt, um die Bekämpfung des Coronavirus zu unterstützen. Entscheiden Sie selbst, wie viele und welche Daten Sie (auch anonym bzw. pseudonym) spenden wollen. Spenden Sie bewusst und fragen Sie sich immer, ob aus Ihrer Sicht die abgefragten Daten nützlich sein können. Je datensparsamer Sie unterwegs sind, desto unberechenbarer bleiben Sie als Person.