Bioökonomie

Ideenwettbewerb Bioökonomie: Preisträger 2022

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Ideenwettbewerb Bioökonomie
„Nachhaltig gedacht, zukunftsfähig gemacht!“ 2022

Schirmherr Minister Peter Hauk MdL zeichnete bei der Preisverleihung fünf Gewinnerinnen und Gewinner mit dem Innovationspreis Bioökonomie 2022 aus. Bei der Abendveranstaltung präsentierten die Preisträgerinnen und Preisträger ihre innovativen bioökonomischen Ansätze vor einem Publikum.

In diesem Jahr stand der Ideenwettbewerb Bioökonomie unter dem Motto der Landesstrategie nachhaltige Bioökonomie „Nachhaltig gedacht, zukunftsfähig gemacht!“. Den Höhepunkt des Wettbewerbs bildete die Preisverleihung mit Schirmherr Minister Peter Hauk MdL, welche als Abendveranstaltung im Rahmen des 101. Landwirtschaftlichen Hauptfestes stattfand. Vor Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik stellten die Preisträgerinnen und Preisträger sich und ihre innovativen bioökonomischen Ansätze vor. Sie erhalten jeweils ein Preisgeld von 10.000 Euro. Eine Jury aus Fachexperten bewertete die in diesem Jahr eingegangenen Bewerbungen.

Auf dieser Webseite stellen wir Ihnen die Innovationspreisträger Bioökonomie 2022 vor.

PREFIRO (ehemals Innovation Matters GbR)

SafranMatters: Wir bringen Robotik aufs Feld!

Innovation Matters GbR

Motivation

Die Vision des Start-Ups PREFIRO (ehemals Innovation Matters GbR) ist es, landwirtschaftliche Prozesse, die mit viel Handarbeit verbunden sind, mithilfe von Robotik effizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten. Safran ist eines der wertvollsten Gewürze und wird zum Großteil aus dem Iran importiert.

Lösungsansatz

Safran lässt sich auch regional im Süden Deutschlands anbauen. PREFIRO zielt mit ‚SafranMatters‘ auf einen ganzheitlichen Ansatz ab. Ihr Konzept umfasst die Bepflanzung, Pflege und Ernte. Der Prototyp namens ‚Oscar‘ erkennt Safranblüten automatisch. Der Schneidkopf wird zur Position gefahren und trennt die Safranblüte ab, welche dann in den Erntetank befördert wird. Die elektrisch angetriebene Fahreinheit ermöglicht eine hohe Wendigkeit und einen geringen Energieverbrauch. Unter Verwendung mehrerer Robotereinheiten lässt sich die Ernterate auf beliebige Anbauflächen skalieren. Oscar soll es künftig jedem Landwirt ermöglichen, Safran im kleinen oder großen Stil gewinnbringend anzubauen. Somit können Endkunden ein faires, regionales und dennoch exotisches Gewürz erwerben. Als nächstes wird ein neuer Prototyp entwickelt und neue Funktionalitäten implementiert. So soll beispielsweise eine Datenerhebung für individuelle Pflanzen eingeführt werden und damit langfristig eine Anwendung über den Safran Anbau hinaus ermöglicht werden.

Webseite: www.safranmatters.de

Kleinblatt GmbH

Nutzungskaskade bei der urbanen Lebensmittelproduktion mit Keimlingen und Gourmet-Pilzen

Kleinblatt GmbH

Motivation

Die Lebensmittelproduktion und Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die begrenzten Ressourcen müssen effizient genutzt werden, daher sollten auch Reststoffe bestmöglich verwertet werden. Weite Transportwege sind oft mit hohem Energieverbrauch und Umwelteinflüssen verbunden. Insbesondere bei frischen, leicht verderblichen Gütern bergen sie zudem das Risiko von Lebensmittelverlusten. Intelligente, regionale Konzepte sind hier im Vorteil.

Lösungsansatz

Die Geschäftsidee der Kleinblatt GmbH ist die wetterunabhängige, ganzjährige Produktion von frischen Keimlingen, wie bspw. Radieschen, und Gourmet-Pilzen mit hoher ernährungsphysiologischer Qualität für Stuttgarter Gastronomen. Dazu produziert Kleinblatt nach dem Controlled Enviroment Agriculture (CEA) Konzept in Räumen im Stadtgebiet Stuttgart. Zum Anbau der Keimlinge wird Nutzhanf als Substrat genutzt. Die dabei anfallenden Produktionsreste des Substrats dienen als Grundlage für den Anbau von Gourmet-Pilzen. Die Speisepilze werden direkt an lokal ansässige Gastronomen verkauft, sodass regionale Wertschöpfung und kurze Lieferketten entstehen. Somit trägt Kleinblatt zu einer regionalen Kreislaufwirtschaft und zur gelebten Bioökonomie bei.

Webseite: www.kleinblatt.de

Fibers365 GmbH

CO2-neutrale Fasern und bio-basierte Polymere aus Einjahrespflanzen

Fibers 365

Motivation

Derzeit werden Einjahrespflanzen, analog zu Holz, meist in großen zentralen Anlagen mittels Chemikalien aufgeschlossen. Dies erfordert einen hohen Energieeinsatz und geht mit chemisch verunreinigten Reststoffströmen einher. Das Steam Explosion Verfahren bietet eine chemikalienfreie Alternative. Auf eine Dampfdruckerhitzung folgt dabei eine explosive Dekompression, um ligno-zellulosehaltiges Material für weitere Verarbeitungsschritte zugänglich zu machen. Technische, betriebliche und wirtschaftliche Herausforderungen haben die dezentrale Faserproduktion aus Einjahrespflanzen bisher eingeschränkt.

Lösungsansatz

Die Fibers365 GmbH verarbeitet Einjahrespflanzen aus regionalem Anbau mit der „Steam-Explosion-Technologie“. Fibers365 produziert damit Fasern aus Stroh und anderen zellulosehaltigen Einjahrespflanzen. Das Konzept sieht eine Kombination von sogenannten modularen „Steam Fiber Units“ mit Biogasanlagen vor. Die bei der Produktion der Fasern entstehenden Reststoffe werden als Gärsubstrat zur Biogas-Erzeugung und zur Energieversorgung des Prozesses verwendet. Die Flüssigphase eignet sich als Substrat für Bioraffinerien, fermentative Prozesse und Biofabriken. Die Neuheit besteht in der technischen Konzeption und der Konstruktion, womit eine dezentrale Steam Explosion im landwirtschaftlichen Umfeld und in Nähe von Biogasanlagen möglich wird. So können überschaubare, regional anfallende Biomassemengen aufgeschlossen und zu transportwürdigen bio-basierten Wertstoffen für die Industrie veredelt werden.

Webseite: www.fibers365.com

PROSERVATION

‚RECOU‘ - ein ökologisches Verpackungspolstermaterial aus Getreidespelzen

Proservation

Motivation

Verpackungsmaterialien wie EPS (Styropor) werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt, nur teilweise rezykliert und können bei der nicht-sachgemäßen Entsorgung als Mikroplastik die Umwelt belasten. Die Herstellung ist zudem energie- und CO2-intensiv. Papierbasierte Verpackungen besitzen nur eingeschränkte Polstereigenschaften. Umweltverträgliche und ressourcenschonende Verpackungsmaterialien sind gefordert, um den großen Bedarf zu decken.

Lösungsansatz

PROSERVATION stellt aus Getreidespelzen, den Deckblättern (Hüllen) des Getreidekorns, formschlüssige Verpackungen her. Diese Spelzen fallen beispielsweise bei der Verarbeitung von Dinkel in großen Mengen an. Zusammen mit einem biologischen Bindemittel entsteht aus diesem Reststoff in wenigen energiearmen Prozessschritten das Verpackungspolstermaterial ‚RECOU‘, welches vollständig aus natürlichen, organischen Inhaltsstoffen besteht. RECOU ist beliebig formbar und zeichnet sich durch vergleichbare Materialeigenschaften wie petrochemische Polsterverpackungen (z. B. Styropor) aus. Es stellt somit für viele Anwendungen eine ökologisch sinnvolle Alternative dar. Indem landwirtschaftliche Reststoffe als Verpackungsmaterial verwendet werden, können Energie, Ressourcen und CO2-Emissionen beim Warenversand fragiler Güter eingespart werden.

Webseite: www.proservation.eu

Die Ölfreunde

Nachhaltige regionale Produktion hochwertiger Speiseöle sowie Verwertung von Nebenprodukten

Die Ölfreunde

Motivation

Äpfel pressen, Bananenchips herstellen, Sauerkraut stampfen – bereits in jungen Jahren zeigte Paul Belthle großes Interesse an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Mit zwölf Jahren bekam er eine Ölpresse geschenkt. Dies bereitete die Grundlage für ‚Die Ölfreunde‘, welche 2019 im Donautal entstanden. Dabei waren für Paul regionale und nachhaltige Konzepte bereits von Anfang wichtig.

Lösungsansatz

Die Ölfreunde produzieren hochwertige Speiseöle aus den Saaten Raps, Leindotter, Hanf sowie Schwarzkümmel und vermarkten diese selbst. Die Ölsaaten werden von Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung bezogen, um den CO2-Fußabdruck gering zu halten. Bei der mechanischen Kaltpressung entstehen nährstoffreiche Presskuchen als Nebenprodukt. Diese werden zu hochwertigen Mehlen und Proteinprodukten für Mensch und Tier weiterverarbeitet. Inzwischen ist das Familienunternehmen im Einzelhandel präsent und plant eine Ausweiterung ihrer Kapazitäten. Zudem beraten ‚Die Ölfreunde‘ Kunden im hauseigenen Hofladen. Paul bietet Führungen durch den Betrieb an, bei denen er die Idee, Intention, Produktion sowie den Vertrieb erklärt. Mit ihrem Konzept werden möglichst nachhaltige und regionale Wertschöpfungs- und Lieferketten gestärkt. ‚Die Ölfreunde‘ sind damit Beispielgeber für junge Gründer und den Aufbau einer kreislauforientierten Bioökonomie.

Webseite: www.dieoelfreunde.de

Die Auszeichnung

Neben dem Preisgeld und einer Urkunde erhielten die Preisträgerinnen und Preisträger eine von der Hochschule der Medien (HdM) gefertigte Auszeichnung.

Die Hochschule der Medien Stuttgart beschreibt die Auszeichnung folgendermaßen:

"Beständig am Bioökonomiepreis des Landes Baden-Württemberg ist der Rahmen aus unbehandeltem Eschenholz sowie das integrierte Passepartout. Der Rahmen kann sowohl an der Wand aufgehängt, als auch als freistehende Skulptur eingesetzt werden und besitzt sowohl Vorder- als auch Rückseite.

Mit dem zeitaktuellen Wandel der thematischen Auseinandersetzung im Bereich der Bioökonomie ändern sich auch jährlich die Motive des Bioökonomiepreises und präsentieren in deren Gesamtschau die Vielschichtigkeit und Diversität des gesamten Themengebietes.

Das Motiv 2022 beschäftigt sich mit dem Thema Netzwerke und Verbindungen. Ähnlich einem Daten- und Kommunikationsnetzwerk verbinden sich überlagernde Metallstäbe zu Knotenzentren und Auflösungen. Mehrschichtig eingebettet und überlagert sind diese in alle Richtungen weisenden Gitterstrukturen durch Naturfasern aus Strohzellstoff, deren Materialkonglomerationen durch Umschlingung und Brückenbildung flächige Formen mit eigenständiger Lebendigkeit entwickeln. Ein vielschichtiges Spiel auf verschiedenen Beziehungsebenen aus Verdichtung, Knotenbildung und Auflösung, physischer Materialität und Leichtigkeit, Abhängigkeit und Eigenständigkeit entsteht.“

Hintergrund

Der Ideenwettbewerb Bioökonomie 2022 wurde unter dem Motto der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie „Nachhaltig gedacht, zukunftsfähig gemacht!“ durchgeführt. Bereits zum dritten Mal zeichnete das Land Baden-Württemberg Akteure aus, die mit ihren innovativen bioökonomischen Ansätzen als Vorbilder für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise gelten. Schirmherr Minister Hauk MdL übergab im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung die Auszeichnungen.

Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg hat 2021 den Ideenwettbewerb Bioökonomie – Innovationen für den Ländlichen Raum ausgeschrieben. Im diesjährigen Ideenwettbewerb wurden Akteure ausgezeichnet, die herausragende marktfähige bioökonomische Innovationen entlang der Agrar-, Lebensmittel- sowie der Forst- und Holzwertschöpfungsketten entwickelt haben.

Mit der bereits im Jahr 2019 beschlossenen ressortübergreifenden Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg wird angestrebt, Baden-Württemberg zu einer Leitregion für biobasiertes, kreislauforientiertes Wirtschaften zu entwickeln. Der Ideenwettbewerb Bioökonomie ist eine der Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele.