Verkraftet der Wald den Klimawandel – welche Konsequenzen sind notwendig?

"Das betriebswirtschaftliche Ergebnis für das Jahr 2005 fiel nach langer Durststrecke durch den Orkan "Lothar" von 1999 für alle Waldbesitzarten erstmals wieder weitgehend normal aus. Die Nachfrage nach Holz ist gestiegen und der Durchschnittserlös je Kubikmeter Holz lag mit 47 Euro um mehr als sieben Euro über dem Vorjahr", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Montag (21. August) in Stuttgart bei der Bekanntgabe der Bilanz für die Waldwirtschaft im Jahr 2005.

Insgesamt seien im Jahr 2005 in Baden-Württembergs Wäldern 11,1 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen worden. Davon stammten 2,8 Millionen Kubikmeter (Stand: Dezember 2005) aus dem Staatswald. Aus dem Holzverkauf von 2,33 Millionen Kubikmeter in 2005 erzielte der Staatswald Einnahmen in Höhe von 107 Millionen Euro. "Wertet man allein den traditionellen Bereich der Forstwirtschaft, nämlich die Holzproduktion und Holzvermarktung, schließt der Staatswald das abgelaufene Jahr mit einem leicht negativen Ergebnis in Höhe von 1,7 Millionen Euro ab. Im Jahr 2004 betrug der Verlust noch zwölf Millionen Euro", sagte Minister Hauk.

Der Minister wies weiter darauf hin, dass der Aufwand der Waldwirtschaft in Abhängigkeit von den Waldbesitzarten stark variiere. So schlügen im Privatwald nahezu ausschließlich die Kosten für die Holzproduktion zu Buche. Im öffentlichen Wald, dem Körperschafts- und Staatswald, erhöhten sich die Ausgaben noch um die Leistungen der so genannten Daseinsvorsorge.

"Dazu gehören beispielsweise die Erhaltung der Schutzfunktionen des Waldes für Boden, Wasser, Klima und Luft sowie ökologische Maßnahmen und die Erholungs­vorsorge. All diese Bereiche dienen dem Gemeinwohl", sagte Minister Hauk. Deren Wert sei monetär nur schwer zu bewerten und zu Marktpreisen nicht zu verkaufen.

Berücksichtige man alle Aufwendungen des Staatsforstbetriebs für das Jahr 2005, einschließlich der Daseinsvorsorge, ergäbe sich ein Zuschussbedarf von rund 14,5 Millionen Euro. Das seien nahezu 13 Millionen Euro weniger als im Jahr 2004. "Sowohl das betriebswirtschaftliche Ergebnis, als auch die Leistungen für das Gemeinwohl können sich sehen lassen", lobte Minister Hauk Waldbesitzer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesforstverwaltung auf den verschiedenen Organisationsebenen.

Auf die Klimaerwärmung und die Folgen für den Wald eingehend sagte Minister Hauk: "Die Prognosen für einen Anstieg der durchschnittlichen Jahrestemperatur liegen zwischen 1,5 und sechs Grad Celsius. Einig sind sich die verschiedenen Forschungsbereiche schon heute: Der Klimawandel hat bereits begonnen. Und er verläuft dynamischer als erwartet. Ursache ist im wesentlichen der Ausstoß von Treibhausgasen. Im vergangenen Jahrhundert ist die Temperatur weltweit um 0,7 Grad Celsius angestiegen. Wie verkraftet das der Wald?"

Die Verbreitung der meisten Baumarten in Europa werde begrenzt von der Temperatur und den verfügbaren Niederschlägen (Bodenfeuchtigkeit). Das seien genau die Klimavariablen die sich wahrscheinlich ändern werden.

Hauk wies darauf hin, dass der Wald ein recht robustes Ökosystem sei was die Witterung betreffe. Die Bäume könnten bei Hitze die Transpiration deutlich reduzieren und ihre Wurzeln erreichten noch das Wasser in tieferen Bodenschichten. Gleichzeitig reduziere die Beschattung die Bodenverdunstung. Allerdings sei die Belastbarkeit der wichtigsten europäischen Baumarten was Niederschlag und Temperatur betreffe sehr unterschiedlich. So komme beispielsweise die Stieleiche selbst bei durchschnittlich relativ geringen Niederschlägen noch mit durchschnittlich hohen Temperaturen zurecht. Noch robuster sei die Traubeneiche und am widerstandsfähigsten die Kiefer. Dagegen habe die Fichte selbst bei ausreichenden Niederschlägen bei einem Temperaturanstieg Probleme. Die Buche liege mit ihren Ansprüchen an Niederschläge und Temperatur im mittleren Bereich.

Entscheidend für den Einfluss des Klimawandels auf den Wald sei die Geschwindigkeit der Klimaveränderung. Schreite sie rascher als die Anpassungsfähigkeit der Baumarten voran habe das gravierende Folgen für den Wald. "Ich bin mir sicher, dass die Klimaveränderung die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder auf eine harte Probe stellen wird," befürchtet Minister Hauk. Deshalb müsse in die Luftreinhaltepolitik weiter intensiviert werden und das gelte mit Blick auf die Klimaveränderungen ganz besonders auch für die Reduktion der Treibhausgase und zwar weltweit.

Die Landesregierung habe sich zur Reduktion der Treibhausgase für eine Verdoppelung des Anteils der erneuerbaren Energien im Land bis zum Jahr 2010 ausgesprochen. Dabei spiele die Nutzung der Bioenergie eine herausragende Rolle. Im Jahr 2005 habe ihr Anteil bereits über 50 Prozent der erneuerbaren Energien ausgemacht. "Dadurch wurden allein im Jahr 2005 drei Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen vermieden", hob Minister Hauk hervor. Mit dem Biomasseaktionsplan werde die stoffliche und energetische Nutzung der Biomasse weiter forciert. Auch dies sei ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase.

Welche Chancen habe der Wald und die Forstwirtschaft auf diese Situation zu reagieren? Was die Luftschadstoffe beträfe war unser Ziel Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Wälder, Begründung vielfältiger naturnaher Mischwälder und gegebenenfalls Kalkung. Ein Umschwenken auf andere Baumarten wäre angesichts der Tatsache, dass niemand vorhersagen könne, in welchem Ausmaß und wie rasch das Klima sich wirklich verändert, verfrüht. "Das gilt ganz besonders auch unter dem Aspekt, dass wir im Wald Umtriebszeiten von über 200 Jahren haben. Wir verfolgen in der Waldwirtschaft deshalb zwei Strategien: Erstens: Maximierung der Biodiversität, also vielfältiger Mischwälder, um die Anpassungsfähigkeit der Wälder zu optimieren. Zweitens: Genaue Beobachtung der Klimaentwicklung und gegebenenfalls Anpassung der Waldbaukonzepte," sagte Minister Hauk.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum