Obstbau

10-jähriges Jubiläum der Reiserschnittgarten Weinsberg GmbH

"Streuobstwiesen spielen eine zentrale Rolle beim Erhalt der Biodiversität. Deshalb muss alles getan werden um diese zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Reiserschnittgarten Weinsberg GmbH mit ihrem Genpool von rund 450 verschiedenen Obstsorten, ist hierbei eine besondere Hilfe", sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Dienstag (2. September) beim 10-jährigen Jubiläum der Reiserschnittgarten Weinsberg GmbH in Bad Friedrichshall-Duttenberg (Landkreis Heilbronn).

1998 wurde der ehemals von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau betriebene Reiserschnittgarten zur Reiserschnittgarten Weinsberg GmbH. Auf einer Fläche von rund acht Hektar sind zirka 22.000 Bäume angepflanzt. Der Reiserschnittgarten versorgt jährlich über 100 Obstbaumschulen in Deutschland und den benachbarten EU-Mitgliedsstaaten. Mit einer Gesamtzahl von etwa 450 Sorten verschiedenster Obstarten ist eine große Vielfalt gegeben. Von diesen 450 Sorten entfällt rund ein Viertel auf alte Sorten, wie beispielsweise Brettacher , Danziger Kantapfel, Hauxapfel , Gewürzluikenapfel oder Zabergäurenette. Diese Sorten haben im Erwerbsobstbau keine wirtschaftliche Bedeutung mehr, sind allerdings als Vermehrungsgrundlage für den Streuobstbau von besonderer Bedeutung. Auch für die Entwicklung von Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten steht mit diesen Obstsorten ein großer Genpool zur Verfügung. "Der Reiserschnittgarten leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität bei Obstgehölzen. Aus den rund 80.000 bis 100.000 produzierten Edelreisern können bis zu einer Million junge Obstbäume hergestellt werden", betonte die Staatssekretärin.

Baden-Württemberg sei mit rund 20.000 Hektar erwerbsobstbaulicher Fläche nicht nur das größte Obst erzeugende Bundesland in Deutschland, sondern habe mit etwa 100.000 Hektar auch die umfangreichsten Streuobstflächen innerhalb der Bundesrepublik.

"Der Reiserschnittgarten Weinsberg arbeitet eng mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg zusammen, insbesondere in Sachen des Gesundheitsstatus des Edelreisermaterials. Außerdem besteht, bei Fragen zu Sorten, deren Qualität und Anbaueignung, eine enge Zusammenarbeit mit dem zur Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg gehörenden Obstbauversuchsgut Heuchlingen und dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf ", erläuterte Gurr-Hirsch. In Bavendorf sei seit 2006 auch die Sortenerhaltungszentrale Baden-Württemberg für den Streuobstanbau eingerichtet worden. Im Rahmen dieser Arbeit würden in den Streuobstanbaugebieten kontinuierlich alte Landsorten bestimmt und in Hohenheim, Heuchlingen , Bavendorf oder auf dem Unteren Frickhof in Sortenerhaltungsquartieren sichergestellt. Insgesamt seien im Rahmen dieser Arbeit bislang rund 1.500 Kernobstsorten gesammelt und in den Erhaltungsquartieren als Genreservoire aufgepflanzt worden.

Zusatzinformationen:

Wiesen oder Weiden, auf denen großkronige Obstbäume locker über die Landschaft verteilt stehen, werden als Streuobstwiesen bezeichnet. Sie sind die traditionelle Form des Erwerbsobstbaus und ermöglichten einst vielen Menschen das oftmals karge Nahrungsangebot mit selbst erzeugten Produkten zu ergänzen. Diese Obstbäume gehören in vielen Teilen Mitteleuropas und insbesondere in Baden-Württemberg zum vertrauten Bild gewachsener Kulturlandschaften, denen sie einen besonderen Reiz verleihen. Eine besondere Funktion übernehmen sie als Gürtel um die Ortschaften. Aus den Streuobstbeständen des Landes wird immer noch die Hauptmenge für die jährliche Fruchtsaftproduktion geerntet. Die rund 120 Keltereien im Land pressen die Hälfte des in Deutschland insgesamt gepressten Apfelsaftes, insgesamt rund 250 Millionen Liter. Der Apfelsaft ist ein echtes landestypisches Qualitätsprodukt aus dem Obstland Baden-Württemberg. Neben dem typischen Apfelsaft werden aber auch neue Produkte, wie beispielsweise Secco aus alten Apfelsorten oder Birnenschaumwein angeboten.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum