Umwelt

1000. Naturschutzgebiet Baden-Württembergs ausgewiesen

"Naturschutz ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die breite Akzeptanz und Identifikation erfordert. Denn die Bewahrung der Artenvielfalt und der pflegliche Umgang mit Landschaften unserer Heimat sichern den Naturhaushalt für die kommenden Generationen. Baden-Württemberg kann eine lange Tradition der Unterschutzstellung von wertvollen Naturräumen aufweisen", sagte der baden-württembergische Naturschutzminister, Peter Hauk MdL, am Montag (2. Oktober) bei der Unterzeichnung des 1.000 Naturschutzgebietes des Landes durch Regierungspräsident Dr. Sven von Ungern-Sternberg in Elzach-Yach (Landkreis Emmendingen).

So wurde das erste und bis heute größte Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg bereits 1937 am Feldberg ausgewiesen, das 500. Naturschutzgebiet vor 20 Jahren am „Isteiner Klotz“ im Markgräfler Land, das 900. Naturschutzgebiet im Jahr 1997 am Rohrhardsberg im Mittleren Schwarzwald, und unmittelbar benachbart liegt das nunmehr 1000. Naturschutzgebiet unseres Landes mit dem Namen „Yacher Zinken“. Im Regierungsbezirk Freiburg ist mit 3,2 Prozent eine deutlich größere Fläche geschützt als in den anderen Landesteilen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 2,3 Prozent (83.000 Hektar). Mit rund 870 Hektar (hinzu kommen 620 Hektar Landschaftsschutzgebiet) gehört das Gebiet „Yacher Zinken“ zu den größeren Naturschutzgebieten im Land - rund 70 Prozent sind kleiner als 50 Hektar, lediglich neun Prozent gehen über   200 Hektar hinaus.

Die kleine Ortschaft Yach habe bereits einen Namen für vorbildliche Naturschutz-Aktionen. Dort fanden zwischen 1995 und 2002 drei „Yacher Symposien“ zum Thema „Landschaftswandel und Landschaftserhaltung statt. "Ich freue mich, nach dem 3. Yacher Symposium wieder hier zu sein. Dass das 1000. Naturschutzgebiet des Landes hier ausgewiesen und Yach daher landesweit als Symbol für Naturschutz bekannt wird, hat der Ort redlich verdient", so Regierungspräsident von Ungern-Sternberg.

Der Name „Yacher Zinken“ rührt von den beiden Seitentälern „Hinterer Zinken“ und „Vorderer Zinken“, die den Hauptteil des Schutzgebiets ausmachen. Es handelt sich um ein vielfältiges Mosaik aus kulturbetonten und naturnahen Biotopen. Von besonderer Bedeutung ist das Gebiet vor allem wegen der gut erhaltenen Relikte historischer Bewirtschaftungsformen wie der sogenannten „Reutbergwirtschaft“, einer Art Dreifelderwirtschaft (erst Brandrodung, dann Getreideanbau, dann Beweidung oder natürliche Sukzession). Hierdurch entstanden zum Beispiel die ab Mitte Mai gelb leuchtenden Besenginsterweiden, von denen in Yach noch etliche erhalten sind. Dies ist nicht zuletzt den Landschaftspflegeverträgen zu verdanken, die das Landratsamt Emmendingen mit den Bewirtschaftern zur Erhaltung der Besenginsterweiden abschloss, also ein gutes Beispiel für den so genannten Vertragsnaturschutz.

Im Gebiet kommen außerdem wertvolle Magerwiesen, Feuchtwiesen und Niedermoore mit vielen seltenen und gefährdeten Arten vor. Einen großen Teil des Gebietes nehmen naturnahe Wälder und Gehölze ein. Naturnahe Buchen- und Buchen-Tannen-Wälder, die ohne menschliche Einwirkungen nahezu das ganze Gebiet bedecken würden, sind insbesondere in höheren Lagen großflächig vorhanden. Durch die bäuerliche Nutzung entstanden unter anderem von Eichen dominierte lichte Laubwälder, die in der Vergangenheit teilweise als Eichenschälwälder (früher wurde Eichenrinde als Grundstoff zum Gerben von Leder gebraucht) genutzt wurden, sowie - insbesondere durch Sukzession auf Weidfeldern - birken- und haselreiche Niederwälder. Felsen und Blockhalden sind auf Grund der harten Gesteine zahlreich im Gebiet vorhanden. Der Vordere und der Hintere Zinkenbach und deren Zuflüsse sind weitgehend naturnahe Bergbäche.

Die vielfältige Vegetation ist auch die Grundlage für eine artenreiche Tierwelt. Am besten untersucht ist die Vogelwelt, die etliche Besonderheiten aufweist wie beispielsweise Hasel- und Auerhuhn, Raufuß- und Sperlingskauz, mehrere Spechtarten sowie Wanderfalke und Neuntöter.

Durch die Schutzgebietsausweisung wird die extensive Nutzung der Offenlandflächen und die naturnahe Nutzung der Waldflächen langfristig erhalten und unterstützt.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum