13. Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Sektion Baden-Württemberg

"Sachliche und nüchterne Informationen zum Thema Ernährung reichen heute nur noch selten aus, um die Einstellung zu Lebensmitteln oder gar das Kauf- und Ernährungsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher zu beeinflussen. Eine große Rolle in der Meinungsbildung und Kaufentscheidung, gerade auch bei Kindern, spielen die Medien und nicht zuletzt die Werbung. Die heutige Tagung soll Hintergründe, Mechanismen, Modelle und Projekte vorstellen, die unsere Kinder zu mündigen und selbst bestimmten Verbrauchern machen." Dies sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Donnerstag (5. Oktober) im Rahmen der Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) der Sektion Baden-Württemberg, die unter dem Motto "Essen und Trinken - wie lassen wir uns beeinflussen" in Stuttgart-Hohenheim stattfand.

"Jeder Mensch hat seine eigene Ernährungsgeschichte, die von Kindesbeinen an durch kleine Impulse aus der Umgebung geprägt ist. Was ein Kind in den ersten Lebensmonaten und Jahren kennen und schätzen gelernt hat, ist in seiner Person besonders tief verankert", erklärte die Staatssekretärin im Gespräch mit Fachkräfte aus den Bereichen Bildung, Beratung, Wirtschaft und Wissenschaft, die an der Veranstaltung teilnahmen. "Ein Mensch kennt nur, was er wahrnimmt und erlebt – je früher und höher der Erlebniswert, desto nachhaltiger seine Erinnerung", so Gurr-Hirsch.

Um die genaue und realistische Betrachtung von Werbung gerade bei Kindern zu schärfen sei es wichtig, Kinder beim Fernsehen nicht allein zu lassen. "Kinder müssen die Möglichkeit haben, über das Gesehene zu sprechen und zu lernen, die gewonnenen Eindrücke richtig einzuschätzen und zu verarbeiten", forderte die Staatssekretärin. In diesen Prozess sollten aber nicht nur die Eltern, sondern auch die Kindergärten und Schulen einbezogen werden. Auch Lehrer und Erzieher müssten sich ihrer Verantwortung und Möglichkeiten bewusst werden und den Einfluss der Werbung auf das Kaufverhalten der Kinder thematisieren. "Wenn Erwachsene, die durch Werbung bei den Kindern ausgelösten Emotionen auffangen und eine Bewertung anschließen, kann aus einem möglichen Schaden sogar ein Nutzen werden", betonte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch.

Die Ernährungsgeschichte der Kinder ändere sich von Generation zu Generation. "Das elterliche Verhalten sieht eine Beteiligung der Kinder in der Küche und die Übernahme von Aufgaben rund ums Essen heute häufig nicht mehr vor. Kinder erleben die Entstehung von Essen nicht mehr aktiv zu Hause und mit allen Sinnen, sondern meist nur noch in Kindersendungen vor dem Fernseher", so Gurr-Hirsch. Die Erlebniswelt der Heranwachsenden sei geprägt von Medien, die ihnen gezielt Informationen zu Lebensmitteln geben. Primäres Ziel der Webung dabei sei aber lediglich, das Produkt beim Kind bekannt zu machen und ein Kaufinteresse zu wecken. Die Aufklärung über die Qualität von Produkten, Regionalität, Saisonalität und gesunde, bewusste Ernährung spielten in der Werbung aber oft keine Rolle.

Nach einer aktuellen EU-weiten Studie entwickelt sich ein Werbeverständnis der Kinder bereits zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr. Das Fernsehen mit 94,6 Prozent, Radio mit 28,4 Prozent und Plakatwerbung mit 12,9 Prozent seien die wichtigsten Werbequellen für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren. Mit zunehmendem Alter nehme die Akzeptanz der Werbung aber drastisch ab.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum