Weinbau

Auswirkungen der Agrarpolitik auf die heimische Weinwirtschaft im Vordergrund

"Der Erfolg des heimischen Weinbaus fußt auf der sehr hohen Qualität der erzeugten Weine und der offensiven Vermarktung der landestypischen Rebsorten in Deutschland", sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Freitag (30. April) anlässlich der Mitgliederversammlung des Weinbauverbandes Württemberg in Besigheim (Landkreis Ludwigsburg). Obwohl der Absatz von Wein allgemein trotz der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stabil geblieben sei, gelte es, die Position der heimischen Weinwirtschaft zu stärken und weiterzuentwickeln. Insgesamt betrachtet könne die Weinwirtschaft zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Anbaustopp, Steillagenweinbau und Weinqualität

Der Weinbau in Baden-Württemberg habe eine breite gesellschaftliche Verankerung und präge die Landschaften entlang des Rheins und des Neckars. So sei das Land mit 28.000 Hektar und rund 34.000 Weinbaubetrieben das zweitgrößte Weinbau treibende deutsche Land. Mit insgesamt rund 20 Prozent Steillagenanbau seien etwa fünf Prozent der Flächen Terrassen- und Steilstlagen, die nur in Handarbeit bewirtschaftet werden könnten. „Der Steillagenanbau ist ein Markenzeichen und ein Alleinstellungsmerkmal für den europäischen Weinbau“, so der Minister. Es sei eine wichtige Aufgabe der Brüsseler Agrarpolitik, sich für den Erhalt ebendieser wertvollen Kulturlandschaften einzusetzen.

Wesentlich mit dem Erhalt dieser gewachsenen Weinbaukulturlandschaft sei die Frage der Weiterführung des Anbaustopps für Reben verbunden. Nach Beschlüssen im Rahmen der Reform der Europäischen Weinmarktorganisation laufe der Anbaustopp für Reben Ende des Jahres 2015 aus. "Dieser Beschluss muss im Rahmen der für die Gemeinsame Weinmarktorganisation im Jahr 2012 vorgesehenen Halbzeitbewertung revidiert werden", betonte Köberle. Der Verzicht auf die bestehenden Anbauregeln würde den Bemühungen um Förderung von Weinqualität und dem Erhalt gewachsener Kulturlandschaften und Weinbausteillagen massiv zuwider laufen. "Der Verzicht auf bestehende Anbauregeln würde der Entstehung einer agrarindustriellen Weinproduktion in die Hände spielen. Weite Bereiche unserer jahrhundertealten Weintradition würden auf der Strecke bleiben", erklärte der Agrarminister. Baden-Württemberg habe im März dieses Jahres mit Verabschiedung der 'Stuttgarter Resolution' einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen. "Wir haben deutlich gemacht, dass der Weinbau in den Hang- und Steillagen nur überleben kann, wenn der Anbaustopp für Reben über das Jahr 2015 hinaus Bestand hat", betonte Köberle.

Novelle des Weinbezeichnungsrechts

"Im Zusammenhang mit den neuen Weinbezeichnungen bestehen auf Bundes- und Landesebene noch viele offene inhaltliche und rechtliche Fragen", sagte Rudolf Köberle. So werde zum Beispiel im gesamten Weinbau darüber diskutiert, in welcher Form der neu entstandene Begriff 'geschützte Ursprungsbezeichnung' genutzt werden solle. Entscheidend für den Weinbau Baden-Württembergs sei, dass auch künftig alle bisherigen Bezeichnungsmöglichkeiten erhalten bleiben würden.

Die Landesregierung werde die Winzer bei der Beantwortung wichtiger Fragen zum neuen Bezeichnungsrecht nicht alleine lassen. "Das Land wird den baden-württembergischen Winzern ein verlässlicher Partner sein, wenn es darum geht, die Belange der heimischen Weinwirtschaft im Weinrecht zu verankern", betonte Köberle. Hierzu muss die Zusammenarbeit der Fachleute des Landwirtschaftsministeriums mit den Weinbauverbänden weiter fortgesetzt werden. Ziel sei es, den Schulterschluss zwischen Weinwirtschaft, Politik und Verwaltung zu festigen und in den maßgeblichen Gremien zum Wohl der heimischen Winzer "mit einer Zunge zu reden".

Wein und Tourismus

"Wer Wein verkaufen möchte, muss sich konsequent an den Möglichkeiten auf Absatzmärkten orientieren. Der Markt ist hart umkämpft und die Weinbranche steht unter einem enormen Qualitäts-, Preis- und Kostendruck", betonte der Agrarminister. Große Potenziale lägen noch im Bereich 'Wein und Tourismus'. Die heimischen Weine seien nicht zuletzt auch in Verbindung mit den vielfältigen kulturellen und gastronomischen Angeboten in Baden-Württemberg gefragt. Dies sei ein sehr guter Ansatzpunkt für die Vermarktung heimischen Weines. Die Landesregierung habe dieses Thema bereits aufgegriffen. So seien zum Beispiel an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg sowie am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg Projekte zu den Themen 'Wein-Architektur und Tourismus' und 'Weinbergsökologie und Tourismus' gestartet worden.

Weitere Informationen zum Thema 'Weinbau' finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de . 

Quelle:

Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg