Naturschutz

Beitrittserklärung für Countdown 2010-Initiative unterzeichnet

„In Baden-Württemberg wurden in der Vergangenheit bereits große Anstrengungen unternommen, um die schöne und vielfältige Natur zu bewahren. Wir können stolz auf viele Teilerfolge sein“, sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Dienstag (4. März) bei der Unterzeichnung der Beitrittserklärung zur globalen Initiative Countdown 2010 in Stuttgart.

Ziel dieser Initiative der Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature an Natural Resources) ist es, den Verlust an Arten und Lebensräumen bis zum Jahr 2010 aufzuhalten. Die über 500 Unterzeichner der Initiative aus aller Welt reichen von Regierungen und Behörden über Nichtregierungsorganisationen bis hin zur Privatwirtschaft. Für die IUCN nahm Sebastian Winkler , Direktor des Countdown 2010 Sekretariats in Brüssel, die unterzeichnete Erklärung in Stuttgart entgegen.

Mit dem Beitritt bekräftige Baden-Württemberg seinen Willen, sich entschieden für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. "Biologische Vielfalt oder Biodiversität umfasst dabei nicht nur die Vielfalt an Arten, sondern auch an Lebensräumen sowie die genetische Variabilität innerhalb der Arten. Trotz großer Anstrengung sind auch in Baden-Württemberg noch viele Arten und Lebensräume gefährdet. Weitere Schritte müssen nun folgen", erläuterte Minister Hauk. Diese seien auch als Selbstverpflichtungen in der Beitrittserklärung enthalten. So werde das Land dieses Jahr einen Aktionsplan Biologische Vielfalt beschließen und in die Tat umsetzen. Damit sollen die Lebensbedingungen für gefährdete heimische Arten nachhaltig verbessert werden. Man erhoffe sich von diesem Aktionsplan aber auch mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema.

Eine sehr hohe Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt komme auch dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 zu. In Baden-Württemberg gibt es 350 solcher Gebiete, die 17 Prozent der Landesfläche einnehmen. Dies zeige, dass Baden-Württemberg auch im europäischen Maßstab eine herausragende Naturausstattung aufweist. Damit diese wichtigen Flächen erhalten bleiben, werden für die Gebiete in den nächsten Jahren Managementpläne erarbeitet. Auch im Rahmen der Waldwirtschaft werde großer Wert darauf gelegt, eine hohe biologische Vielfalt zu erreichen und die Wälder damit fit zu machen für den Klimawandel.

Die biologische Vielfalt, weltweit sind über zwei Millionen Arten bekannt, ist in Gefahr. Laut einer von der UN beauftragten und im März 2005 veröffentlichten Studie ( Millenium Ecosystem Assessment ) ist die Zerstörung der Lebensräume in einem noch nie dagewesenen Maß über die letzten 50 Jahre fortgeschritten. 60 Prozent der Ökosysteme sind degradiert oder werden übernutzt. 1.000 bis 10.000 mal mehr Arten sterben aus, als es durch natürliche Vorgänge geschehen würde. Weltweit sind rund 11.000 Tier- und Pflanzenarten stark gefährdet oder von der Ausrottung bedroht. Hinzu kommt die Gefährdung durch den Klimawandel. 45 Prozent aller Schmetterlingsarten und 38 Prozent der Vogelarten in Europa sind bedroht. 80 Prozent der Fischbestände drohen zusammenzubrechen. Die EU hat über die Hälfte ihrer Feuchtgebiete eingebüßt und vom Menschen nahezu unberührte Urwälder finden sich nur noch auf kleiner Fläche.

Zusatzinformationen:

Biologische Vielfalt

Biologische Vielfalt oder auch Biodiversität – bezeichnet die Vielfalt allen Lebens. Die Vielfalt an Arten, die Vielfalt an Lebensräumen, aber auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Kein Lebewesen existiert alleine, alle sind sie über mannigfaltige Wechselbeziehungen untereinander und mit ihrer Umwelt verknüpft und bilden ein einzigartiges Netz des Lebens. Rund zwei Millionen Arten sind bekannt [Quelle: Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)]. Es ist aber davon auszugehen, dass dies nur ein Bruchteil der tatsächlich vorkommenden Arten ist. Nach Schätzungen von Experten ist von rund 14 Millionen Arten auszugehen. Um den dramatischen Artenschwund aufzuhalten, wurde 1992 auf dem Umweltgipfel der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro das Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedet (engl. Convention on Biological Diversity , CBD ). Mit diesem Übereinkommen wird erstmalig der Schutz der biologischen Vielfalt als ein gemeinsames Interesse der gesamten Menschheit anerkannt. Das Übereinkommen ist dabei keine reine Naturschutzkonvention, sondern enthält auch Aussagen zu einer nachhaltigen und gerechten wirtschaftlichen Nutzung der biologischen Vielfalt. Der völkerrechtlich bindende Vertrag wurde bislang von 188 Staaten und der Europäischen Gemeinschaft ratifiziert. Beim Weltgipfel in Johannesburg 2002 wurde das Jahr 2010 als wichtige Wegmarke für den Schutz der biologischen Vielfalt verankert. Im Mai 2008 werden sich in Bonn die Unterzeichnerstaaten zur 9. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt treffen.

Countdown 2010 – Selbstverpflichtungen des Landes

Die Unterzeichner der Beitrittserklärung zu Countdown 2010 verpflichten sich, besondere Anstrengungen zu unternehmen, um den Rückgang der Biodiversität bis zum Jahr 2010 zu stoppen.

Insbesondere wird das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

  • die biologische Vielfalt Baden-Württembergs für Mensch und Natur schützen und entwickeln
  • mit einem Aktionsplan zur Sicherung der Biodiversität in Baden-Württemberg die Lebensbedingungen der heimischen Tier- und Pflanzenarten verbessern, um der Gefährdung von Arten und dem Artenschwund entgegenzuwirken
  • die Vogelschutz- und FFH-Richtlinien der Europäischen Union vollständig umsetzen und erfüllen, da es die Bedeutung beider Richtlinien für die Erhaltung der biologischen Vielfalt anerkennt
  • einen funktionierenden Biotopverbund entwickeln und erhalten, um die Lebensbedingungen für heimische Arten zu verbessern und das europäische Netz „Natura 2000“ zu unterstützen
  • das Artenschutzprogramm Baden-Württemberg fortführen und ausbauen
  • im Rahmen der Waldwirtschaft die Biodiversität in den Wäldern stärken, um damit die Anpassungsfähigkeit der Wälder auch mit Blick auf den Klimawandel zu optimieren und dieses Ziel auch bei der Beratung sonstiger Waldbesitzer beachten
  • die Förderprogramme wie z.B. den Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich (MEKA) und die Landschaftspflegerichtlinie, die der Erhöhung der Artenvielfalt Rechnung tragen, im Rahmen der Möglichkeiten auch zukünftig fortsetzen und die Erhaltung genetischer Ressourcen bei Nutztieren und –pflanzen weiter fördern
  • durch eine Förderung nachhaltigen Wirtschaftens in und mit der Natur zu einem Ausgleich der Interessen von Naturschutz und Landnutzern beitragen und die Naturschutz- und Nutzerverbände einladen, aktiv am Prozess mitzuwirken

Projekt Klimawandel und Biodiversität

Das Projekt „Klimawandel und biologische Vielfalt– welche Anpassungen von Naturschutzstrategien sind erforderlich?“ ist ein Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Der Klimawandel wird die heimische Tier- und Pflanzenwelt verändern. Einerseits sind bis zu 30 Prozent der heimischen Arten vom Aussterben bedroht, andererseits wird die Zuwanderung bisher gebietsfremder Arten stark zunehmen. Die Projektgruppe erarbeitet Leitlinien, um die erwarteten Veränderungen beurteilen zu können, sowie mögliche Handlungsoptionen. Die Projektgruppe untersucht die Risiken und Chancen des Klimawandels für die Flora und Fauna Baden-Württembergs: Hinsichtlich des Klimawandels geht sie den Fragen nach, wie mit gefährdeten Lebensraumtypen und erwarteten Veränderungen im Artenspektrum umgegangen werden sollte.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum