Aktionsplan

Der Aktionsplan Auerhuhn als Modellbeispiel für die Integration von Waldwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Jagd

"Das Auerhuhn, die größte Raufußhühnerart, stellt hohe Anforderungen an seinen Lebensraum. Der Rückgang des Bestands und des Verbreitungsgebiets des Auerhuhns muss in einer konzertierten Aktion von Waldwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Jagd gestoppt werden“, sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (13. März) bei der Vorstellung des Aktionsplan Auerhuhn in Freudenstadt.

Heute leben noch etwa 600 Auerhühner in den Hochlagen des Schwarzwaldes, wobei der Kreis Freudenstadt mit aktuell 110 Auerhähnen in ganz Deutschland als der auerhuhnreichste Landkreis gelten kann. Trotz vielfältiger Anstrengungen und zahlreicher Teilerfolge sei der Auerhuhnbestand aber nicht gesichert.

"Das Auerhuhn ist ein hervorragender Indikator für die Biodiversität . Es gilt als Schirmart für eine ganze Reihe von Tier- und Pflanzenarten. Auerhühner brauchen strukturreiche Wälder, Ruhebereiche und einen angepassten Wildbestand bei den natürlichen Feinden", erklärte Minister Hauk die Bedeutung des Auerhuhns. Die Tiere werden häufig zur Beute von Fuchs, Schwarzwild oder Marder. Die Erhaltung und der Schutz der Auerhuhn-Lebensräume nütze nicht nur dieser seltenen Vogelart, sondern führe auch zur Erhaltung und Erhöhung der biologischen Vielfalt in unseren heimischen Wäldern.

„Der Aktionsplan Auerhuhn ist ein wichtiger Baustein im Rahmen des Aktionsplans zur Sicherung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg. Dabei handelt es sich um ein integratives Schutzkonzept, bei dem die verschiedenen Einzelteile wie die Zahnräder einer Schwarzwälder Kuckucksuhr ineinander greifen“, ergänzte Minister Hauk.

Der Aktionsplan enthält Maßnahmen und Konzepte für eine auerhuhnverträgliche Waldwirtschaft, Tourismus, Jagd und Infrastrukturplanungen. Er ist auch Beispiel dafür, wie die Zielsetzung der Verbesserung von Biodiversität mit den Ansprüchen des Menschen an die Nutzung der Landschaft vereinbart werden kann. „Nachdem wir in vielen kleinen Projekten Erfahrungen sammeln konnten, gilt es nun auf größerer Fläche weitere Umsetzungsprojekte anzustoßen“, betonte Hauk.

Zusatzinformationen:

Das Auerhuhn lebt in den nordischen Nadelwäldern und den Mittelgebirgen der gemäßigten Zone. Hauptvorkommen in Baden-Württemberg sind die Hochlagen des Schwarzwaldes, daneben gibt es noch ein geringes Restvorkommen im württembergischen Allgäu. Das Auerhuhn ist an große zusammenhängende Nadelholz-Mischwälder mit lichten, stufigen Waldstrukturen und gut entwickelter Bodenvegetation, vor allem der Heidelbeere gebunden. Die Bestände sind bis zum Ende der 1990er Jahre, mit einigen Stabilisierungsphasen, immer weiter zurückgegangen. Heute geht man von einem Gesamtbestand von rund 600 Tieren im Land aus. Das Auerwild ist heute durch verschiedene nationale und internationale Abkommen streng geschützt und in Deutschland vom Aussterben bedroht.

Auerhühner ernähren sich überwiegend pflanzlich. Tierische Nahrung, vor allem Insekten, spielt nur bei der Kükenaufzucht eine gewisse Rolle. Von Frühjahr bis Herbst sind Pflanzenteile der Bodenvegetation, insbesondere die Heidelbeere bevorzugte Nahrung (Beeren, Knospen, Blüten, Blätter und Stängel). Die Heidelbeere bietet daneben auch Deckung vor Feinden sowie Schutz vor Wind und Wetter. Im Winter werden fast ausschließlich Koniferennadeln wie Kiefer, Tanne, Fichte und Lärche aufgenommen.

Aktionsplan Auerhuhn im Schwarzwald

Im Schwarzwald soll das Auerhuhn erhalten werden. Hierzu wurde ein Aktionsplan erstellt, der das Überleben einer Auerhuhnpopulation sichert. In die Erstellung sind alle wichtigen Verbände und Interessengruppen eingebunden, für die Umsetzung ist eine Allianz aus Waldwirtschaft, Tourismuskonzepten, Bejagungsstrategien und Infrastrukturplanungen vorgesehen.

Der Aktionsplan wurde im Auftrag des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg ( FVA ) in einer breiten Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Raufußhühner erstellt. Der Aktionsplan soll in den Hochlagen des Schwarzwaldes auf einer Fläche von 66.000 Hektar umgesetzt werden. Die so genannten „auerhuhnrelevanten Flächen“ wurden von der FVA erarbeitet und sind auf der Homepage der FVA einsehbar ( www.fva-bw.de )

Inhalte:

Erhaltung und Gestaltung strukturreicher Wälder

Auerhuhnwälder sind auch für den Menschen die schönsten Wälder, da sie nicht dunkel und dicht geschlossen sind, sondern freie Flächen und Lücken haben. Über eine naturnahe Waldwirtschaft sollen solche strukturreichen Wälder erhalten und entwickelt werden. Die Holznutzung ist der Motor für diese Aktivitäten – Auerhühner schützen bedeutet auch intensiv Holz nutzen. Die Art der Holznutzung muss nur richtig gemacht werden.

Einbindung des Tourismus in die räumliche Konzeptionen

Auch in Auehuhnwäldern ist Tourismus möglich. Doch müssen Störungen durch Wanderer, Skilangläufer oder Gleitschirmflieger minimiert werden und den Tieren ausreichend Ruhegebiete zur Verfügung stehen, in denen keine Störungen stattfinden.

Bejagungs-Konzepte für die Bejagung von Fressfeinden des Auerhuhns

Auerhühner werden sehr häufig zur Beute von Fuchs, Marder und Schwarzwild. Insbesondere Füchse haben in unserer Kulturlandschaft eine enorm hohe Dichte erreicht.

Infrastrukturplanungen

Die Planung von Infrastruktureinrichtungen, wie zum Beispiel Windräder, soll sich künftig auch an den Zielen des Auerhuhnschutzes frühzeitig orientieren.

Öffentlichkeitsarbeit

Für die Umsetzung des Aktionsplanes bedarf es einer breiten Allianz. Daher werden die Inhalte der Habitatgestaltung durch Schulungen der Förster, Waldarbeiter und Waldbesitzer vermittelt, die jagdbezogenen Module über den jagdlichen Berater weiter getragen und das Einhalten der Räumlichen Konzeptionen durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit kommuniziert.

Weitere Informationen finden sie auch im Internet unter www.wildtiermonitoring.de

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum