Landwirtschaft

EHEC-Krise: Minister Bonde trifft sich mit Vertretern der Gemüsewirtschaft

„Nachdem der Bund heute Vormittag Entwarnung für Gurken, Salat und Tomaten gegeben hat, geht es nun darum, dass die von der Europäischen Union in Aussicht gestellten Hilfen schnell und zielgerichtet bei den betroffenen Erzeugern ankommen. Das weitere Vorgehen haben wir heute mit den Vertretern der Gemüsewirtschaft besprochen. Das Land ist den Erzeugern ein verlässlicher Partner. Gemeinsam mit den Verbänden werden wir auch darauf hinwirken, das Vertrauen der Menschen in regionale Produkte zu stärken“, sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, am Freitag (10. Juni 2011) in Stuttgart.
 
Die EHEC-Epidemie habe auch in Baden-Württemberg zu einem gravierenden Nachfragerückgang bei Gurken, Salat und Tomaten geführt. Die Auswirkungen der EHEC-Krise auf die baden-württembergischen Gemüseanbauer müssten jedoch differenziert betrachtet werden. Während bei Betrieben, die ihre Ware über den Handel vertreiben, massive Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent vorlägen, hätten selbstvermarktende Betriebe im Durchschnitt einen Ausfall von rund 50 Prozent. „Das ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Menschen regionale Produkte wertschätzen und ihnen Vertrauen entgegenbringen“, so Bonde.
 
Umsetzung der Hilfen nicht zu kompliziert gestalten

„Wir haben heute in einer Telefonkonferenz mit Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner Fragen der Umsetzung der Entschädigung besprochen. Der Bund muss sicherstellen, dass die Verfahren zur Schadenserhebung und Auszahlung der Entschädigung nicht zu kompliziert geraten“, betonte Bonde. Ein Schwerpunkt des Gesprächs mit den Verbänden seien Ablauf- und Meldeverfahren gewesen. Landwirte könnten bis zum 22. Juli dieses Jahres Anträge auf Entschädigung stellen. Die Auszahlung über die Regierungspräsidien und Landratsämter könne voraussichtlich ab August erfolgen.
 
Entschädigung aufstocken

Die Einnahmeausfälle der baden-württembergischen Gemüsebaubetriebe bezifferten sich wöchentlich auf rund 2 bis 2,5 Millionen Euro, so der Minister. Die Europäische Union stelle derzeit 210 Millionen Euro an Entschädigungsmitteln in Aussicht. „Das ist ein wichtiges Signal, aber nicht ausreichend. In Anbetracht der Schadensdimension muss die Europäische Union nachlegen“, unterstrich Bonde.
 
Da bislang nicht bekannt sei, welcher Betrag auf Deutschland und Baden-Württemberg entfalle, könne über die Höhe der Entschädigung noch keine Auskunft gegeben werden. Würde die EU, wie aktuell vorgesehen, 50 Prozent des Marktpreises als Grundlage für Hilfsmaßnahmen erstatten, müsste eine Fördersummen von einer Million Euro pro „Verlustwoche“ für den Gemüsebau in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt werden. „Es muss alles unternommen werden, damit diese Gelder aus Brüssel auch in Deutschland und Baden-Württemberg ankommen, um die Betriebe in dieser schwierigen Situation unterstützen zu können. Der baden-württembergische Gartenbau steht für Qualität und Regionalität und muss deshalb weiter gestärkt werden“, betonte Bonde.
 
Vermarktungsanreize für heimische Gemüseerzeugnisse

Im Auftrag des Ministeriums habe die MBW, die Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte für Baden-Württemberg, im Dialog mit dem Handel und den Vermarktungseinrichtungen bereits erste geeignete Strategien zur Verbraucherinformation entwickelt. „Wir wollen die Verbraucher von der Sicherheit heimischen Gemüses überzeugen und das Vertrauen in die baden-württembergischen Erzeugnisse stärken. Wichtig ist hierbei der persönliche Kontakt und der Dialog. Die Menschen haben viele Fragen. Daher werden wir Fachkräfte schulen, die in den kommenden Wochen in Supermärkten das Gespräch suchen werden“, so der Minister. Bonde bot der Wirtschaft an, sich zu beteiligen. Darüber hinaus würden in den kommenden Wochen weitere Maßnahmen gestartet.
 
 
Hintergrundinformationen

In Baden-Württemberg bewirtschaften rund 2.500 Betriebe eine Gemüseanbaufläche von etwa 9.900 Hektar, rund 450 Hektar davon werden unter Glas angebaut. Die momentan geernteten Gurken (Anbaufläche 50 Hektar) und Tomaten (Anbaufläche 70 Hektar) stammen aus geschütztem Anbau, die Salatproduktion erfolgt zurzeit im Freiland (Jahresanbaufläche ohne Feldsalat und Endivie 1.300 Hektar). Der Absatz erfolgt entweder direkt an den Endverbraucher oder indirekt über den Handel. Bei Gurken findet momentan die Haupternte statt, bei Tomaten setzt diese erst in den kommenden Tagen ein. Bedingt durch das warme Frühjahr und das damit verbundene Überangebot war insbesondere bei Salat im Vergleich zum Vorjahr ein Preisverfall festzustellen. Kurz vor den EHEC-Vorfällen erholten sich die Preise allerdings wieder leicht.

Quelle:

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg