„Die Europäische Kommission fördert zum elften Mal ein LIFE*-Natur-Projekt in einem baden-württembergischen FFH- und Vogelschutzgebiet. Damit zahlen sich die Beiträge des Landes zum Europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 erneut aus “, sagte der baden-württembergische Naturschutzminister, Peter Hauk MdL, am Dienstag (19. September) anlässlich der Genehmigung des elften LIFE-Natur-Projekts in Baden-Württemberg „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ (Freiburg im Breisgau) in Stuttgart.
Minister Hauk dankte dem Regierungspräsidium Freiburg dafür, dass es sich bereits zum vierten Mal erfolgreich um eine LIFE-Natur Förderung beworben hat. „Ich möchte alle Regierungspräsidien, aber auch die Landkreise auffordern, sich weiter mit ihrem Naturpotential in den Wettbewerb um europäische Naturschutzfördermittel einzubringen. Schließlich hat das Land mit einer hervorragenden Naturausstattung und mit seiner schlagkräftigen Verwaltung auch im europäischen Vergleich einiges zu bieten“, lobte Minister Hauk.
Im Rahmen des vom Regierungspräsidium Freiburg beantragten Naturschutzprojekts werden im Gebiet um den Rohrhardsberg im Mittleren Schwarzwald rund 1,9 Millionen Euro investiert, von denen die EU die Hälfte übernimmt. Finanziell möglich wurde die Antragstellung durch einen Zuschuss der Stiftung Naturschutzfonds beim Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Für das Projekt selbst konnten insgesamt 14 Finanzpartner gewonnen werden, darunter die Stiftung Naturschutzfonds, aber auch Land- und Forstwirte aus der Region. Ziele des Projekts sind unter anderem die Entwicklung, Optimierung und Vernetzung wertvoller Naturlebensräume und die Sicherung und Entwicklung lebensfähiger Populationen von Auer- und Haselhuhn. Besonderes Augenmerk wird auf die Beteiligung der örtlichen Bevölkerung bei der Umsetzung von Maßnahmen im Natura 2000-Gebiet gerichtet.
Der Projektantrag landete bei der Bewertung aller 230 eingegangenen Anträge aus den EU-Mitgliedstaaten durch die EU-Kommission auf Platz 21, unter den acht deutschen Anträgen sogar auf dem ersten Platz. Letztmalig konnte sich damit ein Antrag aus Baden-Württemberg beim europaweiten Wettbewerb um die begehrten Naturschutzmittel der EU durchsetzen, denn das LIFE-III-Programm läuft Ende 2006 aus. Es wird vom EU-Förderprogramm LIFE+ abgelöst, das derzeit erarbeitet wird. Baden-Württemberg wird sich auch zukünftig mit Anträgen um die zur Verfügung stehenden Naturschutzfördermittel bewerben.
Weitere Informationen zu den LIFE-Natur-Projekten „Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach“ und "Rohrhardsberg" gibt das Regierungspräsidium Freiburg, Referat 56, Naturschutz und Landschaftspflege, Dr. Bernd Seitz, per Telefon 0761/208-4131 oder E-Mail an Bernd.Seitz@rpf.bwl.de .
Informationen zur Stiftung Naturschutzfonds finden Sie im Internet unter www.stiftung-naturschutz-bw.de .
* LIFE-Natur ( L ' I nstrument F inancier pour l 'E nvironnement - Finanzierungsinstrument für die Umwelt) ist ein Förderprogramm der Europäischen Union ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Generationen bewahrt werden sollen.
Anlage
Projektpartner
Stiftung Naturschutzfonds beim Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum BW; Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg; Landratsämter Schwarzwald-Baar-Kreis, Ortenaukreis, Emmendingen; Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V.; Universität Freiburg - Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft; Schwarzwaldverein e.V.; Gemeinden Simonswald, Gutach; Stadt Elzach; Global Fire Monitoring Centre; Regierungspräsidium Freiburg - Forstdirektion; Planet Film und Fernsehproduktions GmbH.
Informationen zum Projektgebiet
Der Rohrhardsberg ist mit 1155 Meter ü. NN eine der höchsten Erhebungen im Mittleren Schwarzwald. Das Projektgebiet umfasst 6.357 Hektar, liegt zwischen 380 und 1180 Meter ü. NN und enthält eine Vielzahl zum Teil sehr seltener Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten. Es wird im Osten und Süden von den Flüssen Elz und Wilde Gutach begrenzt. Rund um den Rohrhardsberg befindet sich eine äußerst vielfältige hochmontane Landschaft mit unterschiedlichen Waldtypen, Mooren, extensiv genutzten Bergmähwiesen und Borstgrasweiden.
Etwa 75 Prozent der Fläche sind von Wald bedeckt, der Rest sind überwiegend Grünlandlebensräume. Es enthält nennenswerte Vorkommen der Lebensraumtypen „Artenreiche Borstgrasrasen“, „Naturnahe Hochmoore“, „Moorwälder“, „Auenwälder mit Erle, Esche, Weide“ sowie „Schlucht- und Hangmischwälder“, die allesamt zu den prioritären (= EU-weit besonders wertvollen und zu schützenden) Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie gehören.
Das Gebiet des Rohrhardsbergs ist für Auer- und Haselhühner ein wichtiger Trittstein zwischen Nord- und Südschwarzwald. Die ausgedehnten Wälder sind auch für andere Vogelarten der Vogelschutzrichtlinie (Raufußkauz, Sperlingskauz) von Bedeutung. Vor allem das Haselhuhn hat in den letzten Jahren einen massiven Bestandsrückgang erlitten, so dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Quelle:
Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum