Naturschutz

Fischsterben an der Jagst / Minister Bonde: „Mit der Jagst ist ein ökologisch höchst wertvolles Gewässer betroffen“

Nach dem massiven Fischsterben in der Jagst, das von mit Düngemittel verunreinigtem Löschwasser nach einem Großbrand einer Mühle in Kirchberg ausgelöst wurde, hat sich Umweltminister Franz Untersteller sehr besorgt gezeigt: „Wir müssen nun alles Machbare versuchen, um diese ökologische Katastrophe in der Jagst so gut es geht zu bewältigen und die Auswirkungen möglichst zu begrenzen.“ Insbesondere müsse es jetzt darum gehen, den Sauerstoffgehalt des Wassers zu erhöhen, damit die hohen Ammoniakkonzentrationen möglichst rasch zurückgehen können.

„Die Jagst ist eines der wertvollsten Ökosysteme, das wir in Baden-Württemberg haben. Daher sind wir sehr besorgt über den durch das Ammoniumnitrat ausgelösten Schaden. Große Teile der Jagst und ihrer Nebengewässer sind als europäische Vogelschutz- und FFH-Gebiete ausgewiesen. Wir müssen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden vor Ort die Schäden genau erfassen und analysieren, um aus diesen Erkenntnissen die richtigen Schritte zur Renaturierung ableiten zu können“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde.

Die beiden Minister zeigten Verständnis für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, die sich eine raschere Beseitigung der Schadstoffe in der Jagst wünschten. „Bei einem Unglücksfall dieses Ausmaßes müssen wir gemeinsam mit allen Beteiligten möglichst rasch zielführende Maßnahmen ergreifen.“ Untersteller und Bonde betonten, dass die Behörden und die Helferinnen und Helfer vor Ort sehr engagiert arbeiten würden.

Umweltminister Untersteller und Naturschutzminister Bonde stehen mit den Landräten in den betroffenen Kreisen in direktem Kontakt, Fachleute der Ministerien stehen in enger Verbindung mit den vor Ort eingerichteten Krisenstäben. Auch weitere Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen sind involviert, zum Beispiel das Regierungspräsidium Stuttgart, die LUBW in Karlsruhe und die Fischereiforschungsstelle in Langenargen.

Die Minister Untersteller und Bonde werden sich am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild der Lage machen.

Hintergrundinformationen:

Nach Angaben der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Karlsruhe lag die Ammoniakkonzentration gestern in Langenburg bei 1,6 mg/l. Länger andauernde Ammoniakkonzentrationen von 0,1 bis 0,2 mg/l können tödlich für Fische sein, kurzfristig können die Fische höhere Werte bis 0,4 mg/l überstehen. Wenn auf der Fließstrecke der Jagst kein Abbau der Konzentration stattfindet, muss der LUBW zufolge im gesamten Jagstverlauf mit Fischsterben gerechnet werden. Im Neckar hingegen besteht aufgrund aktueller Einschätzung die Hoffnung, dass keine Fische sterben werden. Aufgrund der aktuellen Fließgeschwindigkeit der Jagst wird damit gerechnet, dass die Ammoniakwelle den Neckar frühestens Anfang nächster Woche erreicht.

Von den Auswirkungen der Gewässerverunreinigung sind insgesamt fünf FFH- und ein großflächiges europäisches Vogelschutzgebiet sowie einzelne Naturschutzgebiete betroffen. Die aus europäischer Sicht relevanten Arten sind die Kleine Flussmuschel, die Fischarten Bitterling und Groppe sowie der Eisvogel. Der Eisvogel ist mittelbar betroffen, da durch den Wegfall der gesamten Fischpopulation in der Jagst ein Großteil seiner Nahrungsgrundlage entfällt. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat und steht für eine europäische Schutzgebietskategorie. Informationen zu den Schutzgebieten finden Sie auf der Internetseite der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Karlsruhe.

Weitere Informationen zum geplanten Vor-Ort-Termin der beiden Minister am kommenden Freitag folgen zu gegebener Zeit in einer separaten Presseeinladung.