Forschung

Forschungspreis "Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" an Forscher aus Freiburg und Karlsruhe verliehen

"Ziel der Landesregierung ist es, die Zahl der verwendeten Versuchstiere weiter zu reduzieren. Zudem soll die Belastung von Versuchstieren verringert werden. Die Gewinner des Forschungspreises haben hier bereits Großartiges geleistet. Die zur Förderung ausgewählten neuen Projekte werden dazu beitragen, die Zahl der benötigten Versuchstiere weiter zu verringern", sagten der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL und der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Professor Dr. Peter Frankenberg, am Montag (25. Juni) anlässlich der Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Forschungspreises. Bei der Veranstaltung gab Hauk auch vier Projekte bekannt, die im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprogramms gefördert werden.

„Bei Alternativmethoden zum Tierversuch handelt es sich meist um High-End-Technologien an der Schnittstelle zwischen Informatik, Biologie und Medizin , “ betonten die Minister. In Gesellschaft, Administration und Industrie gebe es einen wachsenden Bedarf nach Forschungskompetenz in diesem Bereich. Forschungspreis und Forschungsförderprogramm wurden im vergangenen Jahr von der Landesregierung ins Leben gerufen. Getragen werden die Programme vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

"Der wissenschaftliche Fortschritt ist für das Land Baden-Württemberg ein wichtiges Ziel. Zwischen den Anforderungen der Forschung und dem Staatsziel 'Tierschutz' muss deshalb ein Ausgleich gefunden werden, der beiden Interessen angemessen gerecht wird", betonten Hauk und Frankenberg.

Forschungspreis in Höhe von 25.000 Euro geht an zwei Preisträger

Insgesamt sechs Vorschläge lagen der Bewertungskommission vor, die aus Wissenschaftlern sowie Vertretern von Tierschutzorganisationen im Landesbeirat für Tierschutz bestand. Zwei Projekte wurden ausgewählt. Beide Preisträger erhalten jeweils 12.500 Euro für ihre Arbeit.

  • Professor Dr. Beate Brand-Saberi, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Abteilung Molekulare Embryologie der Universität Freiburg.

    Ihre Methode zur Aufklärung von Genfunktionen am lebenden Gewebe benötigt keine Mäuse oder andere schmerzempfindliche und leidensfähige Tiere. Die Forschungen erfolgen alternativ an bebrüteten Hühnereiern. Da die Entwicklung der Embryonen im Ei rechtzeitig unterbrochen wird, erfolgen die Versuche ohne nennenswerte Belastung von Tieren. Das Verfahren kann wesentlich zur Reduzierung von belastenden Versuchen mit Mäusen beitragen.

  • Professor Dr. Harald Krug, Institut für Toxikologie und Gentechnik, Forschungszentrum Baden-Württemberg
  • Professor Krug hat ein Zellkultursystem entwickelt, das die Situation der menschlichen Atemwege simuliert. Mit Hilfe dieses technisch anspruchsvollen Systems kann die Belastung der menschlichen Atemwege durch Luftschadstoffe ohne Tierversuche getestet werden. Das vom Bund und dem Land Baden-Württemberg geförderte Projekt wurde mittlerweile auch von anderen Forschungsgruppen weltweit aufgenommen.

    "Baden-Württemberg kann auf seine Forschung stolz sein, wie die eingereichten Projekte zeigen. Durch die Zusammenarbeit und das Engagement von Politik, Tierschutz und Wissenschaft kommen wir in der Entwicklung alternativer Methoden zum Tierversuch einen entscheidenden Schritt weiter", betonte Minister Hauk.

Vier Projekte für Forschungsprogramm ausgewählt

Der Minister zeigte sich erfreut über die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten, die einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Belastungen von Versuchstieren erwarten lassen. Für das zunächst auf drei Jahre festgelegte Forschungsprogramm "Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" stehen jährlich 300.000 Euro zu Verfügung. Insgesamt wurden zwölf Projektanträge eingereicht. Vier Projekte wurden für eine Förderung ausgewählt:

  • Professor Dr. Marcel Leist, Universität Konstanz mit dem Projekt:

    "In vitro-Ersatzmethoden für Tiermodelle der Neurodegeneration"

  • Professor Dr. Ulrich Lauer , Universität Tübingen mit dem Projekt:
  • " Precision Cut Tissue Silences (PCTS) als innovative Plattform-Technologie für das Tierversuchs-Replacement in der onkologischen Forschung

  • Priv. Doz. Dr. med. Hubert Löwenheim , Universität Tübingen mit dem Projekt:
  • "Entwicklung einer Organkultur der Cochlea adulter Mäuse".

  • Professor Dr. Thomas Braunbeck , Universität Heidelberg mit dem Projekt :
  • "Der Fischembryotest als Ersatzmethode zum Fischtest in der internationalen Chemikalienprüfung"

Die Inhalte der Forschungsprojekte reichen von der Neurologie, hierbei vor allem die Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, der Behandlung von Krebserkrankungen und Schwerhörigkeit, bis hin zu Alternativmethoden zur Chemikalienprüfung an Fischen.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum