Forschung

Forschungspreis "Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" verliehen

"Ziel der Landesregierung ist es, die Zahl und die Belastung von Versuchstieren weiter zu verringern. Der Forschungspreis für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch ist ein wichtiges Signal der Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Arbeiten in diesem Bereich. Er fördert das Bewusstsein für den Tierschutz bei Wissenschaftlern und den Bürgern des Landes", sagte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk, am Montag (14. September 2009) in Stuttgart.

Für herausragende Leistungen bei der Reduzierung von Tierversuchen oder einer Verminderung der Belastung von Versuchstieren wird der mit 25.000 Euro dotierte Forschungspreis ausgeschrieben. Die Ausschreibung erfolgt seit 2007 jährlich durch die Landesregierung.

"Auf Tierversuche kann nicht vollständig verzichtet werden, zahlreiche Versuche sind im Rahmen von Sicherheitsprüfungen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Tierversuche sind im Rahmen der in Deutschland bestehenden, strengen tierschutzrechtlichen Vorschriften zulässig. Auf Ebene der Europäischen Union wird darüber hinaus derzeit eine Neuregelung der europäischen Vorschriften zu Tierversuchen beraten, die voraussichtlich eine Vielzahl neuer Regelungen bringen wird", so Minister Hauk.

Es sei notwendig, in den Bemühungen zum Tierschutz bei der Verwendung von Tieren zu wissenschaftlichen Zwecken nicht nachzulassen und alternative Methoden zu entwickeln. Hervorragende Arbeiten aus Baden Württemberg könnten durch den Forschungspreis öffentlich gewürdigt werden.

"Baden-Württemberg kann auf seine Forschung stolz sein, wie die eingereichten Projekte zeigen. Durch die Zusammenarbeit und das Engagement von Politik, Tierschutz und Wissenschaft kommen wir in der Anwendung alternativer Methoden zum Tierversuch einen entscheidenden Schritt weiter", betonte Hauk.

Aus insgesamt acht Vorschlägen wurden entsprechend dem Votum der Bewertungskommission, die aus Wissenschaftlern, Vertretern von Tierschutzorganisationen und Mitgliedern des Landesbeirates für Tierschutz besteht, zwei Projekte ausgewählt. Beide Preisträger erhalten jeweils 12.500 Euro für ihre ausgezeichnete Arbeit.

Der diesjährige Forschungspreis geht an:

  • Frau Dr. Lusine Danielyan

    Abteilung Klinische Pharmakologie, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Tübingen; Laborleiterin,

    für die Arbeit :

    "Intranasal delivery of cells to the brain"

    Die in der Arbeit erstmals beschriebene intranasale Applikationsmethode (Verabreichung von Zellen über die Nasenschleimhaut) bietet insbesondere die Möglichkeit einer chronischen Gabe von Zellen, um eine höhere Zellzahl im Zentralnervensystem (ZNS) zu erreichen. Dadurch kann sowohl im Falle eines therapeutischen Einsatzes von Stammzellen bei neurodegenerativen Tiermodellen (M. Parkinson, M. Alzheimer) als auch bei der Erstellung von Tumormodellen des Zentralnervensystems die Anzahl der benötigten Tiere reduziert werden. Die Methode kann Eingriffe mit direkter Implantation von Zellen ins ZNS ersetzen und durch die Möglichkeit der chronischen Gabe von Zellen über längere Zeiträume ggf. Tiere einsparen.

    In weiteren bereits laufenden und künftig geplanten Studien von Frau Dr. Danielyan wird die therapeutische Effizienz von intranasal applizierten Stammzellen bei verschiedenen neurodegenerativen Modellen untersucht.

  • Herrn Professor Dr. Lutz Claes
  • Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik der Universität Ulm,

    für die Arbeit:

    "Numerische Verfahren zur Simulation von Knochenheilungsvorgängen"

    Das Verfahren erlaubt es, Untersuchungen am lebenden Tier zum Studium der Heilung von Knochenbrüchen zu optimieren, um die erforderliche Tierzahl zu vermindern und teilweise ganz zu vermeiden. Das bereits vorhandene Wissen über die Frakturheilung wird in ein komplexes numerisches Modell integriert, das es erlaubt, im Computer den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Frakturheilung nachzuahmen. Damit können die Effekte verschiedener Parameterkombinationen im Rechenmodell geprüft werden, was die Planung von Experimenten erheblich verbessert und die Anzahl von Versuchstieren deutlich verringert.

Weitere Informationen zum Thema Tierschutz sind auch auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de abrufbar.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum