Ernährung

Initiative "Komm in Form" soll Gesundheit der Kinder fördern und Übergewicht vorbeugen

"Die Zeiten von erhobenen Zeigefingern am Mittagstisch sind als Weg zu einer gesunden und vernünftigen Kindererziehung längst vorbei. Wer Kinder fit für richtiges Ess- und Trinkverhalten machen will, muss andere Wege wählen. Es muss uns gelingen, in den Köpfen der Kleinsten die Worte lecker und gesund beim Essen in Verbindung mit Spaß zu bringen, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Durch 'Komm in Form' wollen wir diese Richtung einschlagen", sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Montag (17. November) in Stuttgart. Die auf zehn Jahre angelegte Initiative, soll helfen, das Umfeld der Kinder – in der Familie, im Kindergarten, in der Schule und in der Freizeit zu verbessern. "Dabei arbeiten wir mit Bildungseinrichtungen, Netzwerken vor Ort, Wissenschaftlern und vielen Akteuren zusammen, um unsere Bemühungen für eine bessere Ernährung der Jugend zu bündeln."

Die Freude und das praktische Erleben beim Essen werden bei allen Aktivitäten im Mittelpunkt stehen. Denn nur durch das Vorbild der Erwachsenen und das praktische Tun könnten Kinder genießen und die sinnliche Welt der Lebensmittel kennen lernen. Die Küche ist schon bei den Kleinen ein wichtiger Platz zum Ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Wer von Anfang an damit vertraut ist, wird später bewusster auf seinen Speisezettel achten und nicht nur Tiefkühlpizzen in den Ofen schieben. "Wir wollen mittelfristig die Gesundheit der Kinder fördern und Übergewicht vorbeugen", so die Staatssekretärin.

'Komm in Form' bietet 2009 für jede Altersgruppe spezielle Angebote in ganz Baden-Württemberg:

Je früher desto besser – bereits die Kleinsten mit einbeziehen

Ein Schwerpunkt sind die ganz Kleinen, denn die Ausweitung des Betreuungsangebots wirft bei den Eltern und Erzieherinnen viele Fragen auch zur Ernährung der Ein- bis Dreijährigen auf. Landesweit stehen spezielle Erzieherinnenfortbildungen auf dem Programm. Begleitend dazu ist eine Broschüre als Hilfe für die pädagogischen Fachkräfte in Arbeit. Im Rahmen des Programms STÄRKE des Sozialministeriums machen die BeKi-Fachfrauen, erfahrene Honorarkräfte der Landesinitiative 'Bewusste Kinderernährung' des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum, Angebote im Bereich Ernährung.

Darin sollen Anregungen gegeben werden, wie man bereits in der Kleinkindbetreuung durch Spiele, gemeinsames Essen und Kochen oder sogar einen eigenen Gemüsegarten bei der Betreuungsstätte richtiges Essverhalten spielerisch erlernen und somit auch als Erwachsener umsetzen kann.

Schule als ein Mittelpunkt für gemeinsame Freude am Essen

In der Schule werden Schwerpunkte auf die Verbesserung der Schulverpflegung, die Einführung von Schulobst und Schulmilch und Lehrerfortbildungen gelegt. So soll zum Beispiel der aid-Ernährungsführerschein in möglichst vielen dritten Klassen der Grundschule durchgeführt werden. In sechs Unterrichtseinheiten lernen die Kinder mit viel Spaß und ganz praktisch Wichtiges über gutes und gesundes Essen. Die 'Komm in Form' - Initiative wird Fortbildungen für Lehrkräfte dazu anbieten, um sie bei ihrer praktischen Arbeit zu unterstützen. "Dieser Führerschein ist ein wichtiger Baustein der Ernährungserziehung und ich hoffe, dass er so wie der Fahrradführerschein für alle Kinder bald selbstverständlich wird", betonte Gurr-Hirsch.

"Die Erfahrung einer langweiligen, tristen Kantine haben sicher die meisten Menschen schon gemacht. Der Weg in der Mittagspause führt alternativ zum Pizza-Service oder Burgerstand um die Ecke. Zwischendurch völlig Ok . Als Dauerlösung aber fatal. Schulkantinen müssen ansprechende Angebote haben, bezahlbar und in den Augen der Kids In sein, dann lassen sie auch Fast Food öfter mal stehen", erklärte die Staatssekretärin.

'Komm in Form' unterstützt die neue Vernetzungsstelle Schulverpflegung, die derzeit eine praxisnahe Arbeitshilfe für die Schulen erarbeitet, schon viele Fachfragen beantwortet und ab 2009 Projektschulen intensiv betreuen sowie Praxisbegleiter für die Einführung der Schulverpflegung ausbilden wird. Sie dient als Anlaufstelle für Schulen, die ihre Schulverpflegung zielgruppenorientiert, also für die Kinder optimal umsetzten möchte.

Auch Jugendliche sollen Spaß am Essen und Trinken haben

Für Jugendliche starten wir im nächsten Jahr in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Rahmen der Aktion 'Gut drauf' ein Programm, mit dem sie spielerisch mehr über Ernährung erfahren sollen. Im Mittelpunkt der Aktion wird 2009 das Thema 'Getränke' stehen. Mit dabei sind auch ausgewählte Jugendhäuser, Jugendherbergen und Vereine, die beispielsweise bei Sportveranstaltungen leckere Saftcocktails anbieten und natürlich auch erklären wie diese zubereitet sind, damit die Jugendlichen sie auf der nächsten eigenen Party nachmachen können.

Ohne Partner geht es nicht

"Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort, die sich für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Wir wollen die Angebote aufeinander abstimmen und nah an die Menschen heran bringen. Lokale Netzwerke sind dabei wesentlich wirkungsvoller als einheitliche landesweite Programme", betonte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Begeisterung könne nicht übergestülpt werden. Wenn ein solches Projekt Erfolg haben soll, dann müssen die Beteiligten vor Ort davon überzeugt sein. Erst die Bereitschaft für einen Wandel bei den Kindern, Jugendlichen, Eltern, Lehrern und so weiter kann zum Erfolg von 'Komm in Form' führen.

Als Beispiel für eine solche Zusammenarbeit nannte die Staatssekretärin das Projekt 'Mach 2' mit einer Krankenkasse, bei dem Fachkräfte der Landesinitiative Bewusste Kinderernährung ( BeKi ) den Ernährungsteil und regionale Sportvereine den Bewegungsteil abdecken. "Wir werden 2009 mit 'Komm in Form' in jedem Regierungsbezirk eine große Veranstaltung ausrichten, bei der wir die regionalen Schwerpunkte vorstellen und neue Aktivitäten präsentieren wollen. Wir rufen alle Interessierten und natürlich auch die Medien, zur Zusammenarbeit auf", so Gurr-Hirsch.

'Komm in Form' sei nicht als Nachschlagewerk und Ideensammlung für Einzelmaßnahmen zu sehen, sondern als Dach einer Vielzahl von richtigen und erfolgreichen Maßnahmen und Aktionen, die als Fundament für den Weg hin zu gesunden, informierten und verantwortungsbewussten Kindern führt, die ihren Köper kennen und ihre Ernährung im Griff haben. "Baden-Württemberg ist Kinderland und hier sollte der Wille und das ständige Ziel, unsere Kinder gesund aufwachsen zu lassen und ihnen das Rüstzeug für eine gesunde Ernährung frühzeitig an die Hand zu geben, im Mittelpunkt stehen", sagte Friedlinde Gurr-Hirsch.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum