Landesfischereitag 2006 des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg e.V.

"Die auf gegenseitiges Vertrauen geprägte Zusammenarbeit ist notwendig, denn die Fischerei wird ständig mit einer breiten Palette an unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Diese ergeben sich sowohl aus den natürlichen Umweltveränderungen, als auch aus dem technischen Fortschritt und der gesellschaftlichen Entwicklung", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Samstag (1. Juli) auf dem Landesfischereitag 2006 des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg e.V. in Karlsruhe.

Nach der Kormoranverordnung, die im Jahr 2004 neu erlassen wurde, dürfen Kormorane an eigens dafür ausgewiesenen Gewässerbereichen durch Abschuss vergrämt werden. In bestimmten Schutzgebieten gibt es zudem noch besondere Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen. "Von den Vergrämungsmöglichkeiten wurde auch im vergangenen Jahr in verantwortungsvoller Weise und mit der gebotenen Zurückhaltung Gebrauch gemacht", betonte Hauk. Die Fischerei habe mit Blick auf die Meldung der Natura 2000-Gebiete im vergangenen Jahr Bedenken geäußert, dass möglicherweise wichtige empfindliche Fischbestände nicht mehr vor übermäßiger Nutzung durch den Kormoran geschützt werden könnten. "Hier haben mehrere Entscheidungen der Regierungspräsidien einen fairen Interessenausgleich zwischen Fischereiwirtschaft und Naturschutz geschaffen. Den berechtigten Belangen des Fischartenschutzes und der Fischerei wird auch in Vogelschutzgebieten verantwortungsvoll Rechnung getragen. Dies betrifft insbesondere die Kormoranvergrämung für den Bereich des Bodensee-Untersees, wo es sowohl um die Linderung der Schäden für die Berufsfischer als auch um den Schutz des Äschenlaichplatzes bei Öhningen-Stiegen geht", sagte Hauk.

Der Landesfischereiverband sei auch bei den Bemühungen zur Entbürokratisierung ein guter Partner. Dies beweise die Bereitschaft, zukünftig die Durchführung der Fischereiprüfung zu übernehmen. Sorge bereite hingegen die enorm anschwellende Flut neuer Vorschriftenentwürfe der EU-Kommission, die einen immensen zusätzlichen Verwaltungsaufwand und Bürokratismus erzeugten und neuerdings auch die Binnenfischerei erfassen. Ein besonderes bürokratisches Monstrum stelle zum Beispiel der Entwurf einer "Verordnung über die Verwendung nicht heimischer und gebietsfremder Arten in der Aquakultur" dar. Es sei richtig, dass neue nicht heimische Arten nur nach gründlicher Prüfung der Ungefährlichkeit zur Verwendung in der Aquakultur eingeführt werden sollten. Der Kommissionsentwurf gehe aber weit über dieses Anliegen hinaus. "Selbst die Verwendung seit Jahrhunderten eingebürgerter Arten, wie Regenbogenforelle und Karpfen wären einer Genehmigungspflicht unterworfen", so Hauk. Und sogar für das Verbringen lokaler Rassen innerhalb der Einzelstaaten wäre das gemeinschaftsrechtliche, sehr zeit- und kostenaufwändige Prüfungsverfahren obligatorisch.

"Die Anwendung einer derart weitgehenden Verordnung, die laut zugehöriger Begründung der Förderung der Aquakultur dienen soll, würde nicht nur die Bürokratie vermehren, sondern die Aquakultur von heute auf morgen zum Erliegen bringen. Baden-Württemberg hat deshalb im Bundesrat in Abstimmung mit anderen Bundesländern die Initiative ergriffen, die Bundesregierung aufzufordern, die Verordnung in der vorgelegten Form abzulehnen", betonte der Minister.

Der Minister bescheinigt den Anglern ein gutes Image, denn der weitaus größte Teil der Bevölkerung stehe der Angelfischerei positiv gegenüber. Er warnte aber vor der Ausbreitung neuer Angelpraktiken wie dem "Catch and Release". Es werde bei uns nicht akzeptiert, Tiere allein des Vergnügens wegen oder um sich mit tollen Fängen hervor tun zu können mit der Angel zu traktieren. "Wer so angelt, der handelt nicht in Übereinstimmung mit dem Fischereirecht und eindeutig gegen die Anforderungen des Tierschutzes", so Hauk. Er bedauerte, dass in manchen Angelzeitschriften und im Internet immer mehr Berichte von Anglern auftauchen, die das Angeln völlig losgelöst vom eigentlichen Sinn der Fischerei betreiben und sich damit brüsten, dass sie generell jeden gefangenen Fisch zurücksetzen. "Diese Verfechter des "Catch and Release", denen es nur um das Angelerlebnis und zumeist um den Fang möglichst großer Fische geht, sind dem Ansehen der Fischerei in Deutschland abträglich. Ich bin dem Landesfischereiverband Baden-Württemberg dankbar, dass er sich schon vor langer Zeit klar vom solchen Praktiken und dem Wettfischen distanziert hat. Lassen Sie uns gemeinsam an einer guten Zukunft der Fischerei arbeiten", betonte Hauk.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum