Natur

Minister Hauk besucht das LIFE Natur-Projekt "Oberer Hotzenwald"

"Der Obere Hotzenwald ist noch immer ein Geheimtipp für Naturfreunde und Naturliebhaber, die die stilleren Bereiche des Südschwarzwalds erleben und genießen wollen. Er zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit einer Vielzahl von Lebensräumen und einer einzigartigen Tier- und Pflanzenvielfalt aus. Über 20 kleinräumig verzahnte Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie , 144 Pflanzenarten der 'Roten Liste für gefährdete Arten in Baden-Württemberg', 14 Brutvogelarten der Europäischen Vogelschutzrichtlinie sowie weitere zahlreiche gefährdete Wirbeltier- und Insektenarten machen das rund 2.100 Hektar große Projektgebiet zu einem Brennpunkt der europäischen Artenvielfalt", sagte der baden-württembergischen Naturschutzminister, Peter Hauk MdL, anlässlich einer Pressefahrt in den Oberen Hotzenwald (Landkreis Waldshut).

Aufgrund dieser Einzigartigkeit sei ein großer Bereich im Oberen Hotzenwald auch als Schutzgebiet im Rahmen des europaweiten Schutzgebietssystems Natura 2000 gemeldet worden. In diesem Gebiet lasse sich Artenvielfalt hautnah erleben. "Gerade hier wird deutlich, dass Natura 2000-Gebiete auch in strukturschwächeren Gebieten kein Hemmschuh für die Gemeindeentwicklung sind, sondern Fördermittel sichern, die der Natur und einem sanften Tourismus in der Region zu Gute kommen", so Hauk .

Die Europäische Kommission hatte das 1,7 Millionen Euro-Projekt Ende September 2005 genehmigt und übernimmt die Hälfte der Gesamtkosten. Rund 30 Prozent trägt die Naturschutzverwaltung des Landes, die weiteren Mittel steuern die Projektpartner Stiftung Naturschutzfonds, Landesforstverwaltung, Landratsamt Waldshut sowie die Gemeinden Dachsberg und Ibach bei.

Im LIFE Natur-Projekt werden insgesamt über 150 Einzelmaßnahmen durchgeführt. Beeindruckend seien die bisher umgesetzten Maßnahmen des seit knapp drei Jahren laufenden LIFE-Naturschutzprojekts des Regierungspräsidiums Freiburg, so Hauk . So wurden bis heute drei von sechs geplanten Mooren renaturiert, 22 Hektar Weidfelder aufgelichtet, zehn Hektar Waldlebensräume und 2.000 Meter Erlen-Eschen-Auenwälder entwickelt.

Besonders empfehlenswert seien die von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg getragene und finanzierte Modellmaßnahme zum 'Naturführer Oberer Hotzenwald ', die Gästen und Einheimischen interessante Wanderungen und Veranstaltungen rund um den 'wunderbaren Hotzenwald ' anbiete. Mit den 19 Naturführern aus Dachsberg, Ibach , Görwihl, Herrischried, Todtmoos und St. Blasien stehen hochqualifizierte und kompetente Botschafter und Kooperationspartner zur Verfügung. Die engagierten Naturführer bieten 2008 rund 80 Führungen und Aktionen für Gäste in jedem Alter an.

Ein weiteres Teilprojekt der Stiftung ist das Natura-2000 Klassenzimmer, eine Naturschutzbildungsmaßnahme, die bereits schulartübergreifend von mehreren Schulklassen besucht wurde, weist neue Wege in die Natur und führt dort konkrete Naturschutzpflegeeinsätze unter naturpädagogischer Anleitung durch.

"Solche Projekte zeitigen Synergieeffekte, die sich anfangs oft nicht absehen lassen. Beispielgebend hierfür steht der im Rahmen des EU-Programmes LEADER beantragte Treffpunkt für Naturführer mit angeschlossenem Bürstenbindermuseum im Rathaus Ibach . Es zeigt, wie Strukturpolitik und Naturschutz sinnvoll an einem Strang ziehen können. Gerne überbringe ich heute deshalb die Förderzusage für den Zuschuss aus dem EU-Programm LEADER", erläuterte Minister Hauk einen erfreulichen Zusatznutzen zum LIFE Natur-Projekt.

"Auch im Hotzenwald ist das Erfolgsgeheimnis der baden-württembergischen LIFE Natur-Projekte sicht- und spürbar: Die Projekte sind in der Region verwurzelt und alle Beteiligten packen kräftig an - damit kann das LIFE Natur-Projekt 'Oberer Hotzenwald ' nur zu einem weiteren Highlight des Naturschutzes werden", würdigte Minister Hauk die gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten.

Die Projektmittel werden unmittelbar in die Regionen investiert, beispielsweise in den Dienstleistungssektor, in Handwerk und Gewerbe sowie in die Land- und Forstwirtschaft. Grundvoraussetzung hierfür waren die Natura 2000-Gebiete des Landes. "Mit der Meldung von zukünftig 17,3 Prozent der Landesfläche als Natura 2000-Gebiete ist Baden-Württemberg gut aufgestellt beim Wettbewerb um europäische Naturschutzmittel", erläuterte Naturschutzminister Hauk die Natura 2000-Politik des Landes.

Weitere Informationen zum LIFE-Projekt 'Oberer Hotzenwald ' sind unter www.hotzenwald-life.de , Informationen zur Stiftung Naturschutzfonds unter www.stiftung-naturschutz-bw.de abrufbar.

Zusatzinformation

Natura 2000

Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa charakteristische Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk von Gebieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat- ( FFH- ) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt sind. Baden-Württemberg mit seinen vielgestaltigen Landschaften und einer reichen Artenausstattung trägt durch die Meldung von 17,3 Prozent der Landesfläche zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und damit zum Erhalt der Biodiversität im Land und in der Europäischen Union bei.

LIFE Natur

Life-Natur ( L ' I nstrument F inancier pour l' E nvironnement - Finanzierungsinstrument für die Umwelt) ist ein Förderprogramm der Europäischen Union ausschließlich für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Generationen bewahrt werden sollen. In Baden-Württemberg wurden bislang elf LIFE Natur-Projekte von der EU gefördert. Durch diese werden nach Abschluss über 18 Millionen Euro zusätzliche Naturschutzmittel in die beteiligten Raumschaften geflossen sein, davon die Hälfte direkt von der EU.

LEADER

Von 1991 bis 2006 erprobte die Europäische Union mit der Gemeinschaftsinitiative LEADER ( L iaison e ntre a ctions de d éveloppement de l´ é conomie r urale - Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) einen gebietsbezogenen Entwicklungsansatz durch gezielte Förderung strukturverbessernder und innovativer Projekte in abgegrenzten Gebieten. Seit 2007 wurde der LEADER-Ansatz in die ländliche Entwicklungspolitik der EU integriert. LEADER ist damit B estandteil des Maßnahmen- und Entwicklungsplans Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2007 - 2013 ( MEPL II) und wird dort als eigenständiger vierter Schwerpunkt von der EU gefördert. Die Finanzierung für LEADER erfolgt im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums ( ELER ). Für LEADER stehen in Baden-Württemberg in der neuen Förderperiode 2007 bis 2013 rund 30 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union zur Verfügung, die um etwa den gleichen Betrag durch das Land und die an LEADER beteiligten Kommunen ergänzt werden. Förderungen im Rahmen von LEADER betreffen vorrangig den Schwerpunkt 3 "Lebensqualität im Ländlichen Raum und Diversifizierung der Ländlichen Wirtschaft".

Mit LEADER sollen gebietsbezogene, lokale Entwicklungsstrategien in genau definierten ländlichen Gebieten ( LEADER-Aktionsgebiet ) umgesetzt werden. Die Bevölkerung des ländlichen Raumes hat durch LEADER die Möglichkeit, sich aktiv an der Entwicklung ihrer Region zu beteiligen. LEADER setzt das Bottom-Up-Prinzip um, d.h. Ideen und Aktionen für die Entwicklung des ländlichen Raumes kommen aus der Region. LEADER erreicht dadurch eine verstärkte Identifikation mit den Belangen des ländlichen Raumes. In Baden-Württemberg gibt es die LEADER-Aktionsgruppen Brenzregion , Limesregion, Mittlerer Schwarzwald, Nordschwarzwald, Südschwarzwald, Oberschwaben, Neckar-Odenwald-Tauber und Südwestalb.

Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg

Anstöße geben, neue Strukturen schaffen und vielfältige Kooperationen ins Leben rufen, das sind die kennzeichnenden Merkmale für Projekte, die von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg unterstützt werden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die Stiftung Naturschutzfonds über 3.000 Projekte mit rund 88 Millionen Euro gefördert.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum