Milchwirtschaft

Minister Hauk: Mehr Unternehmertum und Management sind gefordert

"Der Globalisierungsprozess, die wachsende Weltbevölkerung, der steigende Wohlstand, insbesondere in Asien, und die veränderten Konsumgewohnheiten haben zu einer enormen Nachfrage nach Agrarprodukten und damit auch zu steigenden Preisen geführt. Hinzu kommt ein steigender Bedarf an Energie und der Wunsch einen Teil durch Bioenergie zu decken. Aus Käufer- und Interventionsmärkten sind in kürzester Zeit Verkäufermärkte geworden. Dies verändert die Landwirtschaft in Deutschland", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (6. Dezember) anlässlich einer Veranstaltung in Schonach ( Schwarzwald-Baar-Kreis ) zum Thema " Milchwirtschaft in Baden-Württemberg - Fit für die Zukunft".

Die günstige Situation am Milchmarkt eröffnet gute Chancen für eine wettbewerbsfähige Milchproduktion in Europa. Diese Chancen gelte es jetzt in Baden-Württemberg zu nutzen, um die Milchwirtschaft im Land insbesondere in den Grünlandregionen auf die zukünftigen Herausforderungen vorzubereiten, die mit dem Auslaufen der Milchquotenregelung im Jahr 2015 vorgezeichnet seien. "Milcherzeuger und Vermarktungsunternehmen müssten jetzt die notwendigen unternehmerischen Entscheidungen treffen, um ihre Betriebe auf die zu erwartenden Rahmenbedingungen auszurichten", betonte Minister Hauk.

Dafür brauchen die Betriebe Planungssicherheit sowie verlässliche und wettbewerbsgerecht gestaltete Rahmenbedingungen. Gefordert sei ein Gesamtkonzept im Rahmen des so genannten Health Check, in dem sowohl die Maßnahmen für einen gleitenden Ausstieg aus der Quotenregelung, als auch notwendige Begleitmaßnahmen, die die Milchviehbetriebe im Anpassungsprozess unterstützen, festgelegt werden.

"Eine lineare Milchquotenerhöhung in den Mitgliedsstaaten, wie von der Kommission geplant, käme auch Erzeugern zugute, die keine zusätzliche Quote benötigen. Ebenso Regionen, die bereits heute ihr Kontingent nicht erfüllen. Besser wäre deshalb eine wirkungsvolle Senkung der so genannten Superabgabe oder eine EU-weite Saldierung von Über- und Unterlieferungen", erklärte Minister Peter Hauk. Darüber hinaus müssten die Mittel, die bisher für Marktordnungsausgaben im Milchbereich verwendet wurden, für Begleitmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Landwirte und damit auch Milchviehhalter seien als Unternehmer gefordert und sollten jetzt die Zeit für die strukturelle Weiterentwicklung und die Verbesserung ihres betrieblichen Managements nutzen. Das Land unterstütze die Milchviehhalter in diesem Anpassungsprozess. An zentraler Stelle steht für Minister Hauk die einzelbetriebliche Investitionsförderung. "Damit können wir entwicklungsfähige und entwicklungswillige Betriebe – ganz gleich in welcher Region –, bei den notwendigen Investitionen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterstützen", erläuterte der Minister.

Für die Erwirtschaftung eines möglichst hohen Milchpreises, bräuchten die Milchviehhalter leistungsfähige Molkereien als Marktpartner. Daher fördere das Land seit 2007 gezielt Investitionen der Molkereien über die Marktstrukturförderung. Aber auch die Landwirte als Eigentümer der überwiegend genossenschaftlichen Molkereien in Baden-Württemberg müssten sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst sein und eine auf Wertschöpfung ausgerichtete zukunftsorientierte Unternehmenspolitik mittragen.

"Damit wir mit der dringend notwendigen Investitionsförderung die Wettbewerbsfähigkeit unserer Milchviehbetriebe und Molkereien voranbringen, brauchen wir eine ausreichende Mittelausstattung aus der Gemeinschaftsaufgabe ' Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes ' , damit die notwendigen Investitionen zeitnah durchgeführt werden können und andere Sektoren dabei nicht ins Hintertreffen geraten. Dafür werde ich mich einsetzen", sagte der Minister.

Neben den Bedürfnissen der zukunftsorientierten Milchviehbetriebe müssen die Begleitmaßnahmen insbesondere auch dem Ziel einer flächendeckenden Bewirtschaftung Rechnung tragen. Für Baden-Württemberg sei daher die Erhaltung der Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten ein wesentliches Element möglicher Begleitmaßnahmen auf EU Ebene. Darüber hinaus würden Regionen mit hohem Grünlandanteil und eher extensiver Grünlandnutzung bei der Angleichung der Zahlungsansprüche für Ackerland und Grünland ab 2010 bis 2013 profitieren.

"Bei der Entwicklung hin zu "mehr Markt und weniger Staat" hängt die Wettbewerbsfähigkeit der Milchviehbetriebe in allen Regionen Baden-Württembergs zunehmend vom Niveau des einzelbetrieblichen Managements ab", betonte der Minister. Er forderte die Milchviehhalter auf, unterstützende Angebote wie beispielsweise der Beratungsdienste und der unteren Landwirtschaftsbehörden bei den Landratsämtern aktiv zu nutzen.

Zusatzinformationen:

Der Begriff "Gesundheitsprüfung" oder "Health Check" umschreibt die für 2008 angekündigte Überprüfung der EU-Agrarreform aus dem Jahr 2003. Eine Ende November veröffentlichte Mitteilung der EU-Kommission beinhaltet sowohl die Überprüfung von Marktinstrumenten, als auch die Vereinfachung von Ausgleichszahlungen und die Ausrichtung auf neue Herausforderungen, wie beispielsweise den Klimawandel.

Milchquoten dienen im Rahmen der Garantiemengenregelung zur Beschränkung, der europäischen Milchproduktion, in dem jedem Land ein festgelegtes Kontingent (Quote) zugewiesen wurde. In Deutschland wurde entsprechend dem Referenzjahr 1983 die Quote auf die Betriebe verteilt und kann innerhalb festgelegter Übertragungsgebiete zwischen den Milcherzeugern mittels Börsen gehandelt werden.

Superabgabe ist ein Sanktionsmechanismus der greift, sobald ein Erzeuger mehr Milch produziert, als ihm Milchquote zur Verfügung steht. Dabei wird er mit Strafabgaben belegt, die die Milchproduktion ökonomisch unrentabel machen.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum