Bilanz

Minister Hauk stellt Ergebnisse zum bundesweit einzigartigen Ökomonitoring vor

"Verbraucher können darauf vertrauen, dass Lebensmittel aus ökologischem Anbau praktisch rückstandsfrei sind", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (27. Juli) als Fazit des Gesamtberichts Ökomonitoring 2002 bis 2006.

 

Laut dieser Bilanz seien insgesamt 4.298 Proben Obst, Gemüse und verarbeitete Öko-Lebensmittel aus 34 verschiedenen Herkunftsländern auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände, Umweltkontaminanten (wie DDT, Lindan, PCB oder Dioxine), gentechnische Veränderungen, Schimmelpilzgifte oder Tierarzneimittel untersucht worden. Dabei stellten die Untersuchungsergebnisse in allen Untersuchungsbereichen den Produkten aus ökologischer Erzeugung gute Noten aus. Die Masse der in Baden-Württemberg vermarkteten Öko-Ware stamme aus Deutschland, Italien und Spanien. Bei Untersuchungen von 1.958 pflanzlichen Lebensmitteln stellte sich heraus, dass etwa 95 Prozent der Stichproben im Handel das Öko-Siegel zu Recht führten. Bei 5,6 Prozent der Öko-Lebensmittel wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt, die auf Grund der Art und Menge der Wirkstoffe auf eine unzulässige Behandlung beziehungsweise eine Vermischung mit konventioneller Ware hinweisen.

 

Deutsche Ware schneidet gut ab

Differenziere man die Beanstandungen wegen falscher Öko-Kennzeichnung nach Herkunftsländern, zeige der Vergleich sehr gute Ergebnisse für deutsche Öko-Erzeuger von Obst und Gemüse. Bei nur zwei Prozent der Proben wurden Rückstandsgehalte festgestellt, die auf eine unzulässige Pflanzenschutzmittelanwendung hinweisen, während bei importiertem Obst und Gemüse höhere Beanstandungsquoten festgestellt wurden:

 

Deutschland: 2,2 Prozent

Israel: 3,3 Prozent

Spanien: 4,3 Prozent

Niederlande: 7,9 Prozent

Italien: 12,7 Prozent

 

Meiste Beanstandungen bei italienischer Ware

Auffällig hohe Beanstandungsquoten wurden in der Vergangenheit bei der Untersuchung von Karotten, Tomaten und Paprika italienischer Herkunft sowie für Zuchtpilze aus den Niederlanden festgestellt. Bei der Untersuchung von Öko-Karotten fiel in den letzten drei Jahren stets italienische Ware auf - insbesondere durch den Nachweis von Herbiziden. Hier wird offensichtlich konventionelle Ware vermehrt als Öko-Ware vertrieben.

 

"Dies ist nicht akzeptabel. Ich erwarte, dass auch die Kontrollen im Ausland besser werden. Aus diesem Grund werde ich den Bundesminister bitten, unsere Erkenntnisse den ausländischen Behörden und Handelspartnern und der EG-Kommission vorzutragen, damit Abhilfe geschaffen wird", betonte Minister Hauk.

 

Deutsche Öko-Karotten waren hingegen fast immer rückstandsfrei. Insgesamt habe sich aber in den letzten Jahren die Rückstandssituation bei Paprika und Tomaten aus ökologischer Erzeugung erkennbar verbessert.

 

Bei Lebensmitteln tierischer Herkunft keine Unterschiede zwischen konventionellem und ökologischem Anbau

Bei Lebensmitteln tierischer Herkunft ergeben sich hinsichtlich des Gehaltes an Rückständen und organischen Kontaminanten in der Regel keine signifikanten Unterschiede zu konventionellen Erzeugnissen. Dies resultiert daraus, dass die untersuchten Rückstände nicht von Stoffen aus der Produktion von Lebensmitteln stammen, sondern durch Kontamination der Umwelt oder der Futtermittel eingetragen werden und sich über die Nahrungskette im Fettgewebe der Tiere anreichern. Lebensmittel von Öko-Betrieben sind hiervon in der Regel im selben geringen Ausmaß betroffen wie konventionell wirtschaftende Betriebe.

 

Gute Ergebnisse bei Milch, Fleisch und Eiern

Milch, Fleisch oder Eier weisen inzwischen nur noch sehr geringe Gehalte an Umweltschadstoffen auf, und zwar unabhängig von der Produktionsmethode. Das ist ein Beweis für die wesentlich geringere Kontamination unserer Umwelt mit diesen Stoffen. Das macht sich auch bei der deutlich verringerten Belastung des Menschen mit diesen Stoffen, beispielsweise in der Muttermilch, bemerkbar. Es gibt heute keinen Grund mehr, wegen möglicher Schadstoffe das Stillen von Säuglingen einzuschränken, so wie das in den 80er Jahren der Fall war.

 

Insgesamt sprach Hauk von einer erfreulichen Entwicklung, so habe sich die Belastung tierischer Lebensmittel mit diesen Umweltkontaminanten und Pestiziden in den letzten 20 Jahren generell sehr deutlich reduziert.   Die Investitionen zur Vermeidung von Schadstoffen und zur Reinhaltung der Umwelt hätten deutliche Wirkungen gezeigt.

 

Keine Beanstandungen wegen gentechnisch veränderten Pflanzen in Öko-Lebensmitteln

Aktuellen Umfragen zufolge erfährt die Biotechnologie und Gentechnik eine wachsende Akzeptanz in der EU-Bevölkerung. Dies treffe allerdings nicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel zu. Lediglich 27 Prozent der EU-Bürger beziehungsweise 20 Prozent der Deutschen wollen derzeit eine weitere Förderung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Diese Skepsis schlage sich sowohl beim Angebot von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, als auch beim Anbau entsprechender Pflanzen in Europa nieder. Auch wenn die Gentechnik bei Lebensmitteln noch einen Bogen um Europa macht, ist sie weltweit weiter auf dem Vormarsch. "Die Verbraucher erwarten, dass Öko-Lebensmittel ohne Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) angebaut werden. Alle unsere Untersuchungen zeigen, dass sich diese Erwartungen bei den geprüften Lebensmitteln erfüllt haben", erläuterte der Minister.

 

Im Rahmen des Ökomonitorings wurden 308 ökologische Lebensmittel aus Soja und Mais, den für die Anwendung der Gentechnik weltweit wichtigsten Nutzpflanzen untersucht. In keinem Soja- oder Maisprodukt aus ökologischer Erzeugung waren Anteile an gentechnischen Veränderungen von mehr als 0,1 Prozent nachweisbar. Damit lagen die Gehalte von gentechnisch verändertem Mais und Soja in Öko-Lebensmitteln weit unter dem im Juni 2007 EU-weit festgelegten Grenzwert von 0,9 Prozent für Bioprodukte. Tendenziell waren im Verlauf der letzten Jahre immer weniger Bio-Lebensmittel aus Soja und Mais durch gentechnische Veränderungen verunreinigt.

 

Radioaktive Bestrahlung

Öko-Lebensmittel dürfen nicht radioaktiv bestrahlt werden. Bei der Untersuchung von insgesamt 193 Proben aus ökologischer Erzeugung wurde nur bei vier Proben sog. ayurvedischer Tees, die als teeähnliche Erzeugnisse auch Gewürze und Kräuter (Pfeffer, Ingwer, Zimt, Kardamom, Pfefferminze etc.) enthalten, eine unzulässige Bestrahlung beanstandet.

 

Zusatzinformationen:

Im Zusammenhang mit der am 16. Oktober 2001 vom Ministerrat beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung und Beratung des ökologischen Landbaus wurde das sog. Ökomonitoring ins Leben gerufen. Ein solches Überwachungsprogramm gibt es nur in Baden-Württemberg. Es ist bundesweit einmalig und auch aus anderen europäischen Ländern ist Vergleichbares nicht bekannt.

Durchgeführt wird es als Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs), wobei die Koordination und der Bericht vom CVUA Stuttgart übernommen wird . Es besteht eine enge Verbindung mit der Öko-Kontrollbehörde im RP Karlsruhe.

Alle Ergebnisse werden in Form von Jahresberichten im Internet veröffentlicht. Es gibt in Deutschland und in Europa keine andere, derart umfassende Ergebnisdarstellung über die Beschaffenheit von Öko-Lebensmitteln.

Ziele des Ökomonitorings sind:

Statuserhebung der Belastung ökologisch erzeugter Lebensmittel mit Rückständen und Kontaminanten, gentechnisch veränderten Organismen, Tierarzneimitteln, Bestrahlung usw.

Vergleich von Öko-Lebensmitteln aus einheimischer Produktion mit ausländischen Öko-Produkten.

Feststellung und Beanstandung eventueller Verbrauchertäuschung durch falsche Öko-Kennzeichnung.

 

Informationen zum Ökomonitoring und der Jahresbericht 2006 sowie die 5-Jahresbilanz sind auf der Homepage des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum www.mlr.baden-wuerttemberg.de unter Broschüren kostenlos abrufbar.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum