Forschung

Minister Hauk zieht positive Halbzeitbilanz des Forschungsprogramms "Wildvögel und Vogelgrippe"

"Auch wenn seit nunmehr knapp zwei Jahren keine neuen Fälle des hoch pathogenen Vogelgrippeerregers H5N1 mehr im Land entdeckt worden sind, kann nach Einschätzung von Experten nach wie vor keine Entwarnung gegeben werden. Deshalb ist Baden-Württemberg gut beraten, weiterhin an den ergriffenen Vorsorgemaßnahmen festzuhalten und die Erforschung der Vogelgrippe auch künftig zu unterstützen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (12. März) in Stuttgart anlässlich der Vorstellung der bisher erzielten Zwischenergebnisse des Landesforschungsprogramms 'Wildvögel und Vogelgrippe'. Im Mittelpunkt der Forschung standen unter anderem Fragen nach dem genauen Infektionsweg und der Bedeutung von Wildvögeln bei der Verbreitung des hoch pathogenen Erregers.

Das Forschungsprogramm wurde angesichts der H5N1-Ausbruchswelle im Frühjahr 2006 vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Damals war bei insgesamt 19 Wildvögeln im Land, überwiegend bei Wasservögeln am Bodensee, das hoch ansteckende H5N1 Asia ( HPAI-H5N1 )Virus nachgewiesen worden. Die Abschlussberichte des Forschungsprogramms sollen im Frühjahr / Sommer 2009 vorliegen.

Laut Minister Hauk sei Baden-Württemberg von Anfang an mit der Situation sehr pragmatisch umgegangen. T rotz der angespannten Haushaltslage seien umfangreiche Mittel aus dem Landeshaushalt bereit gestellt worden, die es ermöglichten, im Land ein eigenes Sofortforschungsprogramm ins Leben zu rufen, in dem vor allem Baden-Württemberg-spezifische Fragen behandelt werden. Die Forschungsprojekte decken wesentliche, für ein AI-Infektionsgeschehen relevante, Themenbereiche ab. „Ich bin stolz, dass Baden-Württemberg damit das erste und bislang einzige Bundesland mit einem derart umfangreichen Vogelgrippe-Forschungsprogramm mit kompetenten Partnern aus landeseigenen Institutionen wie Universitäten, den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern aber auch anderen Forschungseinrichtungen, Naturschutzverbänden und Ornithologen ist“, so der Minister.

Keine Nachweise von H5N1 seit Mai 2006 in Baden-Württemberg

Im Rahmen der Veranstaltung informierte Prof. Dr. Conraths , Leiter des Instituts für Epidemiologie beim Friedrich-Loeffler-Institut ( FLI ), über die aktuelle epidemiologische Situation der Aviären Influenza ( AI ) sowie über die AI-Befunde in Deutschland aus dem Jahr 2007. Weiterhin stellten die Projektleiterinnen und Projektleiter ihre bisher erzielten Zwischenergebnisse vor.

Ein Ergebnis wurde erfreulicherweise von allen Referenten bestätigt: Trotz Ausweitung und Intensivierung der Beprobung von Wildvögeln konnte seit Beginn des Forschungsprogramms im Herbst 2006 in Baden-Württemberg kein weiterer Fall des hochpathogenen Vogelgippevirus H5N1 nachgewiesen werden.

Wegstrecken von Wildvögeln deutlich weiter als gedacht

Neue Erkenntnisse ergaben sich bereits in Bezug auf den Aktionsradius einiger Vogelarten. „So flog zum Beispiel eine mit einem Sender ausgestattete Stockente innerhalb weniger Wochen völlig unerwartet während der Brutzeit vom Bodensee bis nach Russland und wieder zurück. Dies zeigt, dass heimische Vögel kurzfristig in der Lage sind, auch in ferne Gebiete vorzudringen, die von der Vogelgrippe betroffen sein können“, so Dr. Wolfgang Fiedler, Leiter der Vogelwarte Radolfzell. "Aus dem bisherigem Datenmaterial wäre die Annahme einer solchen Flugroute zur gegebenen Jahreszeit gemeinhin als unrealistisch eingestuft worden", erklärte Fiedler weiter.

Auch die Graugänse im Mittleren Neckartal legen mitunter große Entfernungen zurück, wobei es starke individuelle Unterschiede gibt. Insgesamt nutzen die Graugänse den Neckarraum von Stuttgart ausgehend bis Heilbronn und bis Rottenburg und können somit auch in bisher im Hinblick auf eine Aufstallungspflicht nicht reglementierte Neckarabschnitte vordringen. Dies zeigt ein Zwischenergebnis des Forschungsprojekts vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, das die 'Wanderbewegungen der Stuttgarter Graugänse und ihre mögliche Bedeutung für die Ausbreitung der Vogelgrippe' untersucht.

Virus vermehrt sich in Dreikantmuscheln

Außerdem gelang es der Universität Hohenheim, im Rahmen von Laborversuchen mit Dreikantmuscheln eine Aufnahme und Abgabe niedrig pathogener Vogelgrippeviren durch diese Muscheln nachzuweisen. Dadurch könnten mögliche neue Infektionswege aufgedeckt werden, da diese Muscheln einigen bisher infizierten Entenarten als Nahrung dienen.

Erfreut zeigte sich Minister Hauk auch darüber, dass im Projekt des Landesgesundheitsamts nun ein Nachweisverfahren geschaffen werden konnte, das es ermöglicht, unter Laborbedingungen Influenza A-Viren in Wasserproben größeren Volumens nachzuweisen. Damit könnten Erreger aus Gewässerproben ohne Beprobung der Vögel nachgewiesen werden.

Frühe Forschung ermöglicht richtigen Umgang mit H5N1

Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass Baden-Württemberg mit 'Wildvögel und Vogelgrippe' einen wichtigen Beitrag zu der Erforschung der Vogelgrippe leistet.

Minister Hauk zeigte sich zuversichtlich, dass es durch die zukünftigen Resultate des Forschungsprogramms sowie das umfassende AI-Monitoringprogramm des Landes möglich ist, noch zielgerichtete Abwehr- und Reaktionsstrategien zu erarbeiten und somit einem gegebenenfalls neuerlich auftretenden Seuchengeschehen optimal begegnen zu können.

Die in den Projekten aufgewendeten Fördermittel sind eine unverzichtbare Investition in die Zukunft und die Sicherheit, resümierten Minister Hauk und die teilnehmenden Experten zum Ende der Veranstaltung. "Das Vogelgrippe-Virus wird dauerhaft präsent sein, deshalb sollten wir frühzeitig lernen, damit umzugehen. Das Forschungsprogramm 'Wildvögel und Vogelgrippe' trägt einen wichtigen Teil dazu bei. Nur wenn wir potentielle Risikotierarten, Übertragungswege und Schwachstellen des Virus kennen, haben wir die Möglichkeit zu agieren und nicht nur zu reagieren", hob Hauk hervor.

Weitere Informationen zu 'Wildvögel und Vogelgrippe' Baden-Württemberg ( WuV ) sowie Kurzbeschreibungen zu den einzelnen Forschungsprojekten finden Sie unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de und unter www.wuv-bw.de .

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum