Flächenverbrauch

Modellprojekt MELAP auf der Zielgeraden  

"Noch gut ein Jahr wird im Rahmen des 'Modellprojekts Eindämmung des Landschaftsverbrauchs durch Aktivierung des innerörtlichen Potenzials' (MELAP) gearbeitet. Dann wird das Modellvorhaben abgeschlossen sein. MELAP hat uns bei der Suche nach Strategien zur Eindämmung des Flächenverbrauchs und zur Stärkung des Ortszentrums wichtige Erkenntnisse gebracht. Die wissenschaftliche Auswertung wird in der anstehenden Schlussphase im Mittelpunkt stehen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (30. August) in Stuttgart.

Der Flächenverbrauch im Land sei mit 9,4 Hektar pro Tag nach wie vor zu hoch: "Die Fläche von rund 13 Fußballfeldern täglich für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu zu nutzen, ist in der heutigen Zeit nicht mehr vertretbar", erläuterte der Minister. Deshalb sei bereits jetzt, noch vor Abschluss des Modellprojektes MELAP, die Richtlinie zum Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) mit einer deutlichen Ausrichtung hin zum Flächensparen überarbeitet worden. Dabei seien die gewonnenen Erfahrungen aus MELAP wesentliche Grundlage für die Überarbeitung der ELR-Richtlinie gewesen.

"Die Ausweisung weiterer Neubaugebiete im ländlichen Raum ist weitgehend entbehrlich. Dass dennoch in vielen Kommunen Neubaugebiete ausgewiesen werden, ohne Kenntnis über den Stand der eigenen Innenentwicklungspotenziale, zeigt, dass die Baupolitik in zahlreichen Kommunen fehl läuft," kritisierte Hauk. Der demographische Optimismus vieler Bürgermeister im ländlichen Raum bei der weiteren Einwohnerentwicklung ihrer Gemeinde, könne fatale finanzielle Folgen haben. Im Rahmen des MELAP habe sich gezeigt, dass die Ausweisung von Neubaugebieten bei gleichzeitiger Entvölkerung des Ortskernes zu gewaltigen ökonomischen Problemen führen kann. Die wirtschaftliche Dimension der Nachhaltigkeit werde von vielen Kommunen außer Acht gelassen oder nicht ausreichend erkannt. "Mit der überarbeiteten ELR-Richtlinie geben wir den Gemeinden wirksame Hilfestellung bei der Innenentwicklung ," erklärte der Minister. Schließlich käme den Gemeinden bei dieser wichtigen Thematik eine Schlüsselrolle zu, denn raum- und strukturbedeutsame Entscheidungen fielen vor Ort.

Der Weg der Gemeinden, über die Innenentwicklung Bauland zur Verfügung zu stellen, sei zweifellos der mühsamere. Dies liege aber auch daran, dass viele Bürgerinnen und Bürger, die Immobilien im Ortskern besitzen, den Wert ihrer Immobilie falsch einschätzen. "Die Wertentwicklung wird oftmals zu positiv eingeschätzt; die "Goldgräberstimmung" beim Wertzuwachs von Grundstücken und Gebäuden im ländlichen Raum gehört aber weitestgehend der Vergangenheit an. Gemeinden und den Verantwortlichen in der Immobilienwirtschaft ist deshalb zu empfehlen, Bürger über die Wertentwicklung von leerstehenden Anwesen und unbebauten innerörtlichen Baugrundstücken aufzuklären und beispielsweise in Gutachterausschüssen realistische Verkehrswerte zu ermitteln", betonte Minister Hauk.

Die Gemeinden müssten ihren Bürgerinnen und Bürgern "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" überzeugend vermitteln. Wer die Projekte in den MELAP-Gemeinden gesehen habe, erkenne, welche Vorzüge ein Wohnumfeld in einem Ortskern mit Flair und besonderer Identität hat. Häufig hätten gute Projekte im Ortskern zahlreiche Nachahmer gefunden. Der Stein müsse ins Rollen gebracht werden; das aber gehe nun mal nicht von selbst. Die neue ELR-Richtlinie solle die Gemeinden auch in diesem Prozess künftig mehr unterstützen.

"Stadtflucht" sei bisher in den MELAP-Orten eine Quelle des beständigen Wachstums gewesen. Schon seit Mitte der 1990er Jahre lasse, so habe das Modellprojekt gezeigt, diese Zuwanderung nach. Sie sei in den letzten Jahren in den verkehrsmäßig ungünstig gelegenen Gemeinden sogar ganz ausgeblieben. Die Ausweisung von Neubaugebieten, um doch noch eine verebbende Wanderung junger Familien zu erreichen, verspreche, so der Minister, unter der harten Konkurrenz der Gemeinden um diese Zuwanderer auch bei Dumpingpreisen für Grundstücke keinen Erfolg.

Die Modellgemeinden hätten in der Projektphase auf diesen Weg verzichtet. Stattdessen konzentrierte man sich darauf, die Heimatbindung der eigenen Bürger und insbesondere der Jugend zu stärken. Der aufkeimende Bewusstseinswandel für die Stärkung der Ortskerne, für die hohe Qualität des Lebens im Dorf und der Zusammenhalt in der lebendigen Gemeinschaft sei ein sichtbarer Erfolg des Modellprojekts.

Zusatzinformation:

Das Modellprogramm MELAP wurde in zwei Stufen umgesetzt. Für die erste Stufe haben die Gemeinden Anträge für fast 200 Orte gestellt. Die 41 besten Konzeptionen sind in dieser ersten Stufe gefördert worden. Aus diesen vorgelegten Konzeptionen wurden dreizehn Orte in die Stufe zwei aufgenommen und erhalten konkret Fördermittel für die Objekte.

Die folgenden Gemeinden oder Ortsteile nehmen am Modellprojekt teil: Die Gemeinde Aitrach (Landkreis Ravensburg) mit dem Ortsteil Mooshausen, die Stadt Bad Dürrheim ( Schwarzwald-Baar-Kreis ) mit dem Ortsteil Unterbaldingen , die Gemeinde Buchheim (Landkreis Tuttlingen), die Stadt Creglingen (Main-Tauber-Kreis) mit dem Ortsteil Münster, die Gemeinde Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis) mit dem Ortsteil Gerchsheim, die Gemeinde Illmensee (Landkreis Sigmaringen) mit den Ortsteilen Illmensee und Ruschweiler , die Stadt Oberndorf a. N. (Landkreis Rottweil) mit dem Ortsteil Aistaig , die Gemeinde Obernheim ( Zollernalbkreis ), die Stadt Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis) mit dem Ortsteil Schlierstadt , die Gemeinde Schefflenz (Neckar-Odenwald-Kreis) mit dem Ortsteil Unterschefflenz, die Gemeinde Schöntal (Hohenlohekreis) mit dem Ortsteil Oberkessach , die Gemeinde Schopfloch (Kreis Freudenstadt) mit den Ortsteilen Ober- und Unteriflingen und die Gemeinde Wüstenrot (Landkreis Heilbronn) mit dem Ortsteil Neuhütten. Alle Modellgemeinden befinden sich im ländlichen Raum und sind zumeist landwirtschaftlich geprägt. Die Größen der Ortschaften liegen zwischen 230 und 1.600 Einwohnern.

Weitere Informationen zu MELAP und den Modellgemeinden sind unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de abrufbar.

Quelle:

Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum